Halbleiterindustrie

Gewinn von Samsung Electronics bricht ein

In der Chipbranche ist das Ende der goldenen Zeiten angebrochen. Samsung Electronics muss einen Gewinneinbruch verkünden. Auch einige Wettbewerber sehen sich vor großen Herausforderungen.

Gewinn von Samsung Electronics bricht ein

mf Tokio

Die Halbleiterindustrie schlittert in die Rezession: Branchenriese Samsung Electronics erwartet gemäß dem vorläufigem Ausblick einen Rückgang des operativen Gewinns im abgelaufenen Quartal um 32% auf 10,8 Bill. Won (7,8 Mrd. Euro). Damit würde der Quartalsgewinn im Jahresvergleich erstmals seit 2019 schrumpfen. Der Umsatz wuchs laut der Prognose um knapp 3% auf 76 Bill. Won (55 Mrd. Euro). Beide Zahlen lagen unter den Schätzungen der Analysten. Die detaillierten Ergebnisse legt Samsung am 27. Oktober vor. An der Börse in Seoul fiel die Aktie zunächst um fast 2%, schloss jedoch nahezu unverändert. Seit Jahresbeginn haben die Titel bereits 30% an Wert verloren. Samsung verwies auf die sinkende Nachfrage nach Computern, Tablets und Smartphones, die den südkoreanischen Hardware-Giganten nach eigener Aussage doppelt trifft – beim Absatz der eigenen Smartphones sowie beim Verkauf von Speicherchips, Prozessoren und Bildschirmen an andere Produzenten.

Verhaltene Nachfrage

Der Leiter der Halbleitersparte, Kyung Kye-hyun, geht von einer „verhaltenen“ Nachfrage für Speicherchips bis Ende 2023 aus. Auf einer internen Veranstaltung teilte Kyung nach einem Pressebericht in Südkorea mit, der Chipverkauf werde im zweiten Halbjahr um 32% niedriger ausfallen als im April prognostiziert.

Diese Nachrichten bestätigen einen laufenden Abschwung am Halbleitermarkt. Zum einen dämpft die hohe Inflation die private Konsumbereitschaft in den USA und Europa. Die Aufträge gehen zudem rasch zurück, weil viele Kunden noch auf Lagerbeständen sitzen. Zum anderen fürchten die Unternehmen wegen der neuen US-Exportkontrollen geringere Verkäufe in und nach China. Auch gestiegene Energie- und Rohstoffkosten drücken die Gewinnmargen.

Die Situation trifft auch Samsungs Wettbewerber: Der US-Chiphersteller AMD verfehlte die eigene Umsatzvorhersage für das Quartal um über 1 Mrd. Dollar. Micron Technology und Kioxia fahren ihre Produktion herunter und kürzen ihre Kapitalausgaben. Die Halbleiterexporte von Südkorea, Heimatbasis für die zwei Chipgiganten Samsung und SK Hynix, sind im August erstmals seit mehr als vier Jahren zurückgegangen. SK Hynix deutete darauf eine signifikante Verringerung der Investitionen an.

Nur Marktführer TSMC widersetzte sich dem Abwärtstrend mit einem Erlössprung von 48% im Quartal auf umgerechnet 19,8 Mrd. Euro; das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Auch Samsung bremste die Produktion offiziell bisher nicht. Vielmehr kündigte das Unternehmen an, die Produktion der am höchsten entwickelten Prozessoren bis 2027 verdreifachen zu wollen. Als potenzi­elle Märkte für diese Produkte nannte Samsung beispielsweise Supercomputing, künstliche Intelligenz, 5G- und 6G-Netzwerke sowie Autos.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.