Rüstungseinstieg beflügelte zuletzt

Heidelberger Druckmaschinen startet gut ins neue Geschäftsjahr

Heidelberger Druckmaschinen hatte die Anleger mit seinem Einstieg ins Rüstungsgeschäft elektrisiert. Auch im Kerngeschäft läuft es rund, zeigt sich nun.

Heidelberger Druckmaschinen startet gut ins neue Geschäftsjahr

Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist mit einem kräftigen Umsatzplus ins Geschäftsjahr 2025/26 gestartet. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte der Vorstand um Unternehmenschef Jürgen Otto. Die Aktie gab dennoch bis zum Donnerstagnachmittag um 5% nach. Allerdings hatte sich das Papier nach der Ankündigung des Einstiegs ins Rüstungsgeschäft in den Vortagen auch massiv verteuert. Selbst mit dem jetzigen Abrutschen steht noch ein Kursplus für die Woche von 43% zu Buche.

Im ersten Quartal legten die Erlöse im Jahresvergleich um knapp 16% auf 466 Mill. Euro zu, wie das SDax-Unternehmen am Donnerstag mitteilte. In Europa profitierte der Maschinenbauer vor allem von einem staatlich geförderten Investitionsprogramm. In der Region Asien-Pazifik trieb vor allem China das Wachstum an. Dagegen gingen die Erlöse in der Region Amerika nicht zuletzt aufgrund der Kaufzurückhaltung wegen der Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump zurück.

Partnerschaft bei Rüstung

Erst am Dienstag hatte Heideldruck angekündigt, im Zuge einer strategischen Partnerschaft mit Vincorion Advanced Systems in das Rüstungsindustriegeschäft einzusteigen. Für die ehemalige Militärtechniksparte des Technologiekonzerns Jenoptik soll Heidelberger Druckmaschinen Regelungstechnik und Energieverteilungssysteme bauen. Das Unternehmen werde in den nächsten drei Jahren in dem gesamten Industriesegment, zu dem das Rüstungsgeschäft zählt, mindestens 100 Mill. Euro erwirtschaften, zeigte sich der langjährige Automanager Otto zuversichtlich.

Nach einem operativen Verlust von 9 Mill. Euro vor einem Jahr erreichte der Konzern nun in den drei Monaten bis Ende Juni einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 20 Mill. Euro. Unter dem Strich fiel mit elf Mill. Euro zwar erneut ein Verlust an, der sich aber im Jahresvergleich deutlich reduziert hat.

Vorstandschef Otto rechnet für das seit Anfang April laufende Geschäftsjahr 2025/26 weiterhin mit einem leichten Umsatzanstieg auf rund 2,35 Mrd. Euro, nachdem der Erlös im vergangenen Jahr auf 2,28 Mrd. gesunken war. Die operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) soll von zuletzt 7,1% auf bis zu rund 8% steigen.

Ehemaliger Problemfall

Der langjährige Automanager Otto stand zu seinem Amtsantritt bei Heideldruck Mitte 2024 vor einem Problemfall. Der Druckmaschinenhersteller ächzte unter hohen Personalkosten und nur moderater Profitabilität. Zudem war das Unternehmen moderat gewachsen. Das will Otto ändern: Er setzt auf eine konsequente Weiterentwicklung durch neue Produkte hin zum Vollsortimenter rund um das Druckgeschäft, um künftig mehr Umsatz zu generieren und Marktanteile zu gewinnen. Zudem hat er neue Standbeine im Industriegeschäft für Fremdkunden im Auge, mit denen das Kerngeschäft ergänzt werden soll.

Zugleich drückt der Manager weiter auf die Kostenbremse: So sind Tariferhöhungen für zwei Jahre ausgesetzt. Die zunächst in Wiesloch begonnenen Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität werden auch auf andere deutsche Standorte ausgeweitet. Bis zum Geschäftsjahr 2027/28 will Heideldruck die jährlichen Kosten um 80 Mill. Euro senken und damit das operative Ergebnis verbessern. Von dieser Summe sollen allein 55 Mill. Euro durch den Personalabbau eingespart werden.

Entspannung bei Zöllen

Derweil hat die Einigung im Zollkonflikt zwischen der EU und den USA keine Auswirkungen für das Unternehmen. „Es gibt für uns keine neue Situation“, sagte Unternehmenschef Otto. Egal wie hoch die Zölle ausfielen, Heidelberger Druck werde die höheren Kosten an die Kunden weitergeben. Das Unternehmen genießt laut dem Vorstandschef den Vorteil, dass es keinen Wettbewerber in den USA hat, der Offsetdruckmaschinen herstellt.

Das Management hoffe aber, dass nun Planungssicherheit einkehre. Heidelberger Druckmaschinen arbeite in über 170 Ländern der Welt und sei somit sehr global aufgestellt, fügte der Vorstandschef hinzu.

Die EU und die USA hatten sich darauf geeinigt, dass der Zollsatz auf die meisten Importe bei 15% liegen soll. Das soll auch für Autos, Halbleiter und viele Pharmaprodukte gelten. Für bestimmte Güter wie Aluminium und Stahl sollen die Zölle unverändert 50% betragen.