Heiße Phase des Aramco-Börsengangs startet

Zeichnungsfrist beginnt nächsten Sonntag - Anteilsverkauf des weltgrößten Ölproduzenten wohl zunächst kleiner als erwartet

Heiße Phase des Aramco-Börsengangs startet

Nächsten Sonntag soll die Zeichnungsfrist für Aktien von Saudi Aramco beginnen. Erwartet wurde lange Zeit nicht weniger als das größte IPO aller Zeiten. Doch statt des erwarteten Verkaufs von 5 % der Anteile am weltgrößten Ölproduzenten könnte es zunächst nur 1 % sein, dem 2020 erneut 1 % folgen könnte.md Frankfurt – Der Börsengang von Saudi Aramco nimmt immer konkretere Formen an. Nächsten Sonntag soll die Zeichnungsfrist für Aktien des weltgrößten Ölproduzenten beginnen. Privatanleger können die Papiere voraussichtlich vom 17. bis 28. November zeichnen, institutionelle Investoren haben dagegen bis zum 4. Dezember Zeit. Der Ausgabepreis soll am 5. Dezember festgelegt werden. Das geht aus dem Börsenprospekt hervor, den der staatliche Konzern veröffentlicht hat. Mit dem Start der Zeichnungsfrist sollen auch die Roadshows beginnen, heißt es.Vor einer Woche hatte Saudi-Arabiens Finanzmarktbehörde CMA die Genehmigung für den Börsengang erteilt, der vor drei Jahren erstmals avisiert worden war. Erwartet wurde lange Zeit nicht weniger als das größte IPO aller Zeiten. Saudi Aramco ist nicht nur die weltgrößte Ölfördergesellschaft, sondern auf Basis der bekannten Umsätze und Ergebnisse auch der bei weitem profitabelste Konzern der Welt. Erst im April hatte sich Saudi Aramco erstmals in die Bücher sehen lassen und dabei enorme Gewinne offenbart: Demnach summierte sich der Nettogewinn im letzten Jahr auf 111,1 Mrd. Dollar – mehr als die Überschüsse von Apple, Google und ExxonMobil zusammen. In den ersten neun Monaten 2019 erzielte der Konzern laut Bloomberg einen Nettogewinn von 68,2 (i. V. 83,1) Mrd. Dollar.Gemäß dem Börsenprospekt sollen an Privatanleger zunächst nur 0,5 % der Anteile verkauft werden. Die zu verkaufende Menge für institutionelle Anleger soll zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden. Der von Saudi-Arabien finanzierte Nachrichtenkanal Al-Arabiya hatte jüngst unter Berufung auf Insider berichtet, an der saudischen Wertpapierbörse Tadawul solle bis zum Jahresende zunächst 1 % der Aktien notiert werden und 2020 ein weiteres Prozent. 2020 oder 2021 solle ein internationales Angebot folgen.Kronprinz Mohammed bin Salman, der faktische Herrscher Saudi-Arabiens, hatte in den vergangenen drei Jahren immer wieder auf eine Gesamtbewertung des Unternehmens von mehr als 2 Bill. Dollar gepocht. In dieser Zeit war von einer Emission von 5 % der Anteile die Rede gewesen, so dass das Emissionsvolumen rechnerisch 100 Mrd. Dollar betragen hätte. Das wäre viermal so viel gewesen, wie der bisherige Spitzenreiter, die chinesische Alibaba, 2014 eingenommen hatte (rund 25 Mrd. Dollar). Doch Analysten und Investoren halten eine Bewertung von 1,0 Bill. bis höchstens 1,5 Bill. Dollar für angemessen. 658-seitiger ProspektWie viele Aktien letztlich platziert werden sollen, ist auch nach der Veröffentlichung des 658-seitigen Börsenprospekts offen. Auch was die mögliche Preisspanne für die Aktien angeht, tappen die Investoren weiter im Dunkeln. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf in die Transaktion involvierte Personen beruft, ist der Kronprinz mit einer Bewertung von Saudi Aramco in Höhe von 1,6 Bill. bis 1,8 Bill. Dollar zufrieden. Bei einem Verkauf von 1 % der Anteile zu einer Bewertung in der Mitte der genannten Spanne – also von 1,7 Bill. Dollar – würde das Emissionsvolumen bei 17 Mrd. Dollar liegen und damit etwa auf Rang 9 der größten Börsengänge stehen, knapp vor Facebook, die 2012 etwa 16 Mrd. Dollar erlöste.Im Konsortium für den Börsengang sitzen 25 Institute. Die wichtigsten sind Citigroup, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC, J.P. Morgan, Bank of America, Morgan Stanley, NCB Capital und Samba Capital. Danach folgt ein zweiter Kreis von weiteren 16 Banken, unter ihnen UBS und Deutsche Bank. Die mit der Platzierung der Saudi-Aramco-Aktien betrauten Banken könnten bei dem IPO Hunderte von Millionen Dollar an Gebühren einstreichen.Kronprinz Mohammed bin Salman, der wegen der vermuteten Verstrickung in den Mord an dem regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi 2018 umstritten ist, will mit dem Emissionserlös die Diversifikation der Wirtschaft seines stark von der Ölproduktion abhängigen Landes vorantreiben.Saudi Aramco weist auf verschiedene Risiken für das Geschäft hin. Dazu zählen schwankende Rohstoffpreise, kartellrechtliche Probleme, politische Unruhen und Terrorismus. Im September hatten Attacken auf wichtige Ölfelder in Saudi-Arabien für starke Fördereinbußen gesorgt. Außerdem könnte durch den weltweiten Kampf gegen den Klimawandel die Ölnachfrage abnehmen.Diese Risiken und die ambitionierte Bewertung, die der Kronprinz anstrebte, führten bei potenziellen Investoren vor Beginn der heißen IPO-Phase zu größerer Zurückhaltung. Nach Medienberichten soll in der Folge auf wohlhabende saudi-arabische Familien Druck ausgeübt worden sein, große Summen beim IPO zu investieren.