Heidelberg muss sich sputen

Druckmaschinenhersteller verfehlt Erwartungen - Konzernchef Hundsdörfer zieht neue Divisionen ein

Heidelberg muss sich sputen

wb Frankfurt – Heidelberger Druckmaschinen muss auf die Tube drücken. Der Konzern benötigt nach einem schwachen dritten Quartal einen Schlussspurt. Doch dank des “soliden Auftragseingangs”, des gestiegenen Orderpolsters und obwohl geplante Akquisitionen bislang nicht realisiert wurden, werde unverändert ein leichtes Umsatzplus (2015/16: 2,5 Mrd. Euro) angestrebt. Denn trotz Vorleistungen für den Ausbau des Digital- und Servicegeschäfts soll im Geschäftsjahr 2016/17 eine operative Marge (auf Ebitda-Basis) vor Sondereinflüssen auf dem Niveau des Vorjahres (7,5 %) erreicht werden. Gleichzeitig werde das Finanzergebnis mit der Senkung der Zinslasten aufpoliert.Damit strebt der Weltmarktprimus der Branche einen moderat steigenden Überschuss an. Dieser lag zuvor bei 28 Mill. Euro. Nach neun Monaten steht allerdings noch ein Verlust von 10 Mill. Euro zu Buche. An Dividende ist noch immer nicht zu denken. Eine Ausschüttung ist lange her: Für 2007/08 wurden die Aktionäre zuletzt bedacht.Im dritten Quartal rutschte der Umsatz mit 608 Mill. Euro um 5 % unter Vorjahresniveau, während Analysten einen leichten Anstieg auf der Rechnung hatten. Auch das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von 49 Mill. und das Nettoresultat von 18 (i.V. 7) Mill. Euro blieben hinter den Einschätzungen zurück. Der Auftragsbestand lag mit 739 Mill. Euro um 26 % über dem Vorjahreswert. Damit verfügt Heidelberg nach Einschätzung des Vorstands über eine gute Ausgangsbasis für die geplante deutliche Umsatzsteigerung im vierten Quartal. Laut CFO Dirk Kaliebe verleiht der “ausgewogene Finanzierungsrahmen” zudem “die Freiheiten, neue Geschäftsmodelle durch gezielte Zukäufe” voranzutreiben. Für digitale TransformationEine große Zahl von Bestellungen “innovativer Maschinen” mit längeren Lieferzeiten, die auf der Branchenmesse Drupa präsentiert und in Auftrag gegeben worden seien, werde im vierten Quartal ausgeliefert; zudem soll der Serienstart dieser Produkte im Schlussspurt zu höherem Umsatz und Ergebnis führen. Um die digitale Transformation voranzutreiben, richtet der seit Mitte November amtierende CEO Rainer Hundsdörfer die Organisation neu aus. Künftig soll es eine Division geben, die die digitalen Technologien und Produkte für neue Geschäftsmodelle entwickeln, produzieren und bereitstellen werde. In einer weiteren Division werden die entsprechenden Geschäftsmodelle konzipiert und vermarktet. Dazu werde sich Heidelberg auch über Akquisitionen verstärken.Das Ebitda ohne Sondereinflüsse wurde im dritten Quartal auf 49 (i.V. 40) Mill. Euro gesteigert. Das Finanzergebnis blieb mit 3 Mill. Euro im Minus. Somit wurden netto 18 Mill. nach 7 Mill. Euro verdient. Das Eigenkapital verringerte sich zu Ende Dezember im Wesentlichen aufgrund von Änderungen der Rechnungszinssätze für Pensionen von 287 Mill. auf 246 Mill. Euro. Die Eigenkapitalquote ging von 13,0 auf 11,4 % zurück.