Gea unterläuft erneut die Prognosen
Gea patzt erneut und verfehlt das operative Ergebnisziel für 2017. Auch für 2018 dämpft der Vorstand die Erwartungen. Der MDax-Konzern hat derzeit eine Menge Baustellen.ak Düsseldorf – Die Gea hat mit der Bekanntgabe vorläufiger Zahlen und einem ernüchternden Ausblick für 2018 am Dienstag den Kapitalmarkt überrascht. Mit einem operativen Ebitda von voraussichtlich 565 Mill. Euro bleibt der Maschinenbauer unter der bereits zweimal reduzierten Prognose für das Gesamtjahr 2017. Schon Anfang November hatte sich abgezeichnet, dass Gea ein exzellentes viertes Quartal benötigt hätte, um das Minimumziel von 573 Mill. Euro zu erreichen. In der Tat gingen zwischen Oktober und Dezember mit 1,3 Mrd. Euro so viele Aufträge ein wie noch nie in einem Quartal. Dennoch reichte es nicht.Auch für das laufende Geschäftsjahr dämpfte der Vorstand die Erwartungen und definiert die realistische Spanne auf 590 bis 640 Mill. Euro. Die Führung des größten lupenreinen Maschinenbauers an der Börse hierzulande sah sich zu der Veröffentlichung gezwungen, da die Konsensus-Schätzungen der Analysten bei 635 Mill. Euro und damit zu hoch gelegen hatten. Starker Euro belastetGea kämpft mit Problemen an mehreren Stellen. Die anhaltende Nachfrageschwäche der wichtigen Kundengruppe Milchverarbeiter zehrt an der Marge. Nach Auskunft eines Sprechers erzielt das Unternehmen in vielen anderen Abnehmerindustrien weniger Rendite. Ein “anspruchsvolles Marktumfeld” registriert der Vorstand auch bei den Getränkeherstellern. Für diese Branche hatte Gea im Herbst bereits einen Umsatzrückgang von 9 % gemeldet.Neu sind die erheblichen Belastungen angesichts ungünstiger Wechselkurse im zweiten Halbjahr 2017. Der starke Euro habe zu Einbußen im mittleren zweistelligen Millionenbetrag bei Umsatz und Auftragseingang geführt, teilte Gea mit. Die operative Ergebnisbelastung belaufe sich durch diesen Effekt auf 5 Mill. Euro. Kleine EntlastungenEinige kleine Entlastungen konnten das Ergebnis 2017 auch nicht retten: Gea hat nicht mehr benötigte Immobilien mit einem Ertrag von rund 14 Mill. Euro verkauft. Zudem fiel die Belastung durch Nachjustierungen bei Abfüllanlagen nicht so hoch aus wie befürchtet. Eine neue Generation dieser Maschinen hatte nicht so schnell produziert wie versprochen. Für die Nachrüstungen hatte Gea bis zu 27 Mill. Euro einkalkuliert. Jetzt seien es 20 Mill. Euro geworden, teilte Gea mit. “Für das laufende Geschäftsjahr wird von keinen weiteren Belastungen aus diesen Anlagen ausgegangen.”Dennoch sind die kurzfristigen Aussichten gedämpft. Gea erwartet 2018 akquisitionsbereinigt einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Dazu werde ein Erlös von 190 Mill. Euro aus den seit Anfang 2017 bis heute getätigten Zukäufen kommen, hieß es. Das geringere operative Ebitda als von Analysten bisher erwartet resultiere aus negativen Währungseffekten, Personalkostensteigerungen von 40 Mill. Euro sowie um etwa 10 Mill. Euro erhöhten IT-Infrastrukturkosten. Hier wirke sich der Umstieg von eigenen Investitionen auf Cloud-Services von Dienstleistern aus. Schlechter MargenmixNach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Jürg Oleas wächst Gea derzeit in einigen Abnehmerindustrien stark, die unterdurchschnittlich profitabel sind. Das dürfte besonders für die Aktivitäten der mittlerweile integrierten niederländischen CFS in der Fleisch- und Käseverarbeitung gelten sowie für die Melktechnik.Gea schleppt allerdings auch ein hausgemachtes Problem mit sich herum. Die vor fast drei Jahren begonnene tiefgreifende Neuorganisation des Konzerns läuft nicht rund. “Wir müssen anerkennen, dass die vollständige Transformation längere Zeit benötigt als ursprünglich angenommen”, ließ sich Oleas zitieren. “Zusätzlich werden wir weitere strategische Initiativen insbesondere im Hinblick auf Umsatzwachstum, Service, Portfolio sowie weitere Optimierungsmaßnahmen konsequent angehen.” Ausführlich will die Gea-Führung die Pläne am Kapitalmarkttag am 12. März erläutern.Die abschließende schlechte Nachricht des MDax-Konzerns betraf am Montag das Konzernergebnis, für das Gea traditionell keine explizite Prognose abgibt. Aus der Bewertung aktiver latenter Steuern werde der Nettogewinn 2017 um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gedrückt, der nicht zahlungswirksam sei. Der Effekt sei im Wesentlichen auf die US-Steuerreform zurückzuführen. Auf das für die Dividendenzahlung maßgebliche HGB-Ergebnis habe das jedoch keine Auswirkung, betonte Gea. Das Unternehmen hatte in den vergangenen beiden Jahren jeweils 0,80 Euro je Aktie an die Anteilseigner ausgekehrt.Die Investoren reagierten einigermaßen gelassen auf den erneuten Dämpfer aus dem Hause Gea. Der Aktienkurs fiel nach einem Rutsch um 5 % zu Handelsbeginn am Ende um knapp 1 %.—– Wertberichtigt Seite 8