Gerangel um Air Berlin
Die Lufthansa hat nun auch offiziell ihr Interesse an einer Übernahme von Teilen der Air Berlin sowie der österreichischen Tochter der insolventen Airline, Niki, bekundet. Als möglicher Kaufpreis ist von einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag die Rede.Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDie Lufthansa hat bei der ersten Gläubigerversammlung der insolventen Air Berlin offiziell ihr Interesse bekundet, Teile der Fluggesellschaft sowie deren österreichische Tochter Niki zu übernehmen. Lufthansa bestätigte am Mittwochabend, sich in Verhandlungen mit Air Berlin zu befinden und diese schnell zu einem positiven Ergebnis führen zu wollen. Als Kaufpreis ist dem Vernehmen nach von einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag die Rede, der ausreichen sollte, um den staatlichen Überbrückungskredit über 150 Mill. Euro zurückzahlen zu können.Ob andere Fluggesellschaften eine offizielle Interessenbekundung abgegeben haben, wurde nicht bekannt. Allerdings war in den vergangenen Tagen von der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet als weiterem möglichen Bieter die Rede, der vor allem ein Auge auf das Berlin-Geschäft der Air Berlin geworfen haben soll. Außerdem will wohl die Tochter des Reisekonzerns Thomas Cook, die Ferienfluggesellschaft Condor, einen Teil der Air-Berlin-Flotte übernehmen. Auch Hans Rudolf Wöhrl, einst stark im Luftfahrtgeschäft engagiert, hatte mitgeteilt, die insolvente Airline als Ganzes übernehmen zu wollen. Der Unternehmer hatte vor Jahren seine Unternehmen DBA und LTU an Air Berlin verkauft. Lange PartnersucheDer ganze Prozess um Insolvenz und Zerschlagung der Air Berlin, den der Chef des irischen Billigfliegers Ryanair als “abgekartetes Spiel” bezeichnet, sorgt weiter für Aufregung. Unternehmer Wöhrl beklagte sich am Mittwoch darüber, dass es bei der laut Air Berlin bereits im Frühsommer gestarteten Suche nach Partnern keinen strukturierten Prozess gegeben habe. Vielmehr seien nur die Interessenlagen bei ein paar befreundeten Unternehmen abgefragt worden, kritisierte Wöhrl. Da er und sein Unternehmen, die Intro-Verwaltungs-GmbH, also nicht wissen konnten, dass Air Berlin zum Verkauf steht, sei es gar nicht möglich gewesen, in ein Prüfungsverfahren im Datenraum einzusteigen. Ähnlich hatte sich der Chef des Billigfliegers Ryanair Michael O’Leary am Dienstag geäußert, nachdem bekannt geworden war, dass die Air-Berlin-Führung möglichen Interessenten bereits seit Ende Mai/Anfang Juni Einblick in Unternehmensdaten gewährt hat. Der Ryanair-Chef hatte zudem gesagt, ebenso wie Wöhrl an Air Berlin als Ganzem interessiert zu sein, zunächst müsse er aber erst einmal die Daten prüfen. Bisher wisse er nicht, wie viel Restrukturierung notwendig sei oder wie viel Geld die Airline verliere. Er brauche Informationen über Leasing- und Tarifverträge sowie über die Vereinbarungen mit den Flughäfen.Air Berlin teilte am Abend nur mit, die Ausschüsse hätten einstimmig die weitere Betriebsfortführung sowie die Weiterführung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beschlossen. Die Meinungen gehen auseinander, wie schnell über Zerschlagung und Verkauf von Air Berlin entschieden wird. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich eine Entscheidung noch zehn Tage hinziehen könnte. Dem Unternehmen läuft die Zeit davon, das Geld aus dem Überbrückungskredit könnte binnen Wochen aufgebraucht sein. Wenn das der Fall ist, müssten die Flugzeuge der Air Berlin am Boden bleiben, die Start- und Landerechte würden an die zuständigen Behörden zurückgegeben. Dann aber verliert Air Berlin für mögliche Käufer einen Großteil des Wertes, der vor allem in den Zeitfenstern für Starts und Landungen an den Flughäfen in Berlin und Düsseldorf besteht.