Containerschifffahrt

Hapag-Lloyd zeigt Interesse an HMM aus Südkorea

Hapag-Lloyd ist an einem Einstieg beim koreanischen Allianzpartner Hyundai Merchant Marine (HMM) interessiert. Deutschlands größte Containerreederei könnte durch eine Beteiligung ihre bislang schwache Präsenz in Fernost und im Transpazifikverkehr stärken. Die Erfolgschancen werden aber als gering bewertet.

Hapag-Lloyd zeigt Interesse an HMM aus Südkorea

Hapag-Lloyd zeigt Interesse an koreanischer HMM

Hamburger könnten durch Beteiligung an Reederei in Seoul Position als Branchenfünfter festigen – Erfolgsaussichten aber als gering eingeschätzt

ste Hamburg

Hapag-Lloyd ist an einem Einstieg beim koreanischen Allianzpartner Hyundai Merchant Marine (HMM) interessiert. Deutschlands größte Containerreederei könnte durch eine Beteiligung ihre bislang schwache Präsenz in Fernost und im Transpazifikverkehr stärken. Die Erfolgschancen werden aber als gering bewertet.

Nach dem Ende der Sonderkonjunktur für die Containerschifffahrt während der Corona-Pandemie könnte wieder Bewegung in den Markt der größten Linienreedereien kommen. Fünf Jahre nach dem Abklingen einer mehrjährigen Branchenbereinigung, die dazu führte, dass der Anteil der zehn größten Gesellschaften an der Gesamtkapazität der globalen Containerschiffsflotte von 61% im Jahr 2013 auf heute etwa 85% anstieg, zeigt Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd Interesse an einer Beteiligung am südkoreanischen Carrier Hyundai Merchant Marine (HMM).

Entwicklungsbank will verkaufen

So sollen die Hamburger kurz vor Ablauf einer Bieterfrist ein Angebot abgegeben haben. Darstellungen der koreanischen Tageszeitung "Dong-a Ilbo", wonach es um ein Gebot für einen Anteil von 38,9% an HMM geht, den die Entwicklungsbank Korea Development Bank (KDB) sowie die ebenfalls staatliche Korean Ocean Business Corporation (KOBC) verkaufen wollen, wollte Hapag-Lloyd am Freitag nicht direkt bestätigen. Ein Unternehmenssprecher sagte auf Anfrage, man prüfe ständig Möglichkeiten, das eigene Geschäft weiterzuentwickeln und auszubauen. "In diesem Zusammenhang untersuchen wir auch, ob Investitionen in andere Linienschifffahrtsunternehmen einen noch stärkeren Akteur in der globalen Schifffahrtsbranche schaffen könnten."

Eine Verbindung mit dem Branchenachten aus Südkorea, der im zweiten Quartal dieses Jahres einen im Sektorvergleich besonders kräftigen Einbruch beim operativen Ergebnis um fast 95% auf umgerechnet rund 120 Mill. Dollar verbuchte und neben Fahrplanoptimierungen auch Kostensenkungsmaßnahmen avisiert hat, würde die Position von Hapag-Lloyd als weltweite Nummer 5 hinter MSC aus der Schweiz, der dänischen Maersk, CMA-CGM aus Frankreich sowie der chinesischen Staatsreederei Cosco mit einem Anteil an den weltweiten Flottentransportkapazitäten von rund 10% festigen. Zum 30. Juni 2023 bestand die Hapag-Lloyd-Flotte aus 258 Containerschiffen mit einer Transportkapazität von 1,9 (i.V. 1,8) Millionen Standardcontainern (TEU). Das Durchschnittsalter der gesamten Flotte lag mit 11,2 Jahren leicht über dem Durchschnittswert der zehn weltweit größten Reederein von 10,9 Jahren. Die Transportkapazität der HMM-Flotte belief sich zuletzt aug rund 790.000 TEU.

Stärkung in Fernost?

Durch die erstmalige Beteiligung an einer fernöstlichen Reederei könnte Hapag-Lloyd nicht nur von einer Flottenerneuerung bei HMM nach dem Kauf einer Reihe von Großschiffen mit Kapazitäten von je 24.000 TEU profitieren. Vor allem könnten die Hamburger ihre Schwächen auf Transpazifikrouten und im innerasiatischen Verkehr adressieren. Auch auf Fernost-Europa-Strecken dürfte Hapag-Lloyd Vorteile in einer Verbindung mit HMM sehen. Die Stärken der Hanseaten liegen nach Fusionen mit der chilenischen CSAV 2014 und mit UASC vom Persischen Golf 2017 im Transatlantik- und Lateinamerikaverkehr sowie auf Verbindungen in den Mittleren Osten und nach Indien. Durch Zukäufe der Reederei NileDutch 2021 sowie des Containerliniengeschäfts der Deutsche Afrika-Linien 2022 wurde zudem das Afrika-Geschäft ausgebaut.

Seit 2019 ist HMM als Mitglied im zwei Jahre zuvor gegründeten Schifffahrtsbündnis THE Allliance neben One (Singapur) und Yang Ming (Taiwan) mit Hapag-Lloyd verbunden. Das Bündnis ist gemessen an den Transportkapazitäten die kleinste der bestehenden drei Allianzen, mit denen die größten Branchenunternehmen eine bessere Auslastung ihrer Schiffe und ein breiteres Angebot an Diensten erreichen wollen. Unter den Interessenten für HMM, die ein Gebot abgegeben haben, soll Hapag-Lloyd das einzige ausländische Unternehmen sein. Zu der kolportierten Handvoll Bietern gehörten darüber hinaus nur koreanische Adressen.

HMM kommt auf eine Marktkapitalisierung von rund 6,5 Mrd. Dollar. Hapag-Lloyd könnte den Zukauf aus eigener Kraft stemmen: Zum 30. Juni belief sich die Nettoliquidität nach Ausschüttung einer Milliardendividende für 2022 auf rund 3,6 Mrd. Euro, die Eigenkapitalquote lag bei 65,7%. Ob die deutsche Reederei sich mit ihrer Offerte aber durchsetzen werde, sei zu bezweifeln, so die US-Investmentbank Stifel. Südkorea habe eine Geschichte in der Bildung nationaler Champions. KDC und KOBC hätten im Zuge einer Restrukturierung von HMM auch die Anteile übernommen, um zu verhindern, dass die Reederei in fremde Hände falle. Somit sei es unwahrscheinlich, dass HMM vollständig oder in Teilen an einen ausländischen Bieter verkauft werde.