Helion Energy startet Bau von erstem Fusionskraftwerk
US-Fusions-Startup Helion prescht vor
Microsoft-Partner startet Bau von erstem Fusionskraftwerk – Stromliefervertrag ab 2028
kro Frankfurt
Im Rennen um den weltweit ersten kommerziellen Fusionsreaktor hat es das US-Unternehmen Helion Energy offenbar besonders eilig. Die 2013 gegründete Firma, zu deren Investoren unter anderem OpenAI-Chef Sam Altman und die japanische Softbank Group gehören, hat nach eigenen Angaben mit den Bauarbeiten am Standort für ihr erstes Kraftwerk begonnen. Dieses trägt den Namen „Orion“ und es soll in Washington errichtet werden, dem nordwestlichsten aller US-Bundesstaaten. Dort hat nicht nur Helion seinen Sitz, sondern dort betreibt auch der Software-Konzern Microsoft mehrere Rechenzentren, deren Energiebedarf im Zuge des KI-Booms künftig noch stark ansteigen wird. Microsoft hat deswegen vor zwei Jahren einen Stromliefervertrag mit Helion abgeschlossen, der bereits ab dem Jahr 2028 gilt.
Das Ziel ist zwar sehr ambitioniert – nicht nur weil es der Branche nach jahrzehntelanger Forschung bislang noch gar nicht gelungen ist, durch Kernfusion nachhaltig mehr Energie zu erzeugen, als der Prozess selbst verbraucht. Auch im Vergleich zu den Zeitplänen der Konkurrenz wirkt das Vorhaben ehrgeizig. Laut einer Umfrage des US-Fusionsenergie-Verbands Fusion Industry Association (FIA) rechnen von weltweit 41 Fusionsenergie-Unternehmen fast 70% damit, zwischen 2030 und 2035 Strom liefern zu können. In Deutschland haben sich die beiden Player Proxima Fusion und Marvel Fusion etwa das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2031 bzw. 2032 ihre Prototypen zu bauen.

Helion-Mitgründer und CEO David Kirtley ist dennoch zuversichtlich. „Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein Fusionskraftwerk eine strenge Umweltprüfung mit positivem Ergebnis und großer öffentlicher Unterstützung abgeschlossen“, sagte er laut Pressemitteilung. Man arbeite seit 2023 mit lokalen und staatlichen Interessengruppen zusammen, um die Entscheidung über den Standort und die Genehmigung vorzubereiten. Orion soll nach einjähriger Anlaufphase eine Leistung von 50 Megawatt haben. Ein Megawatt reicht aus, um an einem normalen Tag bis zu 1.000 US-Haushalte mit Strom zu versorgen.
Kernfusion gilt als großer Hoffnungsträger im Bereich der künftigen, CO2-freien Stromerzeugung. Mit der Technologie soll ein in der Sonne und anderen Sternen stattfindender physikalischer Prozess auf der Erde nachgeahmt werden. Dabei wird durch die Verschmelzung von Atomkernen unter hohem Druck und unter hohen Temperaturen Energie freigesetzt. In der Theorie könnte dies künftig eine nahezu unerschöpfliche und grundlastfähige (also ohne Unterbrechungen laufende) Energiequelle darstellen.
Auch Google will Fusionsstrom
Auch wenn die Technologie bislang noch nicht über das Forschungsstadium hinausgekommen ist, ist in den vergangenen Jahren viel Geld in die Branche geflossen. Seit dem Jahr 2021 haben weltweit 53 Fusionsunternehmen zusammengerechnet etwa 9,8 Mrd. Dollar an öffentlichen und privaten Mitteln erhalten, wie aus einer FIA-Studie hervorgeht. Der Großteil davon kam aus privater Hand.
Helion ist dabei eins von derzeit drei Unternehmen, das auf eine Gesamtfinanzierung von mehr als 1 Mrd. Dollar kommt. Die beiden anderen – Commonwealth Fusion Systems und TAE Technologies – haben ihren Sitz ebenfalls in den USA. Erst vor einem Monat hat Commonwealth Fusion Systems einen Stromliefervertrag über 200 Megawatt mit Google abgeschlossen. Die 2018 gegründete Firma aus Harvard, Massachusetts gilt als das weltgrößte private Fusionsunternehmen. Es will bis Anfang der 2030er-Jahre einen Fusionsreaktor in Virginia gebaut haben.