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Großaktionäre stoßen reihenweise Aktienpakete ab

Aktienpaketverkäufe per beschleunigtem Bookbuilding haben im laufenden Jahr in Europa den Rekordwert von 26,6 Mrd. Euro erreicht. Die Infrastrukturmilliarden der Bundesregierung treiben die Kurse von Unternehmen wie Heidelberg Materials, Strabag und Ferrovial und ermöglichen lukrative Exits.

Großaktionäre stoßen reihenweise Aktienpakete ab

Großaktionäre stoßen reihenweise Aktienpakete ab

Infrastrukturmilliarden fördern Merckles lukrativen Ausstieg bei Heidelberg Materials

cru Frankfurt

Finanzinvestoren, Konzerne und Milliardärsfamilien nutzen die hohen Aktienkurse, um Kasse zu machen, Beteiligungen zu entflechten oder das Vermögen zu diversifizieren. Das Volumen der großen Aktienpaketverkäufe per beschleunigtem Bookbuilding – im Fachjargon „Secondary Offerings“ genannt – hat im laufenden Jahr bis dato in Europa den Rekordwert von 26,6 Mrd. Euro erreicht. Das geht aus Daten der Investmentbank Berenberg hervor.

In etlichen Transaktionen verabschiedeten sich auf diesem Weg langjährige Anteilseigner, von denen man es teilweise nicht erwartet hätte. Der jüngste Fall ist Heidelberg Materials. Aktien im Wert von 263 Mill. Euro des im Dax enthaltenen Baustoffkonzerns sind gerade im beschleunigten Bookbuilding auf den Markt gekommen. Mit der Transaktion reduziert Aufsichtsratsmitglied und Unternehmer Ludwig Merckle, der älteste Sohn von Adolf Merckle, seinen Anteil um 1%. Die übrigen 27,6% darf die Holding Spohn Cement mindestens 60 Tage lang nicht verkaufen.

Uniqa reduziert bei Strabag

Der Merckle-Deal folgt auf den Ausstieg des Versicherers Uniqa beim Baukonzern Strabag. Uniqa hat sich von 1,5% getrennt und dafür 140 Mill. Euro eingenommen. Zudem hat die spanische Familie del Pino über ihre Holding Casa Grande de Cartagena 0,8% beim Infrastrukturkonzern Ferrovial abgegeben.

Alle drei Paketverkäufe aus dem Bausektor haben eines gemeinsam: Die Kurse der drei betroffenen Unternehmen Heidelberg Materials, Strabag und Ferrovial waren zuvor kräftig gestiegen, nicht zuletzt wegen des milliardenschweren Infrastrukturpakets der Bundesregierung. Die Heidelberg-Aktie ist seit Jahresbeginn um fast 50% nach oben geklettert.

Nur geringer Discount beim Merckle-Deal

Vor dem beschleunigten Bookbuilding am Mittwoch hielt Heidelberg Materials einen Kapitalmarkttag ab, bei dem das Unternehmen sein Renditeziel für das investierte Kapital von 10% auf 12% bis 2030 anhob.
So musste Merckle mit 175 Euro je Aktie nur einen Preisabschlag von 2% auf den jüngsten Schlusskurs (178,65 Euro) hinnehmen, und das Bookbuilding dauerte nur drei Minuten. Am Donnerstag fiel der Kurs unter den Emissionspreis. Merckle erklärte, er beabsichtige, ein bedeutender Aktionär zu bleiben. Der Verkauf ziele auf die Diversifizierung des Portfolios ab.

Eine ähnliche Dynamik, bei der einzelne Aktien durch den steigenden Kurs zu übergroßen Anteilen in den Portfolios von Einzelpersonen werden, hat jüngst auch zum Teilausstieg der Familie Sandoz beim Pharmakonzern Novartis und dem Abverkauf der Familie Agnelli bei Ferrari geführt. In jüngster Zeit gab es auch Paketverkäufe bei Galderma (EQT, Adia, Auba) sowie Heineken (mexikanischer Konzern Femsa) und der Autoleasing-Firma Ayvens (TDR Capital).