Net Zero auf Britisch

Stahlkrise spitzt sich zu

Jingye und Tata wollen in Großbritannien auf Elektrohochöfen umsteigen. Das ist mit Stellenstreichungen verbunden – trotz hoher Subventionen.

Stahlkrise spitzt sich zu

British Steel verliert Wirtschaftsprüfer

Stahlkrise spitzt sich zu - Hochöfen werden stillgelegt

hip London

Die Krise der britischen Stahlindustrie hat sich in den vergangenen Tagen weiter zugespitzt. British Steel verlor ihren Wirtschaftsprüfer. Moore Kingston Smith legte das Mandat nieder, nachdem sich Lagerbestände im Volumen von knapp 46 Mill. Pfund nicht verifizieren ließen. Es bestehe "wesentliche Ungewissheit" darüber, ob das Unternehmen ohne eine Kapitalspritze seiner Eigner weitermachen könne. Es gebe dazu keine rechtsverbindlichen Vereinbarungen. Der Wirtschaftsprüfer Mazars hatte dem zur chinesischen Jingye gehörenden Unternehmen im Juli 2022 den Rücken gekehrt.

Subventionen erhofft

Um staatliche Unterstützung für den Umstieg auf Elektrohochöfen im Zuge der Energiewende zu bekommen, braucht das vor mehr als 30 Jahren vom Parteifunktionär Li Ganpo in der Provinz Hebei aus dem Boden gestampfte Konglomerat ordentlich geführte Bücher. Erst vergangene Woche wurde der Jahresabschluss für 2021 eingereicht. Ein plötzlicher Anstieg der Energie- und CO2-Preise im Schlussquartal 2021 habe zu einem Verlust von 51 Mill. Pfund geführt, heißt es dort.

Die Gruppe würde sich ihre "Net Zero"-Strategie gerne mit 600 Mill. Pfund subventionieren lassen. Sie betreibt am Standort Scunthorpe zwei der vier herkömmlichen Hochöfen, die in Großbritannien noch in Betrieb sind. Bis zu 2.000 Arbeitsplätze stehen zur Disposition.

Port Talbot verliert

Die indische Tata Group hatte vergangene Woche angekündigt, im Zuge ihrer staatlich subventionierten "Net Zero"-Strategie fast 2.800 Stellen zu streichen. Sie betreibt am Standort Port Talbot in Südwales die beiden anderen traditionellen Hochöfen und erhielt im vergangenen Jahr 500 Mill. Pfund dafür, sie durch einen Elektrohochofen zu ersetzen. Es sei "unglaublich, dass eine Regierung einem Unternehmen 500 Mill. Pfund gibt, um Arbeiter auf den Schrotthaufen zu werfen", teilten die beiden Stahlarbeitergewerkschaften Community und GMB mit.

Oppositionsführer Keir Starmer sagte, er sei sehr besorgt. Labour habe "keinen Finger gerührt, um Arbeitsplätze bei Tata zu erhalten", sagte der für Wales zuständige Staatssekretär David Davies.

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