Hängepartie um Kaiser's geht weiter

Tengelmann setzt Frist von zwei Wochen

Hängepartie um Kaiser's geht weiter

ab Düsseldorf – Der Berg kreißte und gebar eine Maus. Das ist zusammengefasst das Ergebnis des Gipfeltreffens der Unternehmenschefs von Edeka, Tengelmann, Rewe und Markant sowie der Gewerkschaft Verdi. Gesucht wurde nach einer Lösung zur Rettung der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann, deren Übernahme durch Edeka gerichtlich blockiert ist. Binnen zwei Wochen soll nun eine einvernehmliche Lösung herbeigeführt werden.Die Übernahme zieht sich schon seit zwei Jahren hin. Nachdem sich sowohl das Kartellamt als auch die Monopolkommission gegen den Zusammenschluss ausgesprochen hatten, hatte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) im März eine Ministererlaubnis erteilt. Dagegen legten die Wettbewerber Rewe, Markant und Norma Beschwerde vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf ein. Das OLG wiederum stoppte den Vollzug, indem es die Ministererlaubnis im Juli außer Kraft setzte.Seither ringen die Beteiligten um eine Lösung. Vor allem Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub brennt es dabei unter den Nägeln, sollen die Supermärkte inzwischen doch Monat für Monat einen zweistelligen Millionenbetrag verbrennen. Im vergangenen Jahr hatte Tengelmann erläutert, dass bei der Supermarktkette in den vergangenen 15 Jahren Verluste von 500 Mill. Euro aufgelaufen seien. Ein Zustand, den die Familie nicht mehr länger toleriere. Zerschlagung nicht vom TischAngesichts des Versprechens der Gipfelteilnehmer, sich für eine arbeitsplatzerhaltende Lösung starkzumachen, setzte Haub die angedrohte Auflösung des Übernahmevertrags mit Edeka am Freitag im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung für zwei Wochen aus. Bis dahin ist Zeit, eine einvernehmliche Lösung zu finden.”Sollten die Bemühungen um eine Umsetzung der Ministererlaubnis jedoch erfolglos sein, wird der Vertrag mit Edeka enden und wir werden in die Einzelverwertung gehen”, wird Haub zitiert. Zu diesem Zeitpunkt werde sich die Inhaberfamilie auch aus dem Aufsichtsgremium zurückziehen. Ursprünglich hatte Tengelmann geplant, in der neuen Woche mit der Zerschlagung zu beginnen. Gestartet werden sollte mit dem Verkauf der Standorte in der Vertriebsregion Rhein-Ruhr, zeitgleich sollte ein Sozialplan erarbeitet werden. “Für das weitere Beschreiten des Rechtswegs wären vermutlich weitere zwei Jahre erforderlich – Zeit, die wir nicht haben”, verdeutlicht Haub. 8 000 Arbeitsplätze bedrohtWie zu hören ist, liegen verschiedene Optionen auf dem Tisch, zu den Details haben die Beteiligten jedoch Stillschweigen vereinbart. Wie die Chancen für eine Rettung der angeschlagenen Supermarktkette stehen, lässt sich nur schwer sagen.Der von Haub angesprochene Vollzug der Ministererlaubnis setzt voraus, dass die Wettbewerber ihre Beschwerde zurückziehen. Das hatten die Kläger bis zuletzt abgelehnt. Gabriel, der wegen der erteilten Ministererlaubnis in der Kritik steht, begrüßte die Fortsetzung der Krisengespräche.Im Zuge der angedrohten Zerschlagung stehen geschätzt 8 000 der derzeit noch 15 000 Arbeitsplätze bei Kaiser’s Tengelmann auf dem Spiel. Das Filialnetz, das vor zwei Jahren bei der Ankündigung der Übernahme noch 451 Standorte zählte, dürfte bis zum Jahresende auf etwa 400 zusammengeschrumpft sein, hat Tengelmann auslaufende Mietverträge seither doch nicht mehr verlängert.