Gigaset verordnet sich Sparprogramm

Frühere Siemens-Tochter will Kosten um 30 Mill. Euro jährlich drücken

Gigaset verordnet sich Sparprogramm

sck München – Nach einem Quartalsverlust hat sich der Schnurlostelefonhersteller Gigaset umfangreiche Sparmaßnahmen verordnet. Wie das im TecDax notierte Unternehmen mitteilte, sollen dadurch die Kosten um jährlich “mindestens” 30 Mill. Euro reduziert werden. Die Maßnahme ist ein Baustein des beschlossenen Konzernumbaus und soll “spätestens” 2014 ihre volle Wirkung entfalten.Der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Charles Fränkl will u. a. die Länderstruktur neu ordnen. Dabei wird sich Gigaset aus unprofitablen Märkten zurückziehen und zugleich ihre Aktivitäten in renditeträchtigeren Regionen ausbauen. PersonalabbauDabei ist ein Personalabbau vorgesehen, dessen Umfang aufgrund der erst angelaufenen Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern noch nicht absehbar ist. Fränkl stellte aber klar, dass die deutschen Werke in Bocholt und München nicht geschlossen werden. Finanzvorstand Alexander Blum zufolge ist Deutschland der profitabelste Markt für Gigaset. Die frühere Siemens-Tochter zählt weltweit rund 1 900 Beschäftigte. Eine Beschäftigungsgarantie für das Hauptwerk in Bocholt läuft Anfang April kommenden Jahres aus. Die zunächst anfallenden Restrukturierungskosten würden voraussichtlich noch dieses Jahr verbucht, spätestens 2013, so Blum. Über die Höhe dieser einmaligen Mehrkosten wollte er sich mit Verweis auf die erst begonnenen Verhandlungen nicht näher äußern.Aufgrund der durch den Umbau bedingten Durststrecke versprach Fränkl erst für das Jahr 2014 wieder ein profitables Wachstum. Aktienkurs springtFür 2015 strebt er mit dem Konzern eine operative Rendite in einer Bandbreite von 10 bis 13 % an. Der Umsatz soll auf 500 bis 560 Mill. Euro (2011: 521) steigen. Daraus ergibt sich ein angepeiltes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 50 bis 73 (51) Mill. Euro. Wie bereits berichtet will Fränkl Gigaset zu einem mehr internetbasierten Telekommunikationsanbieter umformen, weil das Kerngeschäft mit Schnurlostelefonen schrumpft (vgl. BZ vom 13. Juni).Anleger nahmen die Details zum Sanierungsprogramm wohlwollend auf. Die Gigaset-Aktie, die seit Ende März mehr als die Hälfte ihres Wertes einbüßte, gewann nach der Nachricht zeitweise fast 9 % auf 1,45 Euro. Ende Juli schockierte die Firma Investoren mit einer Gewinnwarnung, was die Aktie seinerzeit zusätzlich unter Druck brachte.Im zweiten Quartal brach der Umsatz um 11 % auf 97 Mill. Euro ein. Das Ebitda schrumpfte auf 0,5 (i.V. 8,6) Mill. Euro. Nach Steuern verbuchte der Konzern einen Verlust von 3,4 Mill. Euro nach einem Gewinn von 0,5 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Gigaset führt die schwachen Quartalszahlen auf gestiegene Investitionen für neue Produkte, Belastungen aus Währungseffekten, die Rezession in Spanien und Italien sowie die Konjunkturabkühlung im Heimatmarkt Deutschland zurück. Weihnachtsgeschäft hilftDem Finanzvorstand zufolge führt die Aufwertung des Dollar gegenüber dem Euro zu höheren Einkaufspreisen, weil Gigaset großteils Waren aus dem Dollarraum bezieht. Zugleich verunsichere die Staatsschuldenkrise in der Eurozone zunehmend die Konsumenten. Gigaset registriere eine wachsende Kaufzurückhaltung, auch in Deutschland.Die Investitionen drückten auf den Cash-flow, der sich zum Halbjahr auf – 24,5 Mill. Euro einstellte nach 4,9 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Blum zufolge wird sich aber die Situation aufgrund des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts wieder entspannen. Das vierte Quartal ist für Gigaset das saisonal stärkste.