Heidelberger Druck steigt ins Rüstungsgeschäft ein
Der traditionsreiche Druckmaschinen-Hersteller Heidelberger Druck steigt ins Rüstungsgeschäft ein. Das Unternehmen soll für die ehemalige Militärtechniksparte des Technologiekonzern Jenoptik künftig Regelungstechnik und Energieverteilungssysteme bauen, wie der SDax-Konzern am Dienstag mitteilte. Heidelberger Druckmaschinen ist dazu eine strategische Partnerschaft mit Vincorion Advanced Systems eingegangen.
Beide Unternehmen haben eine mehrjährige Zusammenarbeit vereinbart mit der Perspektive, diese auszubauen. Vincorion, hervorgegangen aus Jenoptik, ist ein Anbieter von Energiesystemen für sicherheitskritische Anwendungen und verfügt über mehr als 60 Jahre Erfahrung in diesem Bereich. Die Firma produziert unter anderem Generatoren für den Kampfjet Eurofighter.
Aktie schießt hoch
„Es ist das erste konkrete Projekt aus der Rüstungsindustrie, das wir vermelden können“, sagte Unternehmenschef Jürgen Otto am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa-afx. Das Management sei schon seit vielen Monaten unterwegs, die Projekte mit den Partnern abzustimmen. „Sobald die formellen Entscheidungen gefällt sind, gehen wir davon aus, dass wir die Beauftragung bekommen, wenn der Bundeshaushalt und der Verteidigungsausschuss die Aufträge vergeben.“
Der Einstieg von Heidelberger Druck ins Rüstungsgeschäft ließ die Anleger am Dienstag frohlocken: Die im Nebenwerteindex SDax notierten Titel schossen im Tagesverlauf um annähernd 40% in die Höhe. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert der Aktie damit weit mehr als verdoppelt.
Rüstungsmarkt boomt
Die europäische und deutsche Politik wollen Hunderte Milliarden Euro für die Verteidigung mobilisieren. Der russische Angriff auf die Ukraine und weitere geopolitische Spannungsfelder wie der Nahostkonflikt haben die staatlichen Rüstungsprogramme beschleunigt.
„Der Rüstungsmarkt ist ein großer Markt, er ist viele, viele Milliarden Euro schwer, mit der Tendenz wachsend“, sagte Vorstandschef Otto. Das Unternehmen sei hervorragend für den Markt qualifiziert, um in diesem eine Rolle zu spielen. Heidelberger Druckmaschinen werde in den nächsten drei Jahren in dem gesamten Industriesegment, zu dem das Rüstungsgeschäft zählt, mindestens 100 Millionen Euro erwirtschaften, zeigte sich der Manager zuversichtlich.
„Wir sagen nicht, dass wir bessere Panzer bauen können als die bewährten Hersteller“, machte er deutlich. Aber das, was in einem Panzer an Technologie drin sei, beherrsche das Unternehmen und könne helfen, es zu skalieren. Heidelberger Druckmaschinen entwickele und fertige von der Gießerei, mechanischen Bearbeitung über Mechatronik, Pneumatik bis hin zur Software, Elektronik und Elektrik alles im Haus.
Was Heidelberger Druck liefert
Der Partner Vincorion sei auf Energieversorgungsanlagen für die Rüstungsindustrie spezialisiert und baue unter anderem Stromgeneratoren, präzisierte Michael Wellenzohn, Leiter der Sparte Industry. Ein Stromgenerator bestehe aus den Elementen Motor, Generator und Steuerschrank. „Wir bauen das Herzstück, den Steuerschrank“. Dieser regele das System und gebe elektrische Energie in der gewünschten Spannung und Frequenz ab. Kerntechnologie sei die Leistungselektronik, auf die Heidelberg spezialisiert sei.
Heideldruck macht in Rüstung
Kurssprung um fast 40 Prozent nach Bekanntgabe von Partnerschaft mit Ex-Jenoptik-Sparte
Die Phantasie der Anleger kennt keine Grenzen, wenn es um Rüstung geht. Nun ist Heidelberger Druckmaschinen in das Geschäft eingestiegen und liefert Schaltschränke für einen Rüstungszulieferer. Vorstandschef Otto erwartet Millionenumsätze binnen kürzester Zeit. Die Aktie schießt in die Höhe.