Healthineers steigert Free Float stark

Medizintechnik-Tochter von Siemens erlöst mit Kapitalerhöhung 2,7 Mrd. Euro - Dax im Visier

Healthineers steigert Free Float stark

Die Chancen von Siemens Healthineers für einen Aufstieg in den Dax verbessern sich. Denn mit der Kapitalerhöhung sinkt der Aktienanteil des Mutterkonzerns von 85 auf 79 %. Das Medizintechnikunternehmen hat nun einen Teil des Kaufpreises für den US-Konzern Varian finanziert. Weitere Schritte werden folgen. jh München – Siemens Healthineers hat mit der Kapitalerhöhung im beschleunigten Platzierungsverfahren 2,73 Mrd. Euro brutto erlöst und damit einen Teil des Kaufpreises für die Übernahme des US-Konzerns Varian finanziert. Zugleich erhöht sich die Anzahl der außenstehenden Aktien um glatt die Hälfte auf 225 von zuvor 150 Millionen. Es ist der bisher höchste Anstieg im Rahmen eines beschleunigten Platzierungsverfahrens in Deutschland, wie aus dem Unternehmen zu hören ist. Gemessen am Emissionsvolumen sei es hierzulande die größte Kapitalerhöhung in den vergangenen zwei Jahren.Der Anteil des Großaktionärs Siemens, der die Medizintechnik im März 2018 an die Börse gebracht hatte, verringert sich mit dem Schritt von 85 auf rund 79 % (siehe Grafik). Damit und wegen des erwarteten größeren Handelsvolumens steigen die Chancen von Siemens Healthineers für eine Aufnahme in den Dax.Das Unternehmen erzielte mit der Kapitalerhöhung, die knapp zweieinhalbmal überzeichnet gewesen sei, einen Preis von 36,38 Euro je Aktie. Das entsprach einem Abschlag von 5,1 % auf den Xetra-Schlusskurs am Mittwoch. Man liege damit noch in der üblichen Spanne von 3 bis 5 %, heißt es. Der Aktienkurs des im MDax geführten Unternehmens sank am Donnerstag um 3,7 % auf 36,90 Euro. Seit Anfang August gab er um rund 16 % nach. Vor einem Monat hatte Siemens Healthineers bekannt gegeben, Varian Medical Systems in den USA für 16,4 Mrd. Dollar übernehmen zu wollen. Da der Vorstand damals ankündigte, den Kaufpreis für den Spezialisten für Strahlentherapien gegen Krebs bis zur Hälfte mit einer Kapitalerhöhung finanzieren zu wollen, rechnete der Markt damit, was den Aktienkurs seitdem belastet haben dürfte.Für die Erhöhung um 7,5 % des Grundkapitals unter Ausschluss des Bezugsrechts nutzte Siemens Healthineers das genehmigte Kapital von 10 %. Um die Möglichkeit für einen weiteren Schritt zu schaffen, will sich das Unternehmen, wie schon vor einem Monat mitgeteilt, auf der nächsten Hauptversammlung im März die Genehmigung holen. Ziel der Siemens AG ist, ihren Anteil an der Tochterfirma auf rund 72 % zu senken. Kein Zeitdruck Die nächsten Schritte, um den Preis für Varian aufzubringen, stehen offenbar noch nicht fest. Das Management fühlt sich nicht unter Zeitdruck. Der Mutterkonzern stellt bis Ende des nächsten Jahres eine Brückenfinanzierung von 15,2 Mrd. Euro bereit. Der nun erzielte Emissionserlös dient dazu, einen Teil davon abzulösen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde noch mehr auf der Eigenkapitalseite passieren, heißt es von Siemens Healthineers. Man versteife sich aber nicht auf eine Kapitalerhöhung. Es gebe auch andere Möglichkeiten, etwa hybride Instrumente. Für die nächsten 180 Tage besteht eine Haltefrist. Mindestens die Hälfte des Preises für Varian will das Unternehmen mit Fremdkapital aufbringen.Fällig werden die mehr als 16 Mrd. Dollar bei Vollzug der Übernahme, mit der Siemens Healthineers in der ersten Hälfte des nächsten Jahres rechnet. Das Management und der Verwaltungsrat von Varian haben sich einstimmig für die Übernahme ausgesprochen und den Aktionären empfohlen, das Angebot anzunehmen. Deren Entscheidung steht noch aus, ebenso die der Wettbewerbsbehörden. Die Hauptversammlung wird im Oktober oder November erwartet.In der Branche heißt es, auch Philips habe ein Angebot für Varian vorbereitet. Mit 175 Dollar je Aktie habe der niederländische Konkurrent nur leicht darunter gelegen. Die von Siemens Healthineers in Aussicht gestellten 177,50 Dollar ergeben einen Gesamtpreis, der dem Fünffachen des Jahresumsatzes und dem gut 20-Fachen des operativen Gewinns von Varian entspricht. Nach der Meinung von Aktienanalysten ist die Akquisition zwar strategisch sinnvoll, der Preis allerdings recht hoch. Dass es sich um einen stolzen Preis handelt, bestreitet das Management von Siemens Healthineers nicht. Doch müsse dieser auch im Wettbewerb mit dem zweiten Bieter gesehen werden, heißt es. Mehrheit in EuropaAn der Kapitalerhöhung für ausschließlich institutionelle Anleger habe sich eine deutlich dreistellige Zahl von Investoren beteiligt, ist zu hören. Ein wesentlicher Anteil von ihnen verfolge eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie. Die Mehrheit stamme aus Europa. Die neuen Aktien werden voraussichtlich erstmals am 8. September gehandelt.