Heidelberg Cement senkt Finanzierungskosten

Operatives Ergebnis enttäuscht - Nettoschulden schwellen akquisitionsbedingt auf knapp 10 Mrd. Euro an

Heidelberg Cement senkt Finanzierungskosten

wb Frankfurt – Diesmal verkneift sich Vorstandschef Bernd Scheifele eine Prognoseanhebung. HeidelbergCement ist schwächer ins neue Jahr gestartet, als am Kapitalmarkt angenommen wurde. Wie Scheifele gestern auf der Hauptversammlung sagte, seien dafür in erster Linie Preisrückgänge in Schwellenländern wie Indonesien und Ghana verantwortlich. Auf vergleichbarer Basis, samt der 2016 im Unternehmenswert von 6,7 Mrd. Euro übernommenen Italcementi, sank das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen um 3 % auf 383 Mill. Euro. Analysten hatten mit einem Plus gerechnet. Die Aktie trug gestern mit – 1,8 % zeitweise die rote Laterne im Dax.Der Umsatz trat auf der Stelle. Im Ist-Ist-Vergleich, also ohne Italcementi in der Vorjahresperiode, kletterten die Erlöse in den drei Monaten um 34 % und das operative Ergebnis um 19 %. Nach Abschreibungen sank das Betriebsergebnis um 21 %. Der Gruppenanteil am saisonal typischen Fehlbetrag ging leicht auf 70 Mill. Euro zurück. Das Resultat in Europa und Nordamerika sei trotz des relativ starken Vorjahresquartals und schlechter Wetterbedingungen deutlich gestiegen. Da der Beitrag dieser Märkte aber saisonal nur schwach sei, konnte er den Rückgang in Schwellenländern nicht ausgleichen. Das Ergebnis in West- und Südeuropa wurde zudem von höheren Instandhaltungskosten belastet. Zudem seien die Energiekosten moderat gestiegen.Scheifele bekräftigt den Ausblick auf das Gesamtjahr: Das operative, um Sondereffekte bereinigte Ergebnis soll moderat und damit um rund 5 bis 10 % zulegen. Der Jahresüberschuss vor Sonderfaktoren wie Wechselkurse solle deutlich, also prozentual zweistellig wachsen. Für 2017 erwartet der Vorstand einen deutlichen Rückgang der Finanzierungskosten aufgrund des Cash-flow-Managements und der günstigeren Refinanzierung. “Wir blicken weiterhin verhalten zuversichtlich auf das Jahr 2017”, resümiert Scheifele (59), der seit 2005 amtiert und damit der Dienstälteste im Dax 30 ist. Fortschritte in ItalienDie Integration von Italcementi mache gute Fortschritte. Darunter versteht der Konzern auch den Abbau von mehr als 2 500 Stellen. “Das Synergieziel von 470 Mill. Euro gilt unverändert”, sagt der CEO. In diesem Jahr liege das besondere Augenmerk auf dem Abbau der Schulden, die wegen der Übernahme stark stiegen. Ende März stand der Konzern netto mit 9,6 Mrd. Euro in der Kreide nach 5,9 Mrd. vor Jahresfrist. “Wir werden uns weiterhin auf den Abschluss der Integration von Italcementi und die Reduzierung der Verschuldung durch diszipliniertes Cash-flow-Management konzentrieren. Eine dauerhafte Bewertung im Investment Grade bleibt unser erklärtes Ziel”, sagt der Vorstandschef.Das Gearing stieg zum Ende des ersten Quartals von 38,7 auf 53,8 %. Der dynamische Verschuldungsgrad, also der Leverage, nahm unter Berücksichtigung von Italcementi auf 3,0 (i.V. 2,2) zu. Scheifele will diese Kennziffer wieder auf rund 2,5 oder darunter senken. Die Liquiditätsreserve nahm indes von 4,9 Mrd. auf 4,6 Mrd. Euro ab. Im ersten Vierteljahr wurde eine Anleihe über 1 Mrd. Euro zu 8,0 % p. a. getilgt. Zur Refinanzierung wurden zwei Bonds platziert: 750 Mill. Euro auf vier Jahre zum Festzins von 0,5 % und 1 Mrd. Euro auf neun Jahre zu 1,625 %. Aufgrund des Investment Grade von Moody’s, S & P und Fitch (“Baa3”, “BBB-“, jeweils stabil) und der Niedrigzinsen könne Heidelberg die Fälligkeiten “deutlich günstiger refinanzieren und damit das Zinsergebnis und den Cash-flow verbessern”.Die Präsenz der Hauptversammlung lag bei 75,5 %. Die Dividende steigt um 23 % auf 1,60 Euro.