Gea intensiviert Umbau

800 Stellen fallen weg - Viel Sparpotenzial im Einkauf - Bis zu 250 Mill. Euro Restrukturierungsaufwand

Gea intensiviert Umbau

Gea nennt neue Mittelfristziele und will mit einem Maßnahmenpaket das operative Ergebnis um bis zu 130 Mill. Euro steigern. Etwa 4 % der Konzernstellen werden gestrichen. Aktivitäten in zwei Sparten stehen zum Verkauf.ak Düsseldorf – Die neue Gea-Führung macht Tempo bei der Neuaufstellung des zuletzt ertragsschwachen Maschinenbauers. Auf dem Kapitalmarkttag in London stellten der neue Vorstandschef Stefan Klebert und CFO Marcus Ketter, die beide erste wenige Monate im Konzern sind, neue Mittelfristziele und ein umfangreiches Maßnahmenpaket vor. “Das ist eine Story über Selbstoptimierung in attraktiven Märkten. Die Gea hat konstant an Ergebnis verloren in den vergangenen Jahren”, resümierte Klebert in einer Telefonkonferenz. Es liege nicht am Markt, sondern in den eigenen Händen, das auf die Lebensmittelindustrie fokussierte Unternehmen wieder nach vorn zu bringen. Mehr Werke in OsteuropaGea will bis Ende 2020 etwa 800 Vollzeitstellen abbauen. Das entspricht etwa 4 % der Belegschaft. Darin enthalten sind 220 Stellen in der bisherigen Sparte Solutions, deren Wegfall Klebert schon im Mai angekündigt hatte. Außerdem will Gea Werke von West- nach Osteuropa verlagern und die Produktion in bestehenden Standorten in Asien/Pazifik bündeln, und die Auslastung zu verbessern. 73 % der Produktionsstunden würden heute in Hochkostenländern erbracht, erläuterte Klebert. Dieser Wert solle bis 2025 schrittweise auf 63 % sinken. Neuer COO in SichtDen Einkauf hatte die neue Gea-Führung schon zuvor als Baustelle identifiziert, da es drei unterschiedliche Einkaufsbereiche im Konzern gegeben habe. Es geht um ein Gesamt-Einkaufsvolumen von 2,8 Mrd. Euro, das gebündelt werden soll. Dadurch sollen von 2022 an jährlich rund 50 Mill. Euro eingespart werden. Schon 2020 soll der Synergieeffekt 26 Mill. Euro erreichen. Ein neuer COO und weiteres Vorstandsmitglied ist schon gefunden, den Namen wollte Klebert noch nicht preisgeben.Der Restrukturierungsaufwand beläuft sich nach Angaben von Finanzchef Ketter in den kommenden Jahren bis 2022 auf 210 bis 250 Mill. Euro. Das Gros – etwa die Hälfte der Summe – wird auf das kommende Jahr entfallen. Im laufenden Jahr rechnet Gea mit Restrukturierungskosten von 45 bis 55 Mill. Euro.Dagegen steht die Erwartung, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um 65 bis 130 Mill. Euro zu steigern. Ketter erläuterte, die Spanne sei deshalb so groß, weil auch in den Einzelmaßnahmen Korridore genannt worden seien. Ihre Summierung habe zu der relativ großen Spreizung geführt.Als neue Mittelfristziele gibt Gea bis 2022 vor, den Umsatz jährlich um durchschnittlich 2 bis 3 % steigern zu wollen. Die Ebitda-Marge vor Restrukturierungsaufwand, die im Geschäftsjahr 2019 voraussichtlich bei 9,8 % liegen wird, soll bis dahin auf 11,5 bis 13,5 % zulegen. Die Investitionsausgaben sollen mittelfristig zwischen 2,5 und 3,5 % des Umsatzes liegen.Der Vorstand beabsichtigt auch, sich von ausgewählten Aktivitäten in zwei der künftigen fünf Sparten zu trennen. Verkäufe sind in der Farmtechnik und Kältetechnik geplant. Sehr konkret ist das noch nicht. “Wir sind in einer relativ frühen Phase”, sagte Klebert. Die betroffenen Geschäfte erzielten vergleichsweise geringe Margen. Sie kommen aktuell auf einen Umsatz von rund 200 Mill. Euro, die Zahl der dort beschäftigten Vollzeitkräfte beläuft sich auf 700.Auch in die IT will Gea investieren. Ziel ist es, die Komplexität zu reduzieren. Das neue globale ERP-System soll bis 2025 eingeführt werden. Prognose bestätigtTrotz des Umbaus und der Ergebnisbelastungen soll die Dividende stabil bleiben. Klebert kündigte an, für 2019 wiederum 0,85 Euro auskehren zu wollen. Der Konzern verfüge über eine gesunde Finanzstruktur.Der Vorstand bestätigte die bisherige Prognose für das Gesamtjahr. Der Umsatz dürfte moderat unter dem Vorjahresniveau landen. Beim Ebitda vor Restrukturierungsaufwand geht Gea von 450 bis 490 Mill. Euro aus. Der Roce wird auf 8,5 bis 10,5 % avisiert.