Bündnis laut Kreisen auf der Zielgeraden

Airbus, Thales und Leonardo einigen sich auf Satelliten-Allianz

Nach Informationen der Börsen-Zeitung steht die Unterzeichnung einer Grundsatzvereinbarung über das europäische Satellitenbündnis „Bromo“ kurz bevor. Damit wäre eine Grundlage für eine ernsthafte Konkurrenz zu SpaceX geschaffen.

Airbus, Thales und Leonardo einigen sich auf Satelliten-Allianz

Europäisches Satellitenbündnis

Einigung auf europäische Satelliten-Allianz

Grundsatzvereinbarung zwischen Airbus, Thales und Leonardo zu Projekt Bromo

Von Gerhard Bläske, Mailand und Gesche Wüpper, Paris
bl Mailand/ wü Paris

Airbus, die französische Thales und die italienische Leonardo haben sich auf die Bildung einer europäischen Satelliten-Allianz geeignet. Wie die Börsen-Zeitung aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, soll eine entsprechende Grundsatzvereinbarung über das unter dem Namen „Bromo“ bekannte Vorhaben in den nächsten Tagen unterzeichnet werden. Möglicherweise könnte dies im Vorfeld der Ratssitzung der europäischen Raumfahrtagentur ESA (European Space Agency) bekanntgegeben werden, die am 22. und 23. Oktober in Paris stattfindet. Vorbild für das Bündnis soll die Raketenallianz MBDA sein, an der Airbus und die britische Bae Systems je 37,5% und Leonardo 25% halten. An der Satelliten-Allianz sollen Airbus, Thales und Leonardo jeweils ein Drittel der Anteile halten.

Politisches Tauziehen

Den Informationen zufolge wird es nach der Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung vermutlich noch zwei Jahre dauern, bis alle Details geklärt sind. Einstweilen gibt es offenbar vor allem eine Einigung über die Governance. Wie so oft, steckt der Teufel im Detail. Zwar sind sich alle Seiten bewusst, dass die defizitären Raumfahrt-Aktivitäten der europäischen Unternehmen zusammengelegt werden müssen, um wettbewerbsfähig gegenüber Elon Musks Starlink zu werden. Doch die Beispiele des deutsch-französisch-spanischen Kampfflugzeugprojekts FCAS und der deutsch-französischen Panzer-Allianz KNDS zeigen, dass es immer auch um politische Fragen geht. Vor allem französischen Partnern wird vorgeworfen, eine Dominanz ausüben zu wollen. Es geht also darum, eine richtige Machtbalance zu finden und eine für alle Seiten akzeptable Aufteilung der Arbeitsumfänge zu finden.

Die Entscheidung über eine Satelliten-Allianz obliege der Industrie und den Wettbewerbsbehörden, betonte ESA-Chef Josef Aschbacher während einer Diskussion mit der Vereinigung französischer Luft- und Raumfahrtjournalisten AJPAE in Paris. „Für uns ist es wichtig, dass die europäische Industrie erfolgreich ist.“ Das Umfeld sei sehr wettbewerbsfähig orientiert. Ziel der Bromo-Partner sei, ihre Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene zu stärken. Um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Raumfahrt allgemein geht es auch auf dem alle drei Jahre stattfindenden Ministerrat der ESA, der im November in Bremen tagt. Im Vorfeld findet die nächste ESA-Ratssitzung in Paris statt.

Bedenken in Italien

Im Falle der bereits seit Mitte 2024 laufenden Gespräche von Airbus, Thales und Leornado gibt es vor allem auf italienischer Seite Bedenken. Sie fürchtet, mögliche französische Verluste im Raumfahrtgeschäft mit übernehmen zu müssen. Darüber hinaus gibt es auch kartellrechtliche Bedenken von Wettbewerbern: Marco Fuchs, CEO des deutschen Satelliten-und Raumfahrtkonzerns OHB, sieht in dem Satelliten-Bündnis eine „echte Bedrohung für die OBH. Schließlich würden wir einer kaum beherrschbaren europäischen Marktmacht gegenüberstehen.“ Auch in Italien gibt es Bedenken, die mittelständisch geprägte Branche könnte marginalisiert werden.

Doch allen Hindernissen, Rückschlägen und Verzögerungen zum Trotz haben sich die Beteiligten zuletzt zusammengerauft. Leonardo-CEO Roberto Cingolani sagte vor wenigen Tagen bei einer Veranstaltung in Rom, eine Einigung könne bald kommen. Das Vorhaben sei aber sehr komplex. Die Beteiligten waren bereits im September einer Einigung nahe. Dann haben die Verwaltungsräte von Thales und Leonardo noch einmal mehr Zeit verlangt. Die politischen Turbulenzen in Frankreich hatten zuletzt für neue Irritationen gesorgt.

Bündnis mehrerer Unternehmen

An dem Bündnis beteiligt sein sollen mehrere Unternehmen: Thales Alenia Space, an dem Thales 67% und Leonardo 33% halten, Telespazio (Thales 33%, Leonardo 67%), Airbus Space Systems, Airbus Intelligence und Leonardo. Die neue Satelliten-Allianz kommt auf einen Unternehmenswert von 10 Mrd. Euro und einen Umsatz von 6 bis 6,5 Mrd. Euro.