Logistik

Hamburger Hafen legt im Wettbewerb zu

Der Containerumschlag im Hamburger Hafen hat sich im ersten Halbjahr positiver als erwartet entwickelt. Verglichen mit den nordeuropäischen Wettbewerbshäfen verbuchte nur der größte deutsche Seehafen ein Plus.

Hamburger Hafen legt im Wettbewerb zu

ste Hamburg

Der Hamburger Hafen hat im ersten Halbjahr 2022 den Containerumschlag an seinen Kaikanten um 0,9 (i.V. 5,5)% auf 4,4 Mill. TEU (20-Fuß-Standardcontainer) gesteigert und damit besser abgeschnitten als die beiden größeren Nordrange-Häfen. Das gab der Verein Hafen Hamburg Marketing am Mittwoch bekannt. In Rotterdam und Antwerpen schrumpfte der Containerumschlag im Vorjahresvergleich um −4,4 (+8,7)% auf 7,3 Mill. bzw. um −6,2 (+5,1)% auf 6,8 Mill. TEU. Der Rückgang zum Vorjahreswachstum, der auf zum Erliegen gekommene Transporte aus und nach Russland sowie auf weiterhin bestehende Störungen in der Containerlogistik zurückzuführen ist, fiel dort größer aus als in Hamburg.

Der größte deutsche Seehafen konnte erstmals seit längerem seine Marktanteile im Nordrange-Wettbewerb – um 1,1 Prozentpunkte – steigern. Dabei verringerte sich in Hamburg die Gesamtzahl der Containerschiffsanläufe im Berichtszeitraum um 2,9% auf 2369. Um Zeit aufzuholen, weil Fahrpläne nicht eingehalten werden, streichen Schiffe derzeit häufiger Häfen als Anlaufstelle auf ihren Routen. Doch zum einen meldeten Konkurrenz-Häfen noch stärkere Rückgänge bei den Anläufen – Rotterdam etwa um 5,5%. Zum anderen erlauben neue Tiefgänge infolge der im Januar freigegebenen zweiten Stufe der jüngsten Elbfahrrinnenanpassung Containerschiffen, Hamburg mit mehr Ladung anzusteuern.

Im ersten Halbjahr 2022 nahmen laut Hamburg Hafen Marketing 117 Großcontainerschiffe mit Transportkapazitäten von mehr als 18000 TEU die Möglichkeiten der Fahrrinnenanpassung in Anspruch – ein Plus von 9,3%. Der durchschnittliche Tiefgang dieser besonders großen Containerschiffe erhöhte sich verglichen mit 2021 um rund einen halben Meter. Je Anlauf wurden den Angaben zufolge 8% mehr Container umgeschlagen.

In der Deutschen Bucht stauen sich Dutzende Containerschiffe und warten auf Abfertigung in den deutschen Nordseehäfen. Die Lage, die auch die Westhäfen betreffe, dürfte sich vorerst nicht entspannen. „Das ist eine Sache, die nicht schnell lösbar ist“, so Axel Mattern, Vorstandsmitglied von Hafen Hamburg Marketing. „Das wird sich, wenn überhaupt, sehr sehr langsam abarbeiten.“ Eine Verschnaufpause sei nicht zu erkennen, fügte er mit Blick auf aktuell steigende Containermengen aus Asien hinzu. Die Auswirkungen des jüngsten pandemiebedingten Lockdowns in China seien weniger gravierend als zunächst angenommen.

Auch im ersten Halbjahr war China für den Hamburger Hafen gemessen am Umschlagsvolumen mit einem Plus von 5,8% auf 1,3 Mill. TEU der mit Abstand wichtigste Handelspartner, gefolgt von den USA (−3,9% auf 291000 TEU) und Singapur (+6,7% auf 218000 TEU). Die aufgrund des am 24. Februar begonnenen Kriegs in der Ukraine von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen hatten zur Folge, dass der Containerumschlag zwischen Hamburg und russischen Häfen im ersten Halbjahr um fast 51% auf 79000 TEU einbrach und Russland nicht mehr zu den zehn größten Handelspartnern Hamburgs gehört.

Auf die Halbjahreszahlen wirkten sich Warnstreiks der Hafenarbeiter kaum aus. Zugleich appellierte die Marketingorganisation nun an die Gewerkschaft Verdi und die deutschen Seehafenbetriebe, sich in dem seit Monaten schwelenden Tarif­konflikt möglichst bald zu einigen. Am Montag sollen die Gespräche zwischen den Tarifparteien in zehnter Runde in Bremen fortgesetzt ­werden.

Mit Blick auf das laufende Jahr zeigte Vorstand Mattern aufgrund der steigenden Mengen eine gewisse Zuversicht, auch wenn eine konkrete Prognose zum erwarteten Containerumschlag ausblieb. „Wir sind für das Gesamtjahr recht positiv, dass wir zumindest nicht wieder runtergehen.“ Im vergangenen Jahr hatte sich der Containerumschlag im größten deutschen Seehafen um 2,2% auf 8,7 Mill. TEU erhöht.

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