Verpackungshersteller

Gerresheimer: Vierte Gewinnwarnung in 18 Monaten

Gerresheimer wartet mit der nächsten Gewinnwarnung auf. Nach einem schwachen dritten Quartal sei der Rückstand im Schlussquartal nicht mehr aufzuholen, heißt es. Jetzt wird ein Transformationsprogramm aufgelegt.

Gerresheimer: Vierte Gewinnwarnung in 18 Monaten

Gerresheimer rudert erneut zurück

Vierte Gewinnwarnung binnen 18 Monaten – Kurssturz – Transformationsprogramm eingeleitet

ab Köln

Einen Tag vor der Publikation des Zwischenberichts für das dritte Quartal hat Gerresheimer die Prognose für das im November endende Geschäftsjahr erneut nach unten angepasst. Es ist das vierte Mal binnen 18 Monaten, dass der Verpackungshersteller für die Pharma- und Kosmetikindustrie die Geschäftsziele kassiert. Wenngleich mit einem stärkeren Schlussquartal gerechnet werde, lasse sich der Rückstand nicht mehr aufholen, teilte das Unternehmen mit.

Die Reaktion an der Börse fiel deftig aus. Im frühen Handel stürzte der Kurs des MDax-Werts um mehr als 13% ab. Für das laufende Geschäftsjahr gehen die Düsseldorfer nun von einem Umsatzrückgang zwischen 2 und 4% (zuletzt 0 bis –2%) aus. Zudem wird die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda) nur noch zwischen 18,5 und 19% erwartet. Im Sommer war Gerresheimer noch von 20% ausgegangen.

Transformationsprogramm

Angesichts der schwachen Geschäftsentwicklung leitet Gerresheimer ein Transformationsprogramm ein. Nachdem Maßnahmen zur Kostensenkung, Performance-Steigerung und Cashflow-Verbesserung eingeleitet seien, solle bei Investitionen noch selektiver vorgegangen werden und das globale Produktionsnetzwerk optimiert werden, heißt es. Zur Implementierung werde ein Transformation Office eingerichtet, das direkt an den neuen Finanzchef berichtet. CFO Wolf Lehmann, der zuletzt als Operating Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Triton arbeitete, ist seit dem 1. September an Bord.

Produktionsanläufe

Nach vorläufigen Zahlen ist der Umsatz im dritten Quartal organisch um 1,2% zurückgegangen, die bereinigte Ebitda-Marge landete bei 18,8%. Die einzig gute Nachricht: Der freie Mittelzufluss fiel mit 21 Mill. Euro positiv aus. Insgesamt wich die Entwicklung in den ersten neun Monaten jedoch spürbar von den Erwartungen des Unternehmens ab. Dahinter stand vor allem die weiterhin gedämpfte Nachfrage aus dem Kosmetikmarkt sowie im Bereich der oral einzunehmenden flüssigen Medikamente (Oral Liquids).„Die operative Entwicklung unseres Geschäfts in den ersten neun Monaten liegt klar unter unseren Erwartungen“, lässt sich Vorstandschef Dietmar Siemssen zitieren. Mittel- und langfristig bleibe das Ziel, wieder stärker als der Markt zu wachsen. Allerdings hatte Gerresheimer die mittelfristige Zielsetzung im Juli zurückgenommen. Zuversicht herrscht für das vierte Quartal insofern, als dann neue Produktionen für Drug-Delivery-Systeme anlaufen. Damit lasse sich der Rückstand, der in den ersten neun Monaten aufgelaufen sei, jedoch nur teilweise kompensieren.

Nachfrageschwäche

Nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um 14,6% auf 1,7 Mrd. Euro. Das lag allerdings ausschließlich an der Einbeziehung der im Vorjahr erworbenen Bormioli Pharma. Pro-forma gerechnet gab der Umsatz dagegen um 1,8% nach. Zugleich verringerte sich das bereinigte operative Ergebnis in dieser Rechnung um 7,5%. Entsprechend gab die Marge auf 18,8% nach (i.V. 19,9%).

Die Entwicklung in beiden Segmenten verlief unterschiedlich. Im Geschäftsfeld Plastics & Devices gelang es immerhin, den Umsatz organisch um 2,6% auszubauen. Das bereinigte Ebitda gab dennoch auf Pro-forma-Basis um 6,6% nach. Der Geschäftsbereich Primary Packaging Glass litt dagegen weiter unter der schwachen Nachfrage aus der Kosmetikindustrie. Der Pro-forma-Umsatz landete mit 714,4 Mill. Euro um 6,9% und das bereinigte Ebitda mit 127,2 Mill. Euro um 7,2% unter dem Vorjahr.

Ausgliederung schreitet voran

Letzteres sei vor allem auf einen Nachfragerückgang im Geschäftsfeld Moulded Glass zurückzuführen. Gerresheimer hatte im Sommer entschieden, das Geschäft mit Formglas auszugliedern und zu veräußern. Vom kommenden Jahr an werde das Geschäft als eigener Geschäftsbereich geführt, heißt es. Zugleich werde der Verkaufsprozess für 2026 vorbereitet.

Gerresheimer wartet erneut mit einer Gewinnwarnung auf, es ist die vierte binnen 18 Monaten. Der Spezialverpackungshersteller stutzte die Umsatz- und Ergebnisprognose für den laufenden Turnus und schickte die Aktie damit auf Talfahrt. Jetzt leitet der Spezialverpackungshersteller ein Transformationsprogramm ein.