Hedgefondsmanager Singer kauft Duty-free ein

Einstieg bei Schweizer Dufry - Unklarheit über mögliche Optionsgeschäfte der chinesischen HNA

Hedgefondsmanager Singer kauft Duty-free ein

wb Frankfurt – Im Aktionärskreis des Schweizer Duty-Free-Konzerns Dufry wächst die Spannung. Der US-Milliardär Paul Singer hat 5,57 % des Kapitals erworben, wie aus einer Pflichtmitteilung der Six Swiss Exchange hervorgeht. Da das Überschreiten der Schwelle von 3 % zuvor nicht berichtet worden war, dürfte Singer die Aktien über die Hedgefonds Elliott und Liverpool Ltd. in einem Paket gekauft haben. Angaben zum Verkäufer werden nicht gemacht. Es könnte sich um eine komplexe Derivatetransaktion handeln, wird vermutet.HNA hatte jüngst eine “Equity Collar”-Fazilität in Anspruch genommen, mit der sie einer Bank eine Beteiligung an dem Unternehmen gegen eine Finanzierung zur Verfügung stellte. Dies ermöglicht es dem chinesischen Unternehmen, Aktionär auf dem Papier zu bleiben, obwohl es die Anteile nicht mehr direkt hält. Verkauft die Bank die zugrunde liegenden Aktien aber, schaut HNA in die Röhre. HNA soll bereits einen solchen Aktien-Collar auf 12,7 % an Dufry mit J.P. Morgan vereinbart haben. Morgan Stanley meldete Mitte November Erwerbspositionen von 7,9 % und Veräußerungspositionen von 2,9 %. Veränderungen wurden bislang keine gemeldet.Die Aktie legte am Mittwoch 3,3 % zu, die Marktkapitalisierung erreichte 7,6 Mrd. sfr. Die Aktie notiert mit 141,80 sfr um 18 % unter dem 52-Wochen-Hoch. Auf dem Kurs lasten Befürchtungen, dass das womöglich finanziell klamme HNA-Konglomerat einen beträchtlichen Teil der Dufry-Aktien verkauft, um Mittel zu beschaffen. Dufry hat seit August die chinesische HNA – sie ist unter anderem auch bei der Deutschen Bank investiert – als Großaktionär. HNA hatte die Kaufoption für Pakete der aus Singapur stammenden Staatsfonds Temasek und GIC ausgeübt. HNA hält 20,9 %. Weiterer großer Anteilseigner sind eine Gruppe um den Verwaltungsrat mit 20,7 %, der Staatsfonds aus Katar (6,9 %) sowie der Luxusgüterkonzern Richemont mit 7,5 %.Dufry hat im November den Börsengang des Nordamerikageschäfts als separate Einheit namens Hudson bei der US-Aufsicht SEC angemeldet. Credit Suisse, Morgan Stanley und UBS arbeiten daran. Die Sparte, die für 21 % des Gruppenumsatzes von 6,3 Mrd. sfr nach neun Monaten 2017 steht, soll mit der Verselbständigung flexibler werden. Hudson umfasst unter anderem 530 Shops der Ladenkette, die mit ihrem Sortiment – das von Nahrungsmitteln und Getränken über Elektronik und Souvenirs bis zu Medienerzeugnissen reicht – anders ausgerichtet ist als die Duty-Free-Läden. Auch nach dem IPO will die in Zürich und Sao Paulo notierte Dufry die Mehrheit halten. Der Erlös soll dem Schuldenabbau dienen. Netto stand Dufry Ende September mit 3,5 Mrd. sfr in der Kreide. Das Rating liegt bei “Ba2” (Moody’s) und “BB” (S & P) im Ramschstatus. Dufry hatte für 3,6 Mrd. Euro World Duty Free übernommen.Singer machte hierzulande dieses Jahr mit dem Hineingrätschen in die Übernahme von Stada Schlagzeilen. Außerdem stieg er beim Maschinenbauer Gea mit 3 % (für 274 Mill. Euro) ein. Singer sorgte bei Akzo Nobel in den Niederlanden für Turbulenzen. In die vom Halbleiterkonzern Qualcomm geplante Übernahme von NXP investierte Elliott 2,3 Mrd. Dollar für 6 % des Kapitals. In der Schweiz scheiterte der Hedgefondsmanager vor sechs Jahren mit dem Versuch der Übernahme des Biopharmaunternehmens Actelion, die 2017 für 30 Mrd. Dollar an Johnson & Johnson ging.