Kochboxen

Hellofresh gewinnt zwei Millionen Neukunden

Der Kochboxenversender Hello­fresh, der von Restaurantschließungen und dem Arbeiten im Homeoffice profitiert, ist zuversichtlich, nach der Pandemie weiter kräftig zu wachsen. Viele Menschen hätten sich daran gewöhnt, mehr online zu kaufen. In drei neuen Märkten will Hellofresh an den Start gehen.

Hellofresh gewinnt zwei Millionen Neukunden

– Der Kochboxenanbieter Hellofresh hat die Zahl seiner Kunden im ersten Quartal auf 7,3 Millionen ausgebaut. Das entspricht einem Plus von 74% im Vergleich zum Vorjahresquartal, teilt das Berliner Unternehmen mit. Im Vergleich zu Ende 2020 sei die Kundenzahl sowohl in den USA als auch in den anderen Ländern, die im Segment International zusammengefasst werden, um jeweils rund 1 Million gestiegen, sagt CEO und Mitgründer Dominik Richter in der Telefonkonferenz.

Der Umsatz kletterte in lokalen Währungen um 116% auf 1,44 Mrd. Euro und lag damit im Rahmen der Mitte April veröffentlichten vorläufigen Zahlen. Neben dem Kundenwachstum hätten dazu ein hohes Ordervolumen und der gestiegene durchschnittliche Bestellwert beigetragen. Im Schnitt hätten Kunden 4,0 Bestellungen im Quartal aufgegeben nach 3,5 im Vorjahreszeitraum. Den Rückgang zum Jahresschlussviertel 2020, als es 4,2 Orders waren, führt Richter auf die Lockerung von Coronabeschränkungen in einigen Märkten zurück. Der durchschnittliche Bestellwert legte im Jahresvergleich von 47,40 Euro auf 49,30 Euro zu. Bei konstanten Wechselkursen wäre er sogar auf 51,60 Euro gestiegen.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kam im Startquartal 2021 um 152% auf 159 Mill. Euro voran. Damit legte die Marge um 2 Prozentpunkte auf 11,0% der Erlöse zu. Mit Blick auf das Auslaufen der Corona-Pandemie gibt sich Richter zuversichtlich, dass Hellofresh auch künftig vom Trend zum Online-Einkauf von Lebensmitteln überproportional profitieren werde. Verbraucher hätten die Vorteile erkannt, „die unsere Komplettlösung für Mahlzeiten gegenüber dem traditionellen Einkauf von Lebensmitteln bringt“.

Hellofresh sei stark in das Jahr 2021 gestartet, meint Richter. Die Kapazitätsengpässe, die dem im November 2011 gegründeten Unternehmen 2020 zu schaffen machten, seien entschärft worden. So wurden in den USA und in Europa jeweils zwei neue Lieferzentren an den Start gebracht. Weitere seien geplant.

In Australien und Neuseeland kehre das Geschäft „zu den normalen saisonalen Mustern“ mit niedrigeren Orderraten im Sommer zurück. Diese beiden Märkte stehen im Fokus, weil sich das Leben dort weitgehend normalisiert hat und Investoren daraus Hinweise für die Entwicklung nach Ende der Pandemie suchen. In den USA sind laut Richter keine großen Unterschiede festzustellen zwischen Bundesstaaten, die bereits relativ viel geöffnet haben, und denen mit weiter bestehenden Res­triktionen.

Seit vergangenem Frühjahr profitiert der Anbieter von Lebensmitteln in Kochboxen, die im Abo mit Rezepten und abgemessenen Zutaten an die Haustür gebracht werden, massiv von geschlossenen Restaurants, Ausgangsbeschränkungen und dem vermehrten Arbeiten im Homeoffice. Hellofresh bestätigt den im April angehobenen Ausblick mit 35 bis 45% Umsatzwachstum statt bisher avisierten 20 bis 25%. Die bereinigte Ebitda-Marge wird auf 10 bis 12% veranschlagt nach bisher 9 bis 12%. Die Kundenzahl im zweiten Quartal wird nach Einschätzung Richters auf dem aktuellen Niveau verharren.

Investoren reagierten enttäuscht: Die im MDax vertretene Aktie gab am Dienstag 6,7% nach. Derzeit ist Hellofresh in 14 Ländern tätig, mehr als die Hälfte des Umsatzes entfällt auf die USA. In Japan, Norwegen und Italien steht der Konzern in den Startlöchern. Strategisch will sich Hellofresh vom Kochboxanbieter zu einer integrierten Food-Company entwickeln. Ge­testet wird diese Expansion in Benelux, wo Hellofresh über ihre Online-Plattform inzwischen 150 verschiedene Produkte wie Desserts, Suppen, Pizzen und Backwaren verkauft. Ziel sei, einen größeren Teil des Essensbudgets der Kunden einzunehmen.

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