Im GesprächJochen Ruetz, CFO bei GFT Technologies

GFT Technologies will trotz KI keine Stellen streichen

GFT Technologies setzt im Gegensatz zu vielen Tech-Konzernen nicht auf Stellenabbau durch KI – im Gegenteil: Der IT-Dienstleister gewinnt dank künstlicher Intelligenz sogar zusätzliche Projekte und sieht weiteres Wachstumspotenzial. Gleichzeitig drängt GFT in einen neuen dynamischen Markt vor.

GFT Technologies will trotz KI keine Stellen streichen

GFT will trotz KI keine Stellen streichen

In den vergangenen Monaten gab es zahlreiche Meldungen zu künstlicher Intelligenz und Stellenabbau. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass eine Tochter der Allianz derzeit prüfen soll, ob sie durch den verstärkten Einsatz von KI künftig mit weniger Mitarbeitern klarkommt. Fakten geschaffen und Stellenabbau angekündigt haben bereits Unternehmen wie Amazon, Microsoft und Salesforce. Der deutsche Softwareanbieter GFT Technologies schlägt allerdings noch andere Töne an.

CFO Jochen Ruetz geht aktuell davon aus, dass die Zahl der Mitarbeiter stabil bleibe oder sogar zunehmen könne. Seine Begründung: „Wir haben dank KI tatsächlich Projekte gewonnen, die Kunden vorher gar nicht angegangen wären", erklärt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dennoch hänge natürlich ein Fragezeichen darüber, wie sich die Nachfrage künftig entwickeln wird.

Fest stehe allerdings, dass GFT Technologies könne bestimmte Projekte dank künstlicher Intelligenz deutlich günstiger anbieten. „Damit werden für die Kunden Projekte interessant, die vorher zu teuer waren.“ Ruetz spricht von Kostenvorteilen von bis zu 40%, die dadurch entstünden, dass Projekte deutlich schneller umgesetzt werden können. Der IT-Dienstleister habe das - zusammen mit einem Kunden - mit zwei Teams von jeweils 180 Mitarbeitern getestet - einmal mit KI und einmal ohne. „Der Produktivitätsvorteil lag bei 40%“, so Ruetz. Damit würden Dienstleistungen für die Kunden entsprechend günstiger. „Damit gehen wir jetzt auf die Kunden zu." Im Idealfall würden die Dienstleistungen für die Kunden nicht nur günstiger, sondern die Kunden gingen auch mehr Projekte an.

Robotikfirmen im Fokus

Die Kunden von GFT Technologies kommen überwiegend aus dem Banken- und Versicherungsbereich. Sie machen derzeit noch 90% des Umsatzes aus. Davon sind 75% Banken und 15% Versicherungen. Der Rest kommt von Kunden aus dem Industriesegment. Künftig will GFT den Umsatzanteil mit Versicherern auf 20 % erhöhen. Und auch beim Thema Robotik gibt es Bestrebungen.

Im Sommer erst hatte GFT eine strategische Partnerschaft mit Neura Robotics geschlossen. Dabei geht es um die gemeinsame Entwicklung von Software für physische KI. Für GFT markiert diese Partnerschaft „den Einstieg in eine der dynamischsten Industrien des Jahrzehnts“, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens im Sommer. Das Roboter-Startup aus Metzingen entwickelt seine Roboter nicht nur für die Industrie. Zuletzt hat das Unternehmen auch Serviceroboter vorgestellt, die in Zukunft Pflegekräften in Krankenhäusern körperlich schwere Tätigkeiten abnehmen sollen.

Der auf Software für Banken und Versicherern spezialisierte Konzern möchte sich in diesem Bereich gerne breiter aufstellen. Partnerschaften mit Robotikunternehmen seien für GFT Technologies „sehr spannend“, kommentiert Finanzchef Ruetz. Dazu verweist er auf das Kerngeschäft von GFT, das vom System her gar nicht so weit weg sei von der Robotik. „So wie wir ein Kernbankensystem aufbauen, bauen wir hier die Kernanwendung von Robotern.“

Uhren ticken bei Banken anders

Im Gegensatz zu Roboterunternehmen ticken die Uhren bei den Banken laut Ruetz allerdings deutlich langsamer. Das Thema KI käme in der Bankenbranche nur schleppend voran: „Die Systeme sind über die Jahre gewachsen und komplexer geworden“, erklärt er. Da sei es nicht so einfach, etwas schnell zu ändern. Banken seien am Thema KI zwar hochinteressiert, KI hier zu implementieren dauere allerdings: „Von einer anfänglichen Nutzung bis zu einer wirklich tiefen Nutzung wird es in diesem Bereich sicher noch 3 bis 5 Jahre dauern.“ Das bedeute für die Kreditinstitute natürlich auch einen Nachteil gegenüber Neobanken wie Revolut und N26. Zu den größten Kunden von GFT gehören unter anderem die Deutsche Bank, Santander und HSBC.

Aktie belastet

Die Aktie des SDax-Konzerns hatte im Sommer deutlich Federn gelassen. Währungseffekte und schlechte Geschäfte in Großbritannien belasteten die Quartalsergebnisse. GFT musste die Prognose senken. Mehrere Analysten sprechen aktuell Kaufempfehlungen aus. In den ersten drei Quartalen habe das IT-Unternehmen die Erwartungen erfüllt, zudem sei die Position als Partner für die KI-Transformation gestärkt, heißt es von Warburg Research. Berenberg bezeichnet die Resultate im dritten Quartal zwar als durchwachsen, die Restrukturierung laufe aber.

Im Gespräch: Jochen Ruetz

Dank Effizienzgewinnen von bis zu 40 Prozent rechnet der Finanzchef des IT-Dienstleisters trotz Unsicherheiten mit stabilen oder wachsenden Mitarbeiterzahlen

Während viele Unternehmen wegen des Vormarschs künstlicher Intelligenz über Stellenabbau nachdenken, setzt GFT auf Wachstum. Der IT-Dienstleister rechnet dank deutlicher Produktivitätsgewinne sogar mit stabilen oder steigenden Mitarbeiterzahlen.

Von Nadine Klees, Frankfurt