Tarifkonflikt

Gewerkschaftsmitglieder segnen Deal mit Detroits Autoriesen ab

Nach engen Abstimmungen haben die Mitglieder von United Auto Workers den neuen Tarifvertag mit Detroits Fahrzeugriesen akzeptiert. Die Einigung im Konflikt hallt nun in der gesamten Branche wider.

Gewerkschaftsmitglieder segnen Deal mit Detroits Autoriesen ab

UAW-Mitglieder segnen Deal mit Detroits Autoriesen ab

Einigung im Tarifstreit hallt in gesamter Branche wider – Konflikt zwischen Gewerkschaft und Tesla bahnt sich an

xaw New York

Der neue Tarifvertrag mit Detroits Fahrzeugriesen findet nach langem Geschacher den Segen der Gewerkschaftsmitglieder. Innerhalb von United Auto Workers (UAW) organisierte Mitarbeiter von General Motors haben dem Kontrakt mit knapper Mehrheit von 54,7% zugestimmt, wie aus am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen hervorgeht. Die Entscheidung fiel erst auf den letzten Metern, nachdem Arbeiter in einigen der größten GM-Werke die Vereinbarung abgelehnt hatten. Bei der Chrysler-Mutter Stellantis stimmten Stand Freitagmorgen 68% zu. Bei Ford laufen die Abstimmungen noch, dort stößt der Kontrakt aber ebenfalls auf höhere Akzeptanz.

Ältere Arbeiter murren

Die Vereinbarungen fallen bei allen drei Autobauern ähnlich aus und sehen für Fertigungsmitarbeiter einen Lohnanstieg von 25% über viereinhalb Jahre sowie einen Ausgleich für gestiegene Lebenshaltungskosten vor. Gerade viele ältere GM-Mitarbeiter lehnen den Kontrakt ab, weil er nach ihrer Ansicht mit Blick auf die Pensionsleistungen weniger vorteilhaft ist als für jüngere Kollegen. Die Einigung im Tarifkonflikt, die rund 146.000 Arbeiter betrifft, kam Ende Oktober zustande. Vorausgegangen war ein sechswöchiger Streik – die erste simultane Arbeitsniederlegung bei allen drei großen Autobauern.

Der Ausstand bescherte allein GM Gewinneinbußen von 200 Mill. Dollar pro Woche. Er traf die Konzerne in einer Phase, in der sie eigentlich über Effizienzgewinne und Kostensenkungen Mittel für Investitionen in die Mobilitätswende freisetzen wollen. Denn im Wettbewerb mit Elektrovorreiter Tesla, dessen Mitarbeiter bisher nicht gewerkschaftlich organisiert sind, hinken die Traditionshersteller deutlich hinterher. 

Investoren reagieren verhalten

Dass die Ratifizierung des Tarifkontrakts nun wohl bevorsteht, bezeichneten Analysten zwar als gute Nachricht für die Traditionshersteller. Die GM-Aktie – die zuletzt auch darunter litt, dass Starinvestor Warren Buffett seine Anteile liquidierte – setzte auf die Abstimmungsergebnisse hin aber zunächst zurück. Erst im Verlauf des Freitagvormittags stellte sich bei den Investoren in New York eine gewisse Erleichterung ein.

Unterdessen hallt die Einigung im Tarifkonflikt in der Branche wider. Toyota, Honda und Hyundai kündigten kurz nach dem Deal Lohnanhebungen für Arbeiter in ihren US-Werken an, die nicht organisiert sind. "Wir nennen das den UAW-Stoß", sagte Gewerkschaftspräsident Shawn Fain in einer Senatsanhörung – das Akronym stehe in diesem Fall für "U Are Welcome, also "gern geschehen". Fain, der aufgrund seiner aggressiven Verhandlungstaktiken die Kritik der Konzernlenker auf sich gezogen hatte, bekräftigte nun seine Ambition, die Organisation bei anderen Unternehmen voranzutreiben.

Insbesondere ein potenzieller Showdown mit Tesla und CEO Elon Musk rückt nun in den Fokus. Der Elektro-Vorreiter kann die Kundennachfrage bisher auch aufgrund seiner niedrigen Personalkosten durch massive Discounts ankurbeln. In den USA gewährte Tesla im laufenden Jahr trotz resultierender Profitabilitätseinbrüche Rabatte von 14 bis 25%.

Musk hat Versuche zur gewerkschaftlichen Organisation seiner Mitarbeiter stets strikt unterbunden. Die für Arbeitnehmerbeziehungen zuständige US-Bundesbehörde NLRB mahnte wiederholt angeblich illegale oder unzulässige Taktiken an – darunter Verhöre von Mitarbeitern, die Gewerkschaftsbeitritte unterstützen.

Kritik an Musk-Taktiken

Ernste rechtliche Konsequenzen hat dies für Tesla bislang aber kaum. Vielmehr entließ das Unternehmen im Februar 30 Mitarbeiter des Werks in Buffalo. Die Betroffenen bezeichneten den Schritt als Vergeltungsschlag für ihre Bemühungen, die erste US-Gewerkschaft innerhalb des Konzerns zu gründen. Tesla behauptete, die Entlassungen seien Ergebnis einer Performance-Prüfung, die den Organisationsbemühungen vorausgegangen sei.

Für Mitarbeiter stellt es laut US-Arbeitsmarktforschern auch bei anderen Autobauern ein erhebliches Risiko dar, sich für eine Gewerkschaftsbildung einzusetzen. Der Kampf um eine Ausweitung auf neue Unternehmen werde für UAW damit zu einer der größten Herausforderungen in ihrer 88-jährigen Geschichte.

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