Glencore-Chef Glasenberg bereitet seinen Rückzug vor

Nachfolger könnte schon 2020 genannt werden

Glencore-Chef Glasenberg bereitet seinen Rückzug vor

dz Zürich – “Ich will dieses Unternehmen nicht als alter Mann führen.” Das sagte Ivan Glasenberg gestern am Hauptsitz von Glencore in Zug auf einer Investorenkonferenz. Der gebürtige Südafrikaner und Wahlschweizer wird am 7. Januar nächsten Jahres 63. Er steht also kurz vor dem Übergang in die Rente. Glasenberg geht davon aus, den Namen seines Nachfolgers schon 2020 bekannt geben zu können.Glasenberg ist ein Urgestein des Bergbau- und Rohstoffhandelskonzerns. Der Manager heuerte 1984 in seiner Heimatstadt Johannesburg als Kohlehändler an. Damals trug Glencore noch den Namen ihres Gründers Marc Rich und war ein reines Trading-Haus. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten transformierte sich der Konzern zusehends zum Rohstoffproduzenten. Glasenberg erhielt schon bald die Gesamtverantwortung für das Kohlegeschäft und erwarb in den neunziger Jahren zu billigsten Preisen reihenweise Bergwerke in Australien und Südafrika. 2002 verkaufte Glencore diese Minen mit 2,5 Mrd. Dollar Gewinn an die britische Minengesellschaft Xstrata. Unmittelbar danach stieg Glasenberg zum CEO auf.2011 brachte er das verschwiegene Unternehmen in London an die Börse. Bald darauf wurde klar weshalb: 2012 kam es zur Hochzeit zwischen Glencore und Xstrata. Durch die Mammutfusion avancierte Glasenberg zum Chef eines der größten Bergbaukonzerne der Welt. An Glencore hält Glasenberg einen Anteil von 8,7 %. Zum aktuellen Aktienkurs entspricht das einem Wert von umgerechnet 3,1 Mrd. Euro. Mit dem Chef sind viele ehemalige Marc-Rich-Trader Millionäre oder gar Milliardäre geworden. Jetzt stehe das Unternehmen vor einem Generationenwechsel, sagte Glasenberg. Produktion zurückgefahren Die neue Mannschaft übernimmt ein florierendes Unternehmen. 2019 wird der Konzern voraussichtlich einen Betriebsgewinn (Ebitda) von über 12 Mrd. Dollar einspielen. Doch wirklich zufrieden sind die Investoren trotzdem nicht. Die Fördermengen von Kohle, Kupfer und Kobalt werden weiter zurückgefahren. Es mache wenig Sinn, die Rohstoffe aus dem Boden zu holen, wenn sie keinen Wert für die Aktionäre generierten, begründete Glasenberg diese Politik.In der Zukunft liegen viele Ungewissheiten. Eine Untersuchung der US-Justizbehörden in verschiedenen mutmaßlichen Korruptionsfällen im Kongo, in Nigeria und in Venezuela hängt wie ein Damoklesschwert über Glencore. Als weltgrößter privatwirtschaftlicher Kohleproduzent gerät der Konzern auch zunehmend in Konflikt mit der globalen Klimapolitik. Auf Glasenbergs Nachfolger wartet keine einfache Aufgabe. Der Aktienkurs gab um 3,7 % nach.