Wohnungsnot

Hausbauer Traumhaus und Helma in Not

Mit Traumhaus und Helma stecken zwei weitere Bauträger in existenziellen Schwierigkeiten. Traumhaus geht den Weg einer Insolvenz in Eigenverwaltung. Bei Helma steht womöglich ein StaRUG-Verfahren an.

Hausbauer Traumhaus und Helma in Not

Hausbauer Traumhaus und Helma in Not

Traumhaus beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung – „Viele politische Fehlgriffe" – Frist bis 8. Dezember für Helma

hek Frankfurt

Die Immobilienkrise und der scharfe Einbruch des Wohnungsbaus in Deutschland fordern ein weiteres Opfer: Der börsennotierte Häuslebauer Traumhaus ist insolvent. Die Gespräche über einen Überbrückungskredit und andere liquiditätsstützende Maßnahmen seien gescheitert, teilt das 1993 gegründete Unternehmen mit. Da die Zahlungsunfähigkeit drohe, sei ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt worden.

Die Eigenverwaltung ist eine Sonderform des Insolvenzverfahrens. Die Geschäftsleitung bleibt im Amt und kann weiterhin Entscheidungen treffen, aber unter Aufsicht eines vom Insolvenzgericht bestellten Sachwalters. Ziel ist die Sanierung des Unternehmens. Traumhaus notiert seit August 2018 im Segment M:access der Münchener Börse und im Frankfurter Freiverkehr. Großaktionär ist mit 69% Vorstandschef Otfried Sinner.

Auf seriellen Wohnungsbau ausgerichtet

Traumhaus ist auf den seriellen und standardisierten Wohnungsbau spezialisiert. Das Unternehmen baut keine individuellen Häuser, sondern fertigt in Serie. Das ist deutlich kostengünstiger: Die Hauspreise liegen nach früheren Angaben von Sinner um 10 bis 15% unter dem Marktpreis. Aufgrund der Kostenvorteile im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise trifft serielles Bauen eigentlich den Nerv der Zeit. Die Bundesregierung hat es als Rezept gegen den zunehmenden Wohnungsmangel entdeckt.

Dass es dennoch zur Insolvenz kommt, führt Traumhaus auf die mit dem Ukraine-Krieg einsetzende Kaufzurückhaltung, „explodierende Zinsen" und die „vielen politischen Fehlgriffe" zurück. Zu den Fehlern der Politik werden der Wegfall von KfW-Förderprogrammen, das Heizungsgesetz, die Diskussionen über künftige Grunderwerbsteuersenkungen und das "aktuelle Haushaltsdebakel" gezählt. Die Finanznot entstand durch geringere Grundstücksverkäufe, höhere Baukosten und verlängerte Projektzyklen, was höhere Vorfinanzierungen erfordert.

Kapitalerhöhung reichte nicht aus

Erst im Sommer hatten Altaktionäre über eine Kapitalerhöhung 1,85 Mill. Euro Kapital eingeschossen. Im Oktober hatte der Vorstand seine Jahresprognose für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von zuvor 4,5 Mill. bis 7 Mill. Euro auf "minus 2,9 Mill. Euro bis leicht positiv" gesenkt. CEO Sinner bezeichnet den Insolvenzantrag als seine bisher schwerste Entscheidung als Unternehmer. Der Fortbestand könne am ehesten über ein Eigenverwaltungsverfahren gesichert werden. Als Berater ist die Kanzlei MSL Dr. Silcher involviert.

Im Krisenmodus steckt auch der hoch verschuldete Eigenheimbauer Helma aus Lehrte in Niedersachsen. Ende Oktober haben die Banken die finanzielle Atempause bis 8. Dezember verlängert. In diesen Tagen entscheidet sich also, wie die Verhandlungen über ein Rettungspaket ausgehen. Womöglich kommt es zu einem vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren nach dem StaRUG (Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen), hat Helma selbst mitgeteilt. Wie die Zeitung "HNA" berichtet, sieht sich Helma auch mit Betrugsvorwürfen und einer Strafanzeige konfrontiert.

Hohe kurzfristige Verbindlichkeiten

Das kurzfristige Fremdkapital (Restlaufzeit unter ein Jahr) türmte sich per 30. Juni 2023 auf 177 Mill. Euro oder 40% der Bilanzsumme. Es übersteigt das Eigenkapital (107,7 Mill. Euro) bei weitem. In der ersten Hälfte 2024 steht die Rückzahlung weiterer Schuldscheindarlehn an.

Mit der Traumhaus-Insolvenz setzt sich die Reihe der Bauträger-Pleiten fort. Zuvor waren Gerch aus Düsseldorf mit 4 Mrd. Euro Projektvolumen, die Nürnberger Project-Gruppe, der Luxus-Immobilien-Bauträger Euroboden aus Grünwald bei München, die Düsseldorfer Development Partner, die Hamburger Revitalis und der Projektentwickler Centrum in die Knie gegangen.

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