Wegen Wettbewerbsverzerrung

Google reicht bei der EU Beschwerde gegen Microsoft ein

Der Suchmaschinenanbieter wirft Microsoft vor, seine marktbeherrschende Stellung zu nutzen, um Kunden an die Microsoft-Cloud-Plattform Azure zu binden. Es ist das erste Mal, dass sich der Google-Konzern Alphabet bei der EU-Kommission beschwert.

Google reicht bei der EU Beschwerde gegen Microsoft ein

Google beschwert sich bei EU über Microsoft

Suchmaschinenkonzern sieht wettbewerbswidriges Verhalten im Cloud-Geschäft

dpa-afx Brüssel

Google hat eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission gegen Microsoft wegen wettbewerbswidriger Cloud-Geschäfte eingereicht. Der Internetkonzern argumentiert, dass der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft seine marktbeherrschende Stellung bei Software wie Windows Server nutzt, um Kunden an die Microsoft-Cloud-Plattform Azure zu binden. Microsoft verzeichnete zuletzt Wachstum bei ihren Cloud-Angeboten, während Googles Cloud-Sparte die Erwartungen von Analysten verfehlte. Für den Google-Konzern Alphabet ist es die erste Beschwerde bei der EU-Kommission.

„Für Kunden teurer und komplexer“

Das wettbewerbswidrige Verhalten von Microsoft erfolgt der Google-Beschwerde zufolge durch restriktive Lizenzbedingungen und diskriminierende Preise. Sie machten es für die Kunden teurer und komplexer, Windows-Server in Cloud-Umgebungen zu nutzen, die nicht von Microsoft stammen, etwa Google Cloud oder AWS von Amazon.

Im November 2022 hatten bereits europäische Technologie-Unternehmen, die in der Gruppe „Cloud Infrastructure Services Providers in Europe“ (CISPE) organisiert sind, eine ähnlich gelagerte Beschwerde gegen den Softwaregiganten eingereicht. Microsoft schade „dem europäischen Cloud-Ökosystem irreparabel und beraube europäische Kunden der Wahlfreiheit bei ihren Cloud-Bereitstellungen“, indem es die Kosten für den Betrieb von Microsoft-Software auf konkurrierenden Cloud-Diensten in die Höhe treibe, hieß es zuerst.

Microsoft gibt sich gelassen

Im Juli 2024 zog die CISPE ihre Beschwerde jedoch zurück, nachdem man sich mit Microsoft auf Zugeständnisse geeinigt hatte. Der erzielte Vergleich schloss jedoch große Konkurrenten aus, darunter Amazon und Google. Microsoft erklärte nun, man habe die Bedenken, die von den europäischen Cloud-Anbietern geäußert wurden, einvernehmlich beigelegt.

Medienberichten zufolge hatte Google versucht, die Kartellrechtsvereinbarung mit Microsoft zu Fall zu bringen, indem es der CISPE-Gruppe alternative Deals in Höhe von 500 Mill. Dollar angeboten hatte. Diese Offerte sei aber abgelehnt worden. „Da es Google nicht gelungen ist, europäische Unternehmen zu überzeugen, gehen wir davon aus, dass es Google auch nicht gelingen wird, die Europäische Kommission zu überzeugen“, sagte ein Microsoft-Sprecher.

Sicherheitsbedenken

Google führt jetzt bei ihrer Beschwerde gegen Microsoft nicht nur wirtschaftliche Argumente ins Feld, sondern warnt auch vor negativen Konsequenzen der Vormachtstellung von Microsoft für die Sicherheit von Cloud-Diensten. Der Softwarekonzern schränke Sicherheitsaktualisierungen und andere wichtige Upgrades für Windows-Server-Instanzen ein, die nicht auf Azure von Microsoft laufen, heißt es in der Beschwerde.

Google argumentiert weiterhin, dass die Geschäftspraktiken von Microsoft zu einer gefährlichen Monokultur im Cloud-Geschäft führen würden. Bei dem Konkurrenten gebe es außerdem eine „unzureichende Sicherheitskultur“ und „langjährige Probleme in Bezug auf Sicherheit und Zuverlässigkeit“. Google erwähnte in diesem Zusammenhang den großen Sicherheitsvorfall beim IT-Dienstleister Crowdstrike und Microsoft, bei dem im Juli 8,5 Millionen Windows-Geräte betroffen waren.