Online-Handel

Global Fashion verkauft Russland-Geschäft an Investor

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine stehen dicke Fragezeichen hinter dem Russland-Geschäft von Global Fashion. Nun hat der Online-Modehändler einen Käufer gefunden.

Global Fashion verkauft Russland-Geschäft an Investor

hek Frankfurt

Der Online-Modehändler Global Fashion Group trennt sich von seinem Russland-Geschäft. Wie das auf Schwellenländer ausgerichtete und in Deutschland börsennotierte Unternehmen mitteilt, werden die Aktivitäten in Russland, Kasachstan und Weißrussland an den Mode-Einzelhandelsinvestor Iakov Panchenko veräußert. Das Management erwartet etwa 100 Mill. Euro Erlös aus dem Deal plus den Wert der Barmittel, die zum 30. September 2022 gehalten wurden.

Das Russland-Geschäft spielt für Global Fashion eine wichtige Rolle. Das in Luxemburg ansässige Unternehmen geht davon aus, dass die Transaktion in den nächsten Monaten abgeschlossen wird. Die Vereinbarung unterliege noch bestimmten Bedingungen. So müssen die Behörden zustimmen. Die Aktie, die am Vortag im Windschatten der Übernahme des Online-Möbelhändlers Home24 deutlich angezogen hatte, legte am Freitag im Handelsverlauf um mehr als ein Fünftel zu. Dieser Anstieg ändert aber wenig am Kursverfall seit Sommer vergangenen Jahres.

Global Fashion ist seit 2011 in Russland, Weißrussland, Kasachstan und der Ukraine unter der Marke Lamoda tätig. Im Frühjahr hatte der Online-Händler angekündigt, eine Reihe von Optionen für Lamoda zu prüfen.

Im vergangenen Jahr entfielen 36% des über die Plattform abgesetzten Nettowarenwerts und 33,6% des Umsatzes auf die Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Mit einer operativen Marge von 6,0% des Umsatzes war die Region im vergangenen Jahr weitaus profitabler als das Gesamtunternehmen mit 0,9%.

Sollte der Verkauf tatsächlich unter Dach und Fach kommen, ge­länge dem Online-Händler ein Be­freiungsschlag. Denn hinter der Zukunft des GUS-Geschäfts stehen seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 und den daraufhin verhängten Sanktionen dicke Fragezeichen.

Die US-Bank Goldman Sachs verweist in einem Kommentar darauf, dass der Verkaufserlös die für 2022 erwartete Nettoliquidität des Online-Händlers deutlich erhöhen dürfte. Diese würde dann sogar die derzeitige Marktkapitalisierung des Unternehmens übersteigen. Die Baader Bank begrüßt den Rückzug, gibt aber zu bedenken, dass die Region bisher die profitabelste für Global Fashion gewesen sei. Durch den Verkauf dürfte der Umsatz um ein Drittel sinken und die Gruppe beim adjustierten Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) wieder rote Zahlen schreiben. Überraschend komme der Verkauf nicht. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens gegen Russland hätten das Management in eine schwierige Lage gebracht.

Ende April hatte Global Fashion im Bericht zum ersten Quartal mitgeteilt, dass der Schwerpunkt in der GUS-Region von Wachstum auf finanzielle Selbstversorgung verlagert worden sei. Importe, Marketing und Investitionen seien erheblich reduziert worden. Die Pläne für ein zweites Logistikzentrum in Russland lägen auf Eis.

Im April seien lokale Finanzschulden von 20 Mill. Euro zurückgezahlt worden, so dass Lamoda schuldenfrei sei. Zusätzliche finanzielle Investitionen in Lamoda seien nicht ge­plant.

Im August bestätigte Global Fashion, dass das Geschäft in der Region auf operative und finanzielle Selbständigkeit ausgerichtet worden sei. Im zweiten Quartal seien keine weiteren finanziellen Investitionen in Lamoda geflossen.

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