Maschinen- und Anlagenbau

Gea hält Kurs trotz Branchenflaute

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau leidet unter Konjunkturschwäche daheim und Zöllen in den USA. Ein Unternehmen kann sich dem Negativtrend entziehen: Gea.

Gea hält Kurs trotz Branchenflaute

Gea hält Kurs trotz Branchenflaute

Konzernchef Stefan Klebert sieht Nordamerika-Geschäft durch Zölle nicht belastet

das Frankfurt

Während viele Maschinen- und Anlagenbauer unter den US-Zölle leiden, bemerkt Dax-Neuling Gea keine Bremsspuren in seinem Nordamerika-Geschäft. Im Gegenteil: Konzernchef Stefan Stefan Klebert erläutert im Interview mit der Börsen-Zeitung seine Wachstumspläne samt möglichen Zukäufen in Übersee. „Wir haben bislang nicht gesehen, dass in Nordamerika Projekte verschoben werden“, sagt Klebert. „Die Amerikaner kaufen weiterhin unsere Anlagen.“

Weltweit erhielten die Düsseldorfer im zurückliegenden Jahresviertel annähernd 6% mehr Aufträge als im Vorjahreszeitraum. Selbst der europäische Heimatmarkt mit seiner Konjunkturschwäche läuft laut Klebert rund. Nach neun Monaten liegt das Auftragsplus im Konzern bei etwa 4%. Dabei hat Gea einen bereits im Sommer angekündigten Auftrag für die weltgrößte Molkerei und Milchpulveranlage in Algerien noch gar nicht gebucht – das ist erst im Oktober geschehen nach Eingang der Anzahlung.

Deutscher Maschinenbau in der Krise

Das Abschneiden steht im Gegensatz zur Branchenentwicklung: Nach Zahlen des Verbands der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) schrumpften die Auftragseingänge in den ersten neun Monaten um 1%, wobei sich die Lage zuletzt zuspitzte: Im dritten Quartal alleine steht ein Minus von 6%. VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt sprach zu Wochenbeginn von einer „Nachfrageflaute und Unterauslastung“.

Gea konnte auch Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal steigern und ist damit auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Dem Unternehmen kommt zugute, dass die Kunden vorrangig aus der Nahrungsmittel- und Pharmabranche kommen. „So lange es Menschen auf dem Planeten gibt, die essen und trinken müssen, gibt es eine Nachfrage nach unseren Anlagen“, sagt Klebert. Direkte amerikanische Wettbewerber gebe es nicht. „Deshalb gelingt es uns, die Zölle eins zu eins an unsere Kunden weiterzugeben.“ Der Konzern besitzt zudem 6 Produktionsstandorte in den USA, weltweit sind es 42. Klebert würde dieses Netz gerne noch dichter weben: „Ich kann mir Akquisitionen in China, Indien oder auch den USA vorstellen.“

Interview und Artikel Seite 9

Gea steht hinter Jahreszielen

Für das laufende Geschäftsjahr geht Gea weiterhin von einem organischen Umsatzwachstum zwischen 2 und 4% aus. Nach neun Monaten hat das Unternehmen das Minimalziel erreicht, wobei das Wachstum im dritten Quartal noch einmal deutlich angesprungen war. Bei der Ebitda-Marge vor Restrukturierungsaufwand erwartet Gea 16,2 bis 16,4 Prozent und lag nach neun Monaten am oberen Ende der Spanne. Für das ROCE wird ein Wert von 34 bis 38 Prozent prognostiziert. Zuletzt kam Gea hier auf gut 35%.

Aktie fällt

Die erfolgsverwöhnten Anleger waren jedoch nur bedingt zufrieden. Die Aktie lag am Nachmittag rund 2% im Minus. Analysten sprachen von soliden Zahlen weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Allerdings ist das Papier in der jüngeren Vergangenheit auch schon sehr gut gelaufen. Seit Jahresanfang hat der Wert gut 25% zulegt und schneidet damit besser ab als Dax (+20%) und MDax (+15%).

Erst im September war Gea, dessen Wurzeln mehr als 140 Jahre zurückreichen, in den deutschen Leitindex aufgestiegen. Der Konzern mit seinen weltweit rund 18.000 Beschäftigten verdient sein Geld vor allem mit Anlagen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie die Pharmabranche. Zu den Produkten gehören Melkanlagen, Verpackungssysteme und Tablettenpressen.

Im dritten Quartal entwickelte sich vor allem das Servicegeschäft positiv mit einem Zuwachs von 7,3%. Der überdurchschnittlich profitable Bereich macht damit mittlerweile gut 40% am Gesamtumsatz aus. Das Geschäft mit neuen Maschinen legte organisch um 2,7% zu.