Wohnimmobilien

Grand City blickt gelassen auf Fusion der Konkurrenten

Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties erwartet keine Auswirkungen für das eigene Unternehmen durch den geplanten Zusammenschluss der beiden Marktführer Vonovia und Deutsche Wohnen.

Grand City blickt gelassen auf Fusion der Konkurrenten

hek Frankfurt

Der Wohnungskonzern Grand City Properties erwartet für sich keine Auswirkungen durch den geplanten Zusammenschluss der deutschen Branchenführer Vonovia und Deutsche Wohnen. „Als gemeinsames größeres Unternehmen werden die beiden uns genauso viel oder genauso wenig beeinflussen wie vorher“, sagt Verwaltungsratschef Christian Windfuhr im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Mit Blick auf die Effizienz müsse sich Grand City im Vergleich zu Vonovia und Deutsche Wohnen nicht verstecken. „Mit doppelter Größe wären wir vielleicht einen Tick besser, aber nicht viel.“ Größe sei zwar ein Vorteil, um Synergien und höhere Effizienz zu erreichen. „Das geht aber nicht ins Unendliche“, gibt der frühere CEO zu bedenken.

Für Grand City komme keiner der verbleibenden größeren Player LEG Immobilien, TAG und Adler/Ado für eine Konsolidierung in Frage. „Auch gibt es keine Anzeichen, dass einer der drei oder Vonovia/Deutsche Wohnen uns ein Übernahmeangebot machen könnten“, sagt Windfuhr. Mit Blick auf mögliche Verschärfungen der Mietregulierung hätten alle Unternehmen mit den gleichen Vorschriften zu tun: „Da weiß ich nicht, warum Größe ein Vorteil sein sollte.“ Die deutsche Regierung werde Vonovia/Deutsche Wohnen nicht weniger hart mit einer Mietpreisbremse, so sie denn verschärft werde, belegen als die kleinere Grand City.

Vorteile erwartet Windfuhr in der Interessenvertretung gegenüber der Politik. Ein so großes und wichtiges Unternehmen wie Vonovia/Deutsche Wohnen könne ein stärkeres Sprachrohr sein. Es finde in der Politik leichter Gehör als ein kleiner Player, „so die Politik überhaupt gewillt ist zuzuhören, was man nicht von allen Parteien sagen kann“. Davon könne die gesamte Branche profitieren.

Dass der Großaktionär Aroundtown Grand City künftig konsolidiert, wertet Windfuhr als buchhalterische Vereinfachung. Beide Unternehmen würden weiter unabhängig voneinander geführt. Bei Themen wie ESG (Umwelt, Soziales und Governance) könne man sich gegenseitig unterstützen. Ansonsten ist der Verbund weniger als Synergien angelegt, sondern mehr auf Diversifizierung. Der Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown hält 44,3% an Grand City.

Neue Anleihe

Für sein Fremdkapital zahlt der Wohnungskonzern noch 1% Zinsen, teilt Grand City im Halbjahresbericht mit. Ende 2020 waren es 1,3%. Der Rückgang geht vor allem auf die Emission der bisher größten Anleihe im Volumen von 1 Mrd. Euro, die mit einem Kupon von lediglich 0,125% ausgestattet ist, und den Rückkauf von alten Verbindlichkeiten zurück. Die durchschnittliche Laufzeit des Fremdkapitals wird mit weiterhin 6,7 Jahren angegeben. Es seien ausstehende Bonds und höher verzinsliche Bankkredite im Volumen von 1 Mrd. Euro zurückgezahlt worden, heißt es. Durch Rückkauf weiterer Altschulden könne der durchschnittliche Zinssatz geringfügig weiter gesenkt werden, meint Windfuhr.

Die Nettomieteinnahmen gingen in den ersten sechs Monaten aufgrund von Immobilienverkäufen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2% auf 183 Mill. Euro zurück. Auf vergleichbarer Basis seien die Mieterlöse aber um 2% gestiegen. Davon gingen 1,4 Prozentpunkte auf höhere Mieten und 0,6 Punkte auf den Anstieg der Belegungsquote zurück. Das operative Ergebnis aus der Vermietung (Funds from Operations, FFO) legte um 3% auf 94,2 Mill. Euro zu. Laut der US-Investmentbank Goldman Sachs hat das operative Ergebnis die Erwartungen erfüllt.

Verkauft hat Grand City in der ersten Jahreshälfte Immobilien im Wert von mehr als 300 Mill. Euro vorzugsweise in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Brandenburg sowie in kleineren Städten in Nordrhein-Westfalen. Dabei sei ein Gewinn von 29% im Vergleich zu den Gesamtkosten erzielt worden. Zum Verkauf stehen weitere Objekte im Wert von 100 Mill. Euro, sagt Windfuhr. Der in Luxemburg ansässige Konzern trennt sich von Immobilien, die als nicht strategisch gelten oder deren Wertpotenzial ausgereizt erscheint. Ebenfalls rund 300 Mill. Euro hat Grand City für den Ankauf neuer Objekte hauptsächlich in London, Berlin und Dresden ausgegeben. Einige Einheiten befänden sich im Vorvermietungsstadium. Die Kaufpreise hätten im Schnitt beim 18-Fachen der Jahresmiete gelegen.

21 Prozent in London

Der Londoner Bestand macht inzwischen 21% des Gesamtportfolios von knapp 8,4 Mrd. Euro aus. Damit ist der Zielwert von maximal 25% de facto erreicht. Daher ist laut Windfuhr nicht mehr mit größeren Erwerben in der britischen Metropole zu rechnen. Die Umschichtungen tragen dazu bei, dass sich die durchschnittliche Vertragsmiete je Quadratmeter jetzt bei 8 Euro bewegt.

Für das Gesamtjahr 2021 peilt das Management weiter zwischen 183 Mill. und 192 Mill. Euro FFO an nach 182 Mill. Euro im Vorjahr. Die Mieten sollen auf vergleichbarer Basis um 2 bis 3% zulegen. Das Unternehmen plant eine Dividende von 81 bis 85 Cent je Aktie.

Von dem laufenden Aktienrückkaufprogramm hat das Unternehmen bisher 160 Mill. Euro umgesetzt. Das Programm ist auf 270 Mill. Euro bis Jahresende angelegt.

Wertberichtigt Seite 6

Grand City Properties
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20212020
Umsatz259268
Nettomieteinnahmen183186
Adjusted Ebitda147147
Periodenergebnis157253
Funds from Operations9492
Immobilienvermögen83878022 1
Liquidität13551692 1
Loan to Value (%)3431 1
NTA 2 je Aktie (Euro)27,0026,50 1
1) Ende 2020; 2) Net Tangible Assets Börsen-Zeitung