ds Frankfurt – Die Luftfahrtindustrie ist einer der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Sektoren. Kann der CEO einer Fluggesellschaft in so schweren Zeiten einen glatten Abgang schaffen? Ja, das ist möglich, wie der Abflug von Air-Canada-CEO Calin Rovinescu zeigt.Das Analysemodell Push-out Score des Forschungsunternehmens Exechange (siehe Fußnote oben), das den Druck auf ausscheidende CEOs auf einer Skala von 0 bis 10 misst, zeigt einen Wert von 2 für Rovinescus Schritt, was darauf hindeutet, dass es kaum wahrscheinlich ist, dass er unter Abtrittsdruck stand. Aktienkurs verzwanzigfachtWie die größte kanadische Fluggesellschaft am 16. Oktober bekannt gab, wird Calin Rovinescu, President und CEO von Air Canada, am 15. Februar 2021 nach Abschluss des laufenden Geschäftsjahres in den Ruhestand treten. Praktisch alle Datenpunkte deuten auf einen freiwilligen Wechsel hin. Erstens ist Rovinescu mit 65 Jahren im mustergültigen Ruhestandsalter. Zweitens ist die Vorlaufzeit von 122 Tagen angemessen. Drittens ist Rovinescus Amtszeit als CEO von elf Jahren und elf Monaten (per 15. Februar 2021) tadellos. Viertens ist die Aktienkursentwicklung stark. Es stimmt zwar, dass auch der Aktienkurs von Air Canada während der Pandemie kräftig gefallen ist, doch zugleich hat sich der Wert des Papiers seit Rovinescus Amtsantritt im April 2009 rund verzwanzigfacht. Viel Lob für die PerformanceFünftens deutet die Nachfolgeregelung auf eine glatte Übergabe hin. Nachfolger ist mit Michael (Mike) Rousseau ein interner Kandidat, der auf die Führungsrolle lange vorbereitet wurde. Rousseau ist seit Dezember 2018 stellvertretender CEO und Chief Financial Officer von Air Canada, nachdem er seit 2007 als Executive Vice President und CFO der Airline tätig war. Sechstens ist die Form der Ankündigung kaum zu kritisieren. In der Mitteilung von Air Canada aus Saint-Laurent, Québec, Kanada, erhält Rovinescu Lob, Anerkennung und Dank. Siebtens ist die Sprache in der Meldung äußerst wohlwollend. Chairman Vagn Sørensen lobt Rovinescus “unerschütterlichen Mut” und hebt hervor, dass Air Canada unter Rovinescus Führung in der vergangenen Dekade in allen Industriekategorien die beste Aktienperformance an der Börse Toronto erzielt habe mit einer Gesamtrendite für die Aktionäre von über 3 600 %.Gleichwohl ist der Wechsel nicht makellos. Air Canada nennt explizit keinen Grund für Rovinescus Abgang. Das ist der erste Punkt für den Push-out Score. Und die Umstände der Stabsübergabe sind ja herausfordernd. Punkt Nummer 2. Covid-19 hat zu erheblicher Verunsicherung in der gesamten Airline-Branche geführt, und durch die weltweiten Flugverbote wegen der Pandemie steht Air Canada ebenfalls unter verschärftem Druck. Alles in allem deuten der Push-out Score von 2 und die Konstellation der Daten jedoch auf einen weitgehend problemlosen Wechsel hin. Es ist ein geschmeidiger Abflug in turbulenter Zeit.