Online-Modehändler

Global Fashion arbeitet an neuen Sortimenten

Der Online-Modehändler will mehr Kosmetik verkaufen und die Sortimente in Richtung Premium- und Luxusmode sowie um Dekorationsware oder Bettwäsche erweitern, kündigt Co-CEO Christoph Barchewitz an.

Global Fashion arbeitet an neuen Sortimenten

hek Frankfurt

Der Online-Modehändler Global Fashion Group hat im zweiten Quartal den Umsatz in lokalen Währungen um 24% auf gut 397 Mill. Euro vorangebracht. Das um Sondereinflüsse bereinigte Er­gebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte von 9,5 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 11,6 Mill. Euro zu, so dass die operative Marge geringfügig auf 2,9 (2,8)% des Umsatzes stieg.

Co-CEO Christoph Barchewitz bewertet die Quartalsresultate als vielversprechend. „Das Wachstum ist gut“, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vor einem Jahr seien aufgrund der Lockdowns sehr viele Neukunden gewonnen worden. Daher sei er mit dem weiteren Anstieg der Kundenzahl um 15,8% binnen Jahresfrist zufrieden. „Positiv ist: Die Leute bleiben“, betont der Manager und verweist auf die steigende Orderfrequenz. Im Schnitt gäben die Kunden jetzt 2,8 Bestellungen über zwölf Monate ab nach 2,5 vor einem Jahr. Europas Marktführer Zalando, der auf fünf Bestellungen kommt, sei allerdings weit voraus: „Das zeigt, welches Potenzial wir hier haben“, meint der Co-CEO.

Der über den Marktplatz abgewickelte Nettowarenwert (NMV) sei im Vorjahresvergleich um 60% gestiegen. Über diese Plattformen verkaufen Dritte ihre Modeprodukte. Damit entfallen nun 37,7% des NMV auf Partner. Das Ziel sind 50%, wie Barchewitz bestätigt. Konzernweit legte der NMV im Berichtsquartal währungsbereinigt um 32% auf 610 Mill. Euro zu. Unter dem Strich stehen 17,5 Mill. Euro Verlust, eine Verdoppelung gegenüber April bis Juni 2020. Die im SDax vertretene Aktie reagierte am Donnerstag zunächst mit kräftigen Kursabschlägen, drehte dann aber klar in die Pluszone.

Vorrang für Wachstum

Die bei knapp 3% stagnierende Ebitda-Marge begründet Barchewitz mit dem Hinweis, dass Wachstum Priorität habe vor höheren Gewinnen. Hinter der stabilen operativen Rendite verbergen sich gegenläufige Entwicklungen. Einerseits ist die Bruttomarge im Quartal deutlich von 42,7% des Umsatzes auf 46,2% gestiegen, da der Verkaufsanteil der Partnermarken weiter gestiegen ist und laut Barchewitz die Abverkäufe mit Discounts geringer waren als im Vorjahreszeitraum. Andererseits habe Global Fashion wieder mehr Geld für Marketing ausgegeben.

Der Cashbestand ist durch eine Kapitalerhöhung und die Platzierung einer Wandelanleihe auf knapp 690 Mill. Euro (pro forma) angeschwollen. Zunächst dient die hohe Liquidität laut Barchewitz dazu, den negativen Cash-flow zu finanzieren sowie Volatilitäten und Saisonalitäten abzudecken. Darüber hinaus sei eine Expansion in zusätzliche Produktkategorien, neue Geschäftsfelder und weitere Länder geplant. So will der 1978 geborene Manager den Verkauf von Kosmetik und anderen Beauty-Produkten ausweiten und die Sortimente in Richtung Premium- und Luxusmode sowie um „dekorative Elemente“ oder Bettwäsche erweitern. Zudem könne man sich vorstellen, in den nächsten Jahren in Märkte vorzustoßen, die an den bisherigen Ländern angrenzen.

Die Corona-Auswirkungen seien von Land zu Land unterschiedlich, sagt Barchewitz. In Russland und Lateinamerika gebe es kaum noch Restriktionen, aber das Verhalten der Bevölkerung habe sich noch nicht normalisiert. Dagegen befinden sich in Australien einige Regionen wieder in strengen Lockdowns. Die Impfraten seien in den meisten Märkten bisher viel geringer als in westlichen Ländern, beschleunigten sich aber. Der Modemarkt insgesamt habe sich noch nicht voll vom Corona-Rückschlag erholt. Andererseits hat die Pandemie die Onlinedurchdringung beschleunigt. Barchewitz ist überzeugt, dass sie weiter steigen wird.

Märkte mit aufgehobenen Covid-Beschränkungen hätten im zweiten Quartal das höchste Wachstum erzielt, geht aus dem Zwischenbericht hervor. Das sei auf die Erholung der sogenannten Ausgeh-Kategorien (zum Beispiel Kleider, Anzüge, High-Heels) zurückzuführen, die zuvor stark unter der Pandemie gelitten hatten. Das habe sich vor allem in Australien/Neuseeland mit einem NMV-Anstieg von 68% bemerkbar gemacht. In anderen Regionen hätten sich die Lockdown-Kategorien (Jogginghosen, Sweatshirts, Unter- und Nachtwäsche) überdurchschnittlich entwickelt.

Den Jahresausblick bestätigt das Management. „Wir sind voll auf Kurs“, versichert Barchewitz. Die Guidance sieht rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz und eine „leichte Verbesserung“ des bereinigten Ebitda vor. Der NMV soll währungsbereinigt um mindestens ein Viertel auf 2,3 Mrd. bis 2,4 Mrd. Euro klettern. Die Investitionsausgaben werden auf 60 Mill. Euro veranschlagt. Der Konzern verweist aber auf „große Unsicherheiten“ durch die Pandemie.

Global Fashion Group
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20212020
Kundenzahl (Mill.)17,014,6
Nettoverkaufswert1060860
Umsatz699608
Bruttomarge (%)45,341,8
Ebitda (bereinigt)0–13
 in % des Umsatzes0,0–2,2
Periodenergebnis–65–81
Liquidität683366 1
Bestellfrequenz 22,82,5
1) Ende 2020; 2) in zwölf MonatenBörsen-Zeitung
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