Gegenwind für einen Telekomausrüster

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 29.12.2017 2017 war für Aktienanleger in Deutschland abermals ein guter Jahrgang. Die Börsenrally hielt an. Doch manche Werte gehörten zu den großen Verlierern. Dazu zählte das Papier des...

Gegenwind für einen Telekomausrüster

Von Stefan Kroneck, München2017 war für Aktienanleger in Deutschland abermals ein guter Jahrgang. Die Börsenrally hielt an. Doch manche Werte gehörten zu den großen Verlierern. Dazu zählte das Papier des Telekommunikationsausrüsters Adva Optical Networking. Während der Anteilschein des seit 1999 börsennotierte TecDax-Mitglieds in den vergangenen zwölf Monaten fast ein Viertel einbüßte, legte der Index um über 40 % zu.Was war geschehen, dass der Titel des Unternehmens mit operativem Hauptsitz in Martinsried bei München und juristischem Sitz in der thüringischen Gemeinde Meiningen-Dreißigacker so abstürzte? Die Anleger nahmen dem Unternehmen zwei Gewinnwarnungen in Folge übel (vgl. BZ vom 30. August). Das waren die ersten Prognosesenkungen der Firma seit neun Jahren.Die Aktie, die im April noch 11 Euro wert war, fiel auf 4,80 Euro zurück. Seit Mitte November pendelt sie bei etwas über 6 Euro. Der rund 1 800 Mitarbeiter zählende Konzern bringt damit 303 Mill. Euro auf die Waage.Dem Vorstand unter dem Vorsitzenden und Firmenmitgründer Brian Protiva machten in den Sommermonaten Umsatzrückgänge zu schaffen. Zwei Großkunden fuhren ihre Aufträge unerwartet deutlich zurück. Nach Angaben von Adva handelte es sich dabei um einen Abnehmer in den USA und einen Netzbetreiber, der aufgrund eines Zukaufs vorsichtiger im Einkauf vorging. Restrukturierung drücktHinzu kamen Restrukturierungsaufwendungen von 8,4 Mill. Euro unter anderem in Form von Abfindungen nach dem Erwerb des US-Wettbewerbers MRV Communications im Juli (vgl. BZ vom 4. Juli). Adva berappte für die Akquisition laut Zwischenbericht zum 30. September umgerechnet 58 Mill. Euro. Das war die zweitteuerste Übernahme in der Geschichte des 1994 gegründeten Unternehmens. Das einstige Neuer-Markt-Mitglied hatte vor 17 Jahren den britischen Konkurrenten Storage für 103 Mill. Euro erworben. Seinerzeit zerplatzten aber die Expansionsträume rasch. Adva geriet in eine Krise. Die Aktie ging auf Talfahrt. Nach einer mühsamen Neuausrichtung rappelte sich der Konzern wieder auf.Vor diesem Hintergrund war das zurückliegende dritte Quartal für die Adva-Spitze ein empfindlicher Rückschlag in ihrem Bemühen, im Cloud-Segment weltweit profitabel zu wachsen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sackte der Konzernumsatz um 9 % auf 397 Mill. Euro ab. Das Betriebsergebnis brach um 80 % auf 2,1 Mill. Euro ein. Nach Steuern verbuchte Adva sogar einen Verlust von 3,3 Mill. Euro nach einem Gewinn von 7,9 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Offen ist, ob es für den Jahresabschluss ebenfalls auf einen Fehlbetrag hinausläuft. Im Prognoseteil zum Neunmonatsbericht äußerte sich der CEO dazu nicht konkret. Angesichts der Mehrbelastungen könnte der Konzern vermutlich einen Jahresverlust verbuchen. Ausblick mit EinschränkungEntscheidend sind hierfür die Entwicklungen im auslaufenden vierten Quartal bei den Aufwendungen. Adva plant nach dem Erwerb des an der US-Technologiebörse Nasdaq notierten Unternehmens Stellenstreichungen, um mit MRV im Konzernverbund künftig kosteneffizienter zu arbeiten. Ein solcher Umbau verschlingt aber zunächst viel Geld. Im Ausblick weist das Management einschränkend darauf hin, dass “einmalige Integrationskosten” für den MRV-Erwerb auf operativer Ebene nicht berücksichtigt seien. Für die Anleger ist das aber offensichtlich derzeit kein großes Thema. Zur Vorlage des Zwischenberichts verbreitete Protiva trotz schwacher Dreimonatszahlen gute Stimmung (vgl. BZ vom 27. Oktober). Die Integration von MRV sei “nun zum größten Teil” abgeschlossen, verkündete er. Damit habe Adva eine “solide Ausgangsposition” geschaffen, um 2018 wieder profitabel zu wachsen.Das Ziel ist dabei also klar: Nach dem Dämpfer in den Sommermonaten will der CEO so rasch wie möglich zur alten Ertragsstärke von vor zwei Jahren zurückkehren. Der Tag der Wahrheit für Adva ist der 22. Februar, wenn der Vorstand den Geschäftsbericht 2017 vorlegt.Dann dürften auch die beiden Großaktionäre gespannt auf das Zahlenwerk blicken. Der auf die Hightech-Branche spezialisierte Investor Egora Holding – ebenfalls mit Sitz in Martinsried – hält 15 %. Egora-Chef ist Eric V. Protiva, der ältere Bruder des Adva-Vorstandsvorsitzenden. Dieser gehörte dem Aufsichtsrat bis Juli 2015 an. Die vor fünf Jahren gegründete Schweizer Beteiligungsgesellschaft Teleios Capital Partners mit Sitz in Zug hält ebenso 15 %. Der Streubesitz von Adva umfasst rund 70 % des Grundkapitals. ——–Nach einem schwachen Quartal will Adva Optical zu alter Ertragsstärke zurück.——-