Hedgefonds wollen mehr für Qiagen

Zwei der größeren Aktionäre lehnen Übernahmeangebot von Thermo Fisher als noch zu niedrig ab

Hedgefonds wollen mehr für Qiagen

Hedgefonds setzen den weltgrößten Laborausrüster Thermo Fisher Scientific unter Druck, das Übernahmeangebot für Qiagen nochmals zu erhöhen. Grund ist der Erfolg des Diagnostikkonzerns mit Reagenzien für Coronatests. Davidson Kempner fordert 48 bis 52 Euro je Aktie, die US-Bieterin offeriert 43 Euro. ak Düsseldorf – Vier Euro mehr reichen nicht: Einige Großaktionäre von Qiagen machen Druck, um den Angebotspreis für den Biotech- und Diagnostikkonzern weiter in die Höhe zu treiben. Der weltgrößte Laborausrüster Thermo Fisher Scientific hatte vor knapp zwei Wochen seine im Frühjahr lancierte Offerte für das deutsch-niederländische MDax-Unternehmen aufgestockt. Den Anteilseignern bieten die Amerikaner jetzt 43 statt 39 Euro je Aktie. Qiagen wird jetzt mit 9,8 Mrd. Euro ohne Schulden bewertet.Doch die Großaktionäre, die erst kürzlich ihre Positionen ausgebaut haben, halten diesen Preis für viel zu niedrig: Der Hedgefonds Davidson Kempner verschickte am späten Dienstagnachmittag eine Pressemitteilung und erklärte, er erwarte ein Scheitern der Übernahme. Zu dem aktuell gebotenen Preis werde der Fonds die Offerte nicht annehmen. Eine faire Bewertung für Qiagen auf Stand-alone-Basis setzt Davidson Kempner bei 48 bis 52 Euro an.Am Mittwoch schloss sich der in Zürich ansässige Hedgefonds PSquared Asset Management an. “PSquared ist der Ansicht, dass das aktuelle Barangebot von Thermo Fisher zu 43 Euro pro Aktie Qiagen auf Stand-alone-Basis erheblich unterbewertet”, erklärte der Assetmanager auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. “PSquared wird im Rahmen des aktuellen Angebots keine Aktien anbieten.” PSquared kontrolliert nach eigenen Angaben mehr als 4 % der Qiagen-Aktien, der Diagnostikkonzern gibt den Anteilswert des Fonds mit 3,49 % an.Davidson Kempner untermauerte seinen Standpunkt mit einer Präsentation. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hätten die Bewertung von Qiagen fundamental verändert, argumentiert der Hedgefonds. Als Thermo Fisher Anfang März das Angebot veröffentlichte, zeichnete sich der geschäftliche Erfolg von Qiagens Testreagenzien erst ganz vage ab. Bereits im Mai und dann noch einmal Mitte Juli hatte der Konzern seine Prognose für das zweite Quartal deutlich erhöht und über einen immer schnelleren Ausbau der Produktionskapazitäten berichtet. Davidson Kempner geht davon aus, dass die Prognose immer noch konservativ ist und Qiagen den Ausblick weiter erhöhen wird. Die aktuelle Bewertung in der Offerte, die dem 14,7-fachen Ebitda-Multiple entspräche, liege deutlich unter den Multiples vorangegangener vergleichbarer Transaktionen, schreiben die Hedgefonds-Manager. Sie prognostizieren für 2020, dass der Qiagen-Umsatz pandemiebedingt um etwa ein Drittel im Vergleich zu der Schätzung ohne Covid-19-Effekte steigen könnte. Damit würde der Konzern im laufenden Jahr knapp 2,1 Mrd. Dollar erreichen. Qiagen selbst geht von rund 1,8 Mrd. Dollar aus. Und während der Konzern mit einem Gewinn je Aktie für 2020 von rund 2 Dollar (ohne einen möglichen Erlös aus dem Verkauf einer Beteiligung an ArcherDX) kalkuliert, rechnet Davidson Kempner, die erst in den vergangenen sechs Wochen ihre Qiagen-Position stark ausgebaut haben, mit 2,55 Dollar.Vorstand und Aufsichtsrat von Qiagen haben indes sowohl das erste als auch das nachgebesserte Angebot begrüßt und den Aktionären die Annahme empfohlen. Vorstand und Aufsichtsrat selbst halten zusammen gut 4 % des Grundkapitals.Qiagen hat keinen Ankeraktionär. Der größte Anteilseigner BlackRock wollte zu seinen Absichten keine Stellung nehmen.