ak Düsseldorf – Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen hat einiges vor. Schon in diesem Jahr soll sich das Wachstum des Herstellers komplexer Verpackungen für die Pharmaindustrie signifikant beschleunigen. Nach einem nur kleinen Umsatzplus von 1,8 % im vergangenen Jahr – die Prognose wurde gerade so am unteren Ende erreicht – peilt der Konzern jetzt einen Erlösanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Das will Gerresheimer aus dem bestehenden Kerngeschäft erreichen, ohne die schweizerische Tochter Sensile Medical, die eigentlich in diesem Jahr schon 100 Mill. Euro zum Umsatz beitragen sollte.Doch der Zukauf aus dem Sommer 2018 hat die Erwartungen bislang alles andere als erfüllt: Der junge Hersteller von vernetzten Mikropumpen hat zwar ein erstes Produkt für Parkinson-Patienten auf dem Markt, doch die Erlöse daraus sind gering. Zwei weitaus vielversprechende Projekte scheiterten am Rückzug der Partner: Erst sprang SC Pharmaceuticals überraschend ab, dann stieg im vergangenen November auch Sanofi aus, die mit Sensile eigentlich eine Mikropumpe für Diabetes entwickeln wollte. Gerresheimer hatte das auf eine Strategieänderung des neuen Sanofi-Chefs Paul Hudson zurückgeführt. Das neue Projekt von Sensile Medical, in das Gerresheimer die Hoffnungen setzt, ist die Entwicklung einer Mikropumpe für die Behandlung von Menschen mit chronischen Herzerkrankungen für SQ Innovation. Es liege im Plan, betonte Siemssen. Mit der Markteinführung rechnet er in etwa im Herbst kommenden Jahres, signifikante Erlöse soll das Produkt erstmals 2022 bringen. Streit mit SanofiIm vergangenen Jahr hat Sensile Medical die Gewinn-und-Verlust-Rechnung von Gerresheimer erheblich geprägt. Die Kündigung des Diabetes-Projekts durch Sanofi führte zu einer Vertragsanpassung und einem Wegbrechen der zu diesem Zeitpunkt erfassten Umsätze von 17 Mill. Euro, was sich in gleicher Höhe nach Darstellung des Unternehmens auch auf das bereinigte Ebitda auswirkte. Dazu kam vertraglich eine weitere Belastung von 9 Mill. Euro. Gerresheimer musste zudem ein Impairment von 117 Mill. Euro auf die Tochter vornehmen. Dagegen stand ein sonstiger betrieblicher Ertrag von 130 Mill. Euro, da der an Bedingungen geknüpfte Kaufpreis für Sensile Medical sich entsprechend minderte.Abgeschlossen ist das Thema Sanofi noch nicht: Gerresheimer streitet sich mit dem Pharmakonzern und dessen Kooperationspartner, der Alphabet-Tochter Verily, um den Vertrag und fordert 5 bis 10 Mill. Euro von der Gegenseite. Eine Klage sei jedoch nicht eingereicht, erläuterte Finanzvorstand Bernd Metzner.Im Kerngeschäft mit Spritzen, Insulin-Pens, Inhalatoren und Fläschchen aus Glas oder Kunststoff will Gerresheimer durch das allgemeine Wachstum des Pharmamarktes, neue Kundengruppen und neue Produkte zulegen. Im vergangenen und im laufenden Jahr liegt die Investitionsquote mit 12 % vom Umsatz deutlich über den mittelfristig angepeilten 8 bis 10 %.Mehrere Werke werden neu gebaut, an bestehenden Standorten Kapazitäten erweitert. Gerresheimer will zudem kleine und mittelgroße Biotech-Unternehmen als Kunden gewinnen und sie mit Komplettlösungen inklusive Unterstützung bei Zulassungen versorgen. Eine hohe Nachfrage verzeichnete Gerreshei mer zuletzt auch nach Kosmetik-Glasbehältern wie aufwendigen Parfümflakons.Der positive Einfluss der jüngsten Investitionen solle sich vom zweiten Quartal dieses Jahres an in den Zahlen widerspiegeln, kündigte Siemssen an. Die Prognose eines jährlichen Umsatzwachstums im mittleren einstelligen Prozentbereich gilt auch für die kommenden Jahre. Mittelfristig strebt der Vorstand eine bereinigte Ebitda-Marge von 23 % an. Sie lag im vergangenen Jahr bei 21% und soll diesen Wert auch 2020 wieder erreichen. In diesem Jahr kommt zudem durch die Umstellung auf IFRS 16 noch ein Ebitda-Schub zwischen 9 bis 11 Mill. Euro hinzu. Durch das Coronavirus zeigte sich der Konzern bislang nicht beeinträchtigt. – Wertberichtigt Seite 8