Healthineers lobt Marktstart von Atellica

Börsenprospekt legt aktuelle Verkaufszahl für Diagnostik-Plattform offen - Nur Siemens Beteiligungsverwaltung gibt Aktien für IPO ab

Healthineers lobt Marktstart von Atellica

Siemens trotzt den Turbulenzen am Kapitalmarkt und läutet mit der Vorlage des Prospekts am Montagabend die Verkaufsphase für den Börsengang von Siemens Healthineers ein. Die Firma versucht die Zuversicht künftiger Anleger zu stärken, dass die neue Diagnostik-Plattform Atellica Solution auf dem Erfolgsweg ist. mic München – “Wir sind auf dem Weg, unser Ziel von mehr als 7 000 installierten Plattformen im Jahr 2020 zu erreichen”: Mit diesem Satz über Atellica Solution im Börsenprospekt, der am Montagabend vorgelegt wurde, versucht Siemens Healthineers das Vertrauen in die Erreichbarkeit der Wachstumsziele zu stärken. Atellica Solution war Ende 2017 an den europäischen und US-Markt gegangen und gilt als mitentscheidend für einen Healthineers-Erfolg (vgl. BZ vom 20. Februar). Dem Prospekt zufolge wurden bis Mitte Februar 140 Plattformen verkauft. 35 % seien an Neukunden gegangen. In der Planung bis zum Jahr 2020 sollen 20 % der 7 000 Plattformen an Neukunden und 80 % an Bestandskunden gehen. Als Verkaufsargument gilt unter anderem, dass die Kunden bis zu 30 % weniger Beschäftigte benötigen. Healthineers erwartet laut Prospekt, mithilfe von Atellica den Anteil von zuletzt 15 % an dem 20-Mrd.-Euro-Markt steigern zu können. Im Prospekt wird bestätigt, dass die Marktzulassung der Aufsichtsbehörden in Brasilien und Japan im laufenden Jahr und in China in der kommenden Periode erwartet wird.Der Investitionsbedarf für das gesamte Diagnostikgeschäft ist unverändert hoch. Bereits 75 Mill. Euro seien in diesem Jahr geflossen, heißt es dem fast 400 Seiten dicken Werk. Auch im ersten Quartal (31. Dezember) hatten die Ausgaben den Gewinn der Sparte Diagnostik deutlich gedrückt.Bereits am Wochenende hatte Siemens die Eckdaten des Börsengangs offengelegt. Preisspanne und Emissionsvolumen bewegen sich am unteren Ende der erwarteten Spannbreiten. Inklusive Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) werden 15 % des Unternehmens an den Streubesitz übergehen. Die Preisspanne pro Aktie beträgt 26 Euro bis 31 Euro (siehe Tabelle). Insgesamt werden den Investoren 150 Millionen Aktien inklusive Greenshoe angeboten, so dass Siemens brutto 3,9 Mrd. Euro bis 4,65 Mrd Euro einnehmen wird. Damit errechnet sich eine Bewertung von 26 Mrd. Euro bis 31 Mrd. Euro. Hinzuzurechnen ist die Verschuldung von 4,3 Mrd. Euro, die Pensionsverbindlichkeiten in Höhe von 1,0 Mrd. Euro enthält. 100 Mill. Euro für BankenDie Emission kostet dem Prospekt zufolge 106 Mill. Euro, wenn die Aktien zum Mittelwert der Preisspanne platziert werden sollten. Die Kosten trägt die Siemens AG, die dem Prospekt zufolge aber eine nicht bezifferte Kompensation von Healthineers erhält. Sie soll so gestaltet sein, dass die Schlusszahlung aus dem auslaufenden Gewinnabführungsvertrag von Healthineers an die Mutter reduziert wird.Dem Prospekt zufolge hält die Siemens AG aktuell 66,7 % an der Siemens Healthineers AG, weitere 0,9 % liegen bei der französischen Siemens-Einheit. Die übrigen 32,4 % besitzt die Siemens Beteiligungsverwaltung GmbH. Der Clou: Ausschließlich diese Gesellschaft gibt Aktien für den Börsengang ab und wird so inklusive Mehrzuteilungsoption auf maximal 17,4 % reduzieren. Ob dieser Restbestand als grundsätzlich verkäuflich und dagegen der Anteil der Siemens AG als sakrosankt gilt, weil die Mutter erklärtermaßen langfristig die Mehrheit behalten will, ist dem Prospekt nicht zu entnehmen. Die Lock-up-Frist, während der keine weiteren Aktien verkauft werden dürfen, beträgt 180 Tage. Die Stabilisierungsmaßnahmen des Aktienkurses bis maximal zum 15. April übernimmt Goldman Sachs. Das Grundkapital von Siemens Healthineers war erst am 2. Februar von 50 Mill. Euro auf 1 Mrd. Euro erhöht worden. Der Net Asset Value von Healthineers wird mit 3,5 Mrd. Euro angegeben, dies entspricht rund 12 % der mittleren Unternehmensbewertung. Healthineers muss der Mutter noch den Kaufpreis für den Erwerb verschiedener Gesellschaften in China zahlen. Es fehle die regulatorische Freigabe, wird die Verzögerung im Prospekt erklärt. Es gibt keine Angabe über die Höhe dieses Kaufpreises. Der Prospekt differenziert den bereits kommunizierten Ergebnisrückgang im ersten Quartal des Geschäftsjahres (30. September) nach Sparten. Der Ergebniseinbruch, der in der Healthineers-Rechnung 14 % auf 552 Mill. Euro betrug, wurde vor allem vom Diagnostikgeschäft verursacht. Es brach um 27 % auf 99 Mill. Euro ein. Dies wird mit Kosten für die Einführung von Atellica Solution begründet. Die Bildgebung gab um 11 % auf 371 Mill. Euro nach, die neuartigen Therapien um 8 % auf 82 Mill. Euro. Die geringere Profitabilität war bei der Zahlenvorlage der Siemens AG vor allem mit dem schwachen Dollar begründet worden. Wenn der Dollar sein Austauschverhältnis um 1 Cent verändere, wirke sich dies im Healthineers-Gewinn mit 10 Mill. Euro bis 12 Mill. Euro aus, heißt es im Prospekt. Allerdings sind Hedging-Aktionen hierbei nicht berücksichtigt. —– Wertberichtigt Seite 6