M&A

Goldman Sachs sagt Comeback für M&A voraus

In den ersten Monaten dieses Jahres gab es global und in Europa laut Goldman Sachs einen substanziellen Anstieg bei den M&A-Volumina. In Europa hat sich der Wert sogar verdoppelt auf mehr als 200 Mrd. Dollar.

Goldman Sachs sagt Comeback für M&A voraus

Goldman Sachs sagt Comeback für M&A voraus

Volumen der Fusionen hat sich bis dato in diesem Jahr in Europa verdoppelt

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Die Investmentbank Goldman Sachs sieht zunehmende Anzeichen dafür, dass der M&A-Markt (Mergers & Acquisitions) wieder in Gang kommt. „In den ersten Monaten dieses Jahres gab es global und in Europa einen substanziellen Anstieg bei den Volumina, und wir haben viele konstruktive Dialoge zu M&A mit Unternehmen“, sagt Christopher Droege im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er verantwortet zusammen mit Tibor Kossa das M&A-Geschäft von Goldman Sachs in Deutschland und Österreich.

Discover-Übernahme auf Platz 1

„Global ist der Wert der Fusionen und Übernahmen bis dato im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50% auf über 600 Mrd. Dollar gesprungen“, konstatiert Droege. „In Europa hat sich der Wert sogar verdoppelt auf mehr als 200 Mrd. Dollar.“ Der bislang größte Deal weltweit war in diesem Jahr die Übernahme des Kreditkartenanbieters Discover durch den Konkurrenten Capital One in den USA für 35 Mrd. Dollar. In Europa steht bislang der Kauf des Medikamenten-Auftragsfertigers Catalent durch Novo Holdings, Hauptaktionär von Novo Nordisk, für 16,4 Mrd. Dollar an der Spitze der Transaktionsliste.

„Die positive Entwicklung wird stark von strategischen Investoren getrieben“, erklärt Droege. „Sie haben bei den hohen höheren Zinsen nicht nur oft einen Finanzierungsvorteil gegenüber den Finanzinvestoren. Gleichzeitig hat sich auch die Notwendigkeit zur Transformation bei den Unternehmen verstärkt, sei es durch Digitalisierung oder KI.“

Option für US-Wachstum

Auch in den unterschiedlichen Wachstumsaussichten zwischen Europa und den USA sehen die Investmentbanker von Goldman Sachs einen Treiber für transatlantische M&A-Aktivität. „So stellen unsere europäischen Kunden vermehrt Überlegungen an, sich über M&A Wachstum in den USA zu erschließen“, beobachtet Tibor Kossa.

Darüber hinaus erwartet er zunehmende Gelegenheiten für die Übernahme börsennotierter Unternehmen: „Die Rekordstände vieler Aktienindizes täuschen darüber hinweg, dass diese häufig durch einige wenige Titel, wie beispielsweise die ‚Magnificent 7‘ oder die ‚Granolas‘, getrieben sind. Unter der Oberfläche verbergen sich aber häufig Unterbewertungen vieler börsennotierter Firmen, die Möglichkeiten für Take Privates bieten.“

Das Fremdkapital für Übernahmen ist jedenfalls keine Hürde mehr – anders als noch in den vergangenen zwei Jahren. „Finanzierungen für Übernahmen zu bekommen, war für Private-Equity-Firmen nur während der Phase des starken Anstiegs der Leitzinsen in den Jahren 2022/2023 schwierig, weil die hohe Zinsvolatilität und die sich damit kurzfristig stark verändernden Konditionen Finanzierungszusagen erschwert haben“, sagt Kossa. „Das ist jetzt Vergangenheit, und wir sehen momentan im Leverage-Finance-Markt sehr viel Aktivität.“

Der Nebel lichtet sich

Insgesamt lichtet sich der Nebel der Unsicherheit. „Es gibt mehr Visibilität und Planungssicherheit, und auch die Differenzen in der Bewertungseinschätzung zwischen Käufern und Verkäufern haben deshalb angefangen, sich zu verringern“, fast Kossa die Lage zusammen. „In den USA wird ein ‚Soft Landing‘ ohne Rezession erwartet, was zusätzlich für Entspannung sorgt.“

Goldman Sachs hat Encavis bei der Übernahme durch KKR und das Family Office der Viessmanns beraten – mit rund 5 Mrd. Euro einer der bislang größten M&A-Deals in Deutschland in diesem Jahr. Ebenfalls zu den größeren Transaktionen hierzulande zählt die Übernahme von Morphosys durch den schweizerischen Pharmariesen Novartis. Der größte Deal, der sich anbahnt, ist hingegen der Vorstoß der Bundesregierung, um den deutschen Teil des staatlichen niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet für 22 Mrd. Euro inklusive Schulden zu erwerben.

Der M&A-Markt gewinnt global an Dynamik. Nach Angaben von Goldman Sachs ist der Wert der Fusionen und Übernahmen bis dato im Vergleich zum Vorjahr um über die Hälfte auf über 600 Mrd. Dollar gestiegen. In Europa habe sich der Wert der Transaktionen sogar auf mehr als 200 Mrd. Dollar verdoppelt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.