GfK überarbeitet Strategie

Nach Rekordverlust steht geschwächter Marktforscher auch vor Umbau des Aufsichtsrats - Trüber Ausblick

GfK überarbeitet Strategie

sck Nürnberg – Nach einer Führungskrise und einem Rekordverlust steht der angeschlagene Marktforschungskonzern GfK unter der Regie des Finanzinvestors KKR vor einem Neuanfang. Auf der Bilanzpressekonferenz am Unternehmenssitz Nürnberg kündigte der als Interimschef eingesetzte Vorstand Gerhard Hausruckinger an, dass sein designierter Nachfolger eine neue “Wachstumsstrategie” ausarbeiten werde. Details wollte er aber mit Rücksicht auf Peter Feld, der heute sein Amt als CEO der GfK antritt, nicht bekannt geben.Daher ist noch unklar, welche Einschnitte dem SDax-Mitglied bevorstehen. Der KKR-Mann soll das Konzept von GfK schärfen, um den Konzern profitabler zu gestalten. Dabei setzt das Unternehmen auf eine stärkere Digitalisierung seiner Aktivitäten. Ob dabei viele Arbeitsplätze verloren gehen, wollte der Übergangschef ebenso nicht beantworten. Der Konzern umfasst weltweit über 13 000 Mitarbeiter.Hausruckinger kündigte an, dass nach dem Umbau an der Konzernspitze auch Änderungen im Aufsichtsrat bevorstehen. Nach seinem Einstieg bei der GfK beansprucht der US-Finanzinvestor Sitze für die Kapitalseite im Kontrollgremium, welches bisher von Managern aus dem Umfeld des Mehrheitsaktionärs, dem GfK-Verein, dominiert wird. KKR hält nunmehr knapp 30 %, der Verein kommt auf 56 %. Damit schrumpfte der Streubesitzanteil auf rund 14 %. Hausruckinger wollte dies noch nicht als Indiz dafür werten, dass die Tage der GfK an der Börse gezählt seien. Für einen Squeeze-out, also dem Hinausdrängen der restlichen freien Aktionäre per Zwangsabfindung, müsste die gesetzlich notwendige Schwelle von 95 % erreicht werden, wenn dem GfK-Verein und KKR unterstellt werden kann, gemeinsam zu agieren. Letzteres ist gegeben, basiert der im Dezember angekündigte Einstieg von KKR zur Sanierung des Unternehmens auch auf einem Gesellschaftervertrag. Darin sicherte der Verein dem Finanzinvestor weitreichende Mitspracherechte zu. Hausruckinger bezeichnete die Vereinbarung als Vorteil für den Konzern. Abschreibungsrisiken bleibenAls weniger vorteilhaft für die GfK stellte sich der Jahresausblick dar. Aufgrund des anhaltenden Wettbewerbdrucks werde es schwieriger werden, 2017 die Marge des Vorjahres zu erreichen, heißt es im Geschäftsbericht. Im vorigen Jahr sackte bereits die operative Rendite auf 10,5 (i.V. 12,2) % ab. Hausruckinger zufolge kämpft der Konzern gegen sinkende Durchschnittspreise für herkömmliche Marktforschungsdienste an. Er sprach von Verlagerungen solcher Aktivitäten in Richtung sozialer Medien und Start-up-Firmen. Finanzvorstand Christian Diedrich schloss einen erneuten Verlust im laufenden Turnus aus. Die “Ergebnissituation wird sich deutlich verbessern”. Im vorigen Jahr wies der Konzern einen Rekordfehlbetrag von fast 137 Mill. Euro aus. Ursache dafür waren vor allem Firmenwertabschreibungen im zweiten Quartal 2016. Diedrich hält weitere derartige Abschreibungen in der Zukunft für möglich, in diesem Jahr sei dies aber unwahrscheinlich. Die GfK hat noch einen Goodwill von 643 Mill. Euro in der Bilanz stehen.Derweil machte der im Sommer 2016 geschasste CEO Matthias Hartmann einen guten Schnitt. Er erhielt eine Abfindung von 2,3 Mill. Euro plus Sonderzahlungen von insgesamt 1,9 Mill. Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.