Großer Schluck aus der Pulle

Stelldichein von Private Equity in Bad Vilbel - Club Deal für größten deutschen Buy-out seit 2008 möglich

Großer Schluck aus der Pulle

Von Walther Becker, FrankfurtMit indikativen Angeboten aus der Deckung gewagt haben sich – beziehungsweise ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurden – zwei Interessenten für Stada aus Bad Vilbel: Advent, die 2016 den neuen Buy-out-Fonds mit 12 Mrd. Euro geschlossen hat, und die britische Cinven, die mit 7,0 Mrd. Euro den Sack zugemacht hatte. Nach wie vor interessiert sind Permira, die gerade 7,5 Mrd. Euro eingeworben hat, CVC, die gar auf 15 Mrd. Euro zielt, und Bain Capital aus den USA, deren aktueller Europafonds rund 3,5 Mrd. Euro umfasst. Jede Menge Mittel also, die für Anlagedruck sorgen.Doch ist ein Deal im Volumen von 4,7 Mrd. Euro, wie er von Cinven anklingt, angesichts der erforderlichen Beträge an Eigenkapital selbst im Niedrigzinsumfeld und angesichts der Fondsgrößen kein Spaziergang. Von Advent sind keine Preisvorstellungen bekannt, sie sollen etwas darunter liegen. Stada würde gerne mehr als 56 Euro je Aktie sehen. Sollte eine Transaktion zum Enterprise Value von 4,7 Mrd. Euro – davon 1,2 Mrd. Euro zu übernehmende Nettoschulden – laufen, wäre es der größte Buy-out in Deutschland seit der Lehman-Pleite 2008. Mit der Beratung hat Stada die Deutsche Bank und die Investmentbankboutique Perella Weinberg beauftragt. Beobachter rechnen damit, dass sich Finanzinvestoren für einen Club-Deal zusammentun könnten. Ursprüngliche Überlegungen einiger Private-Equity-Häuser, ein Branchenunternehmen hereinzunehmen, wobei die Rede von Polpharma in Warschau gewesen ist, werden derzeit wegen der sowieso schon gegebenen Komplexität der börsennotierten Stada offenbar nicht stark weiterverfolgt. Das Listing erschwert Zerschlagung und Leverage.Die 4,7 Mrd. Euro bedeuten eine Bewertung vom 11-Fachen des für 2017 erwarteten operativen Ergebnisses (Ebitda). Generika-Branchenprimus Teva sowie Mylan handeln mit dem 8-Fachen auf Basis der Ergebnisschätzungen für 2017. Und die Bewertung entspräche mehr als dem Doppelten des für 2017 erwarteten Stada-Umsatzes von 2,2 Mrd. Euro.Was Advent und Cinven mit Stada genau vorhaben, wie sie Rendite erzielen wollen und welche Rationale sie hinter einem Deal ausmachen, verraten sie bisher nicht. Advent hatte hierzulande den Einzelhändler Douglas von der Börse genommen und mit Gewinn zerschlagen. In Healthcare kann man auf Investments in Median, Casa Reha, Viatris oder Tropon verweisen.Cinven investiert seit mehr als 20 Jahren in europäische Healthcare-Unternehmen. Zum aktuellen Portfolio zählen Synlab, die nach dem Erwerb mit der französischen Labco fusioniert wurde, sowie Bioclinica, die Dienstleistungen für klinische Studien bietet. Ceramtec aus dem Portfolio stellt Spezialkeramik etwa für Hüftprothesen her.Bisher hat Cinven global 13 Investments in der Gesundheitsbranche und dafür 3,7 Mrd. Euro investiert. Zu den realisierten Engagements zählen Spire Healthcare und General Healthcare, Amco in Großbritannien, Generale de Santé und Sebia in Frankreich sowie Phadia in Schweden. Zum hiesigen Portfolio zählen neben Synlab und Ceramtec die Viridium (vormals Heidelberger Lebensversicherung) sowie der Lkw-Zulieferer Jost. Kürzlich wurde der Verkauf von Host Europe an Go Daddy und des Lampenherstellers SLV an Ardian bekanntgegeben.