WERTBERICHTIGT

Heidelberg spielt Zukunftsmusik

Börsen-Zeitung, 9.6.2017 Die Fallhöhe war beträchtlich - aus der Perle des deutschen Maschinenbaus war ein Pleitekandidat geworden. Jetzt ist alles anders. Heidelberger Druckmaschinen bricht alle Zelte am historischen Sitz ab und Druckmaschinen...

Heidelberg spielt Zukunftsmusik

Die Fallhöhe war beträchtlich – aus der Perle des deutschen Maschinenbaus war ein Pleitekandidat geworden. Jetzt ist alles anders. Heidelberger Druckmaschinen bricht alle Zelte am historischen Sitz ab und Druckmaschinen heißen Equipment. Vorstandschef Rainer Hundsdörfer hat nicht weniger vor, als das längst in den SDax abgerutschte Unternehmen “zum Leuchtturm unserer Branche” zu machen. Die Maschinen sind ihm bloß Schnittstelle zum Kunden, das Geschäftsmodell soll sich an Amazon orientieren und aus dem Traditionskonzern ein Betreiber von Plattformen werden, wo Heidelberg die Hand für “Transaktions-Fees” aufhält. Die Umstellung der Kundenbeziehungen auf “Lifecycle”-Verträge schwebt ihm vor. Wurde 3-D-Druck als Geschäftsmodell verworfen, so betätigt sich Heidelberg nun als Start-up-Steigbügelhalter und baut 3-D-Anlagen am Stammsitz. Mit digitaler Transformation und “IT-Lösungen für innovative Hightech-Produkte” sollen VW, Daimler, Trumpf oder Voith Kunden werden. Aktionäre, die ganz analog Dividende sehen wollen, müssen sich gedulden. Es wird Zukunftsmusik gespielt.wb