Haniel erntet Früchte des Portfolioumbaus

Integrationskosten belasten operatives Ergebnis - Familiengesellschafter erhalten höhere Dividende - Kapitalkosten nicht verdient

Haniel erntet Früchte des Portfolioumbaus

Der Familienkonzern Haniel ist im abgelaufenen Turnus kräftig gewachsen. Alle Geschäftsbereiche leisteten dazu einen Beitrag. Doch was noch wichtiger ist: Haniel kam auch mit dem Portfolioumbau voran. Akquisitionen bleiben bleiben auf der Agenda. Priorität genießt jedoch der Aufbau der neuen Beteiligungen. ab Düsseldorf – Endlich wieder auf Kurs. Die Erleichterung über das “überaus erfolgreiche” Jahr 2017 war Haniel-Chef Stephan Gemkow in der Pressekonferenz des Familienkonzerns anzusehen. Denn im zurückliegenden Turnus machten nicht nur die operativen Gesellschaften Fortschritte. Vielmehr gelang es dem seit August 2012 amtierenden Vorstandschef auch, Pflöcke bei der strategischen Weiterentwicklung einzuschlagen. Neben der Akquisition des Hygiene- und Berufsbekleidungsgeschäfts der britischen Rentokil Initial, mit dem CWS-Boco ausgebaut wurde, erweiterten die Duisburger das Portfolio mit zwei kleinen Maschinenbauern, Rovema und Optimar, beides Spezialisten in ihren jeweiligen Gebieten.In Summe wurden mehr als 1 Mrd. Euro investiert und dennoch ist die Kriegskasse mit gut 800 Mill. Euro weiterhin prall gefüllt. Hinzu kommen freie Kreditlinien von 1,7 Mrd. Euro. “2017 war ein Ausnahmejahr”, gestand Gemkow aber auch ein und machte klar, dass es in diesem Tempo wohl kaum weitergehe. Zwar arbeite das Management weiterhin an der “Portfolio-Komplettierung”, doch liege die Priorität in diesem Jahr auf dem Aufbau der neuen Beteiligungen, sagte Gemkow. Als Zielgröße schwebt dem einstigen Lufthansa-Manager ein Portfolio mit bis zu zehn Beteiligungen vor, heute zählt es sechs. Die Finanzbeteiligungen an Ceconomy und Metro, die zusammen noch immer für ein Drittel des Gesamtportfolios (inklusive Finanzaktiva) stehen, werden dabei nicht mitgezählt. Rückschlüsse auf deren Zukunft unter dem Haniel-Dach sollte man daraus aber nicht ziehen, sagte Gemkow der Börsen-Zeitung. Das Portfolio brachte es zum Bilanzstichtag 2017 auf einen Marktwert von 6,7 (i.V. 6,2) Mrd. Euro, der Nettovermögenswert stieg nach den Angaben um 6 % auf 5,6 Mrd. Euro. Zudem sollen die knapp 700 Familiengesellschafter in den Genuss einer auf 60 (50) Mill. Euro erhöhten Dividende kommen. Damit trägt Haniel dem um 72 % auf 248 Mill. Euro gestiegenen Ergebnis nach Steuern Rechnung. Gute Aussichten für 2018Operativ fällt die Bilanz gleichwohl nicht ganz so günstig aus, hat sich das operative Konzernergebnis im abgelaufene Turnus doch um 7 % auf 214 Mill. Euro verringert. Das lag nach den Worten von Finanzchef Florian Funck jedoch ausschließlich an den Integrationskosten für die Geschäfte von Rentokil Initial, diese summierten sich auf 40 Mill. Euro zuzüglich Effekten aus der Kaufpreisallokation. Bereinigt hätte CWS-Boco das operative Ergebnis im zurückliegenden Turnus auf 83 (77) Mill. Euro ausgebaut. Da die Integration zügiger als geplant vorankomme, sei schon im laufenden Turnus mit Synergien zu rechnen.Entsprechend positiv fällt denn auch die Prognose für den laufenden Turnus aus, in dem Haniel Umsatz und operatives Ergebnis “deutlich” steigern will. Deutlich bedeutet beim operativen Ergebnis eine Steigerung um mehr als 10 %, konkretisierte Funck. Das organische Umsatzwachstum wird dagegen im einstelligen Prozentbereich gesehen.Trotz der stolzen Erlöszuwächse im zurückliegenden Turnus – der Konzernumsatz wuchs um 14 % auf 4,1 Mrd. Euro, organisch waren es 11 % -, hat Haniel auch 2017 die Kapitalkosten nicht verdient. Zwar verbesserte sich die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) auf 4,9 (i.V. 3,6) %, der Kapitalkostensatz liegt dagegen bei 7,8 %. Mit ein Grund sei, dass bei Metro und Ceconomy viel Kapital gebunden sei, das die Kapitalkosten nicht erwirtschaftete, sagte Gemkow der Börsen-Zeitung. Hinzu komme die Liquidität, die nicht annähernd eine die Kapitalkosten deckende Rendite abwirft. “Zudem haben die neuen Beteiligungen Rovema und Optimar 2017 durch ihren Erwerb kurz vor Ultimo noch keinen Ergebnisbeitrag abgeliefert, die Kapitalbindung wird im Roce aber bereits abgebildet”, führte Gemkow aus. In den nächsten zwei Jahren sollen die Kapitalkosten jedoch verdient werden.Das Portfolio hat nach Einschätzung von Gemkow noch immer einen Überhang an reifen Geschäftsmodellen. Diese sorgten zwar für verlässliche Cash-flows, ließen aber Wachstumsdynamik vermissen. Von daher habe sich Haniel dazu entschieden, stärker auf kleinere Beteiligungen mit großem Wachstumspotenzial zu setzen. Um dieses zu heben, sei aber Wachstumskapital vonnöten. “Da das Kapital aus der Gruppe heraus erwirtschaftet werden muss, brauchen wir die etablierten Geschäftsbereiche und die beiden Finanzbeteiligungen Metro und Ceconomy als verlässliche Dividendenzahler.”Mit der Kursentwicklung der aus der Metro Group hervorgegangenen Gesellschaften ist der Haniel-Chef nicht zufrieden, doch setzt er darauf, das sich die Kapitalmarktsicht ändert. Auch Haniel wurde Anfang des Jahres von der Gewinnwarnung von Ceconomy überrascht. “Da ging viel Vertrauen verloren”, bedauert Gemkow, setzt jedoch auf den Lerneffekt im Management.