Handelsstreit lässt Chiphersteller Broadcom kalt

China kann sich Boykott der US-Anbieter nicht leisten - Anziehendes Smartphone-Geschäft erwartet

Handelsstreit lässt Chiphersteller Broadcom kalt

scd Frankfurt – Die US-Regierung hat der heimischen Halbleiterindustrie zwar auferlegt, die Geschäfte mit chinesischen Großabnehmern wie Huawei zu stoppen. Insgesamt bleiben die Aussichten für die amerikanischen Chiphersteller aber gut, wie auch die Zahlen von Broadcom, der weltweiten Nummer 5, zeigen. Die Kalifornier haben für das dritte Quartal per Ende Juli einen 5,5-prozentigen Umsatzanstieg auf 5,82 Mrd. Dollar berichtet. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn kletterte um 4 % auf 5,40 Dollar je Aktie. Beides lag über den Durchschnittserwartungen der Analysten. Optimistisch gibt sich das Unternehmen auch für das Schlussvierteljahr per 1. November. Der Umsatz werde 6,25 Mrd. bis 6,65 Mrd. Dollar erreichen. Das wären am unteren Ende der Spanne noch 60 Mill. Euro mehr, als von Bloomberg befragte Analysten im Schnitt erwartet hatten.Broadcom bietet eine weite Spanne von Chipkomponenten an, die in zahlreichen Produkten – vom Smartphone bis zum Auto – eingesetzt werden. Zuletzt hatte der rückläufige Smartphone-Absatz die Erlöse gedrückt. Allerdings macht CEO Hock Tan aktuell eine Erholung der Smartphone-Nachfrage aus. “Unser Ausblick für das vierte Quartal beinhaltet einen starken Anstieg bei Mobilfunkprodukten und eine anhaltend hohe Nachfrage für Netzwerkprodukte von Cloud- und Telekomkunden”, sagte der in Malaysia geborene US-Manager.Broadcom war lange der einzige chinanahe Chiphersteller von Weltrang. Das von Tan geführte US-Unternehmen hatte seinen Sitz bis vor zwei Jahren in Singapur. Damals bot Broadcom erfolglos 130 Mrd. Dollar für den Mobilfunkchip-Weltmarktführer Qualcomm. US-Präsident Donald Trump unterband den feindlichen Übernahmeversuch damals per Dekret. Es gebe glaubwürdige Hinweise, dass im Falle eines Zusammenschlusses der beiden Unternehmen die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährdet sei, hieß es damals zur Begründung. Wenig später wechselte Broadcom den Firmensitz und zog von Singapur in die USA.Aktuell haben fünf der zehn größten Chipproduzenten der Welt ihren Sitz in den USA, zwei sitzen in Südkorea, zwei in den Niederlanden und einer in Japan. SMIC rangiert als größter chinesischer Halbleiterkonzern mit nur 0,7 % Weltmarktanteil und rund 3 Mrd. Dollar Jahresumsatz unter ferner liefen.Neben Huawei hat die US-Regierung eine zweistellige Zahl chinesischer Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt, die nicht mit US-Technologie beliefert werden dürfen. Darunter ist neben dem Videodienst Tiktok von Bytedance etwa Tencents Wechat. China, das mittelfristig enorme Investitionen in den Aufbau einer leistungsfähigen heimischen Halbleiterindustrie tätigen will, sind kurzfristig die Hände ob der Abhängigkeit von den US-Komponentenlieferungen gebunden. Einen chinesischen Boykott von US-Chips müssen Broadcom und ihre Wettbewerber daher auf Sicht noch nicht fürchten. Seit dem Tief zum Ausbruch der Pandemie hat die Broadcom-Aktie ihren Wert mehr als verdoppelt.