Münchner Rüstungs-Startup

Helsing erhält weitere 600 Mill. Euro

Das Münchner Rüstungs-Startup Helsing hat von seinen Investoren – darunter dem Spotify-Gründer Daniel Ek – erneut frisches Geld erhalten. Die Firma kommt laut einem Medienbericht mittlerweile auf eine Bewertung von rund 12 Mrd. Euro. Damit nimmt es europaweit eine Spitzenposition ein.

Helsing erhält weitere 600 Mill. Euro

Helsing erhält weitere 600 Mill. Euro

Militärtechnik-Spezialist steigt in die Liga der teuersten Startups Europas auf – Bewertung auf 12 Mrd. Euro verdoppelt

kro Frankfurt

Kein ganzes Jahr nach seiner letzten Finanzierungsrunde hat das Münchner Militärtechnik-Startup Helsing erneut frisches Geld von Investoren erhalten. Bei einem Series-D-Funding kamen 600 Mill. Euro zusammen, die Bewertung liegt laut einem Medienbericht nun bei rund 12 Mrd. Euro. Auf einen so hohen Wert kommen nur sehr wenige Startups in Europa.

Der globale Rüstungswettlauf spült dem Münchner Militärtechnik-Startup Helsing erneut frisches Geld in die Taschen. Das 2021 gegründete Unternehmen, das unter anderem für seine Kamikazedrohne HX-2 bekannt ist, hat in einer Series-D-Finanzierungsrunde 600 Mill. Euro erhalten, wie aus einer Firmenmitteilung hervorgeht. Zur Bewertung machte Helsing keine Angaben – allerdings berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider, dass die Firma im Rahmen des Deals mit rund 12 Mrd. Euro bewertet worden sei. Das wäre mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr, als Helsing bei einem Series-C-Funding mit rund 5 Mrd. Euro bewertet worden war.

Es gibt nur wenige Startups in Europa, die nicht älter als zehn Jahre sind und trotzdem schon auf eine so hohe Bewertung kommen. Laut dem Datenanbieter Dealroom trifft das derzeit auf das britische Fintech Revolut zu, das im August vergangenen Jahres mit 45 Mrd. Dollar bewertet wurde und auf das britisch-israelische Fintech Rapyd, das im März 2022 mit 15 Mrd. Dollar bewertet wurde.

Die neue Finanzierung von Helsing wurde von einem prominenten Investor angeführt, der bereits 2021 bei den Münchnern eingestiegen war: Spotify-Gründer Daniel Ek hat seine Helsing-Investition nach eigenen Angaben nun verdoppelt. Es bestehe in Europa „ein dringender Bedarf an Investitionen in fortschrittliche Technologien, die die strategische Autonomie und Sicherheitsbereitschaft gewährleisten“, ließ sich der Unternehmer und Helsing-Chairman zitieren. Helsing sei „einzigartig positioniert, um diese kritischen Fähigkeiten und Innovationen in allen Bereichen der Verteidigung bereitzustellen“.

Rüstungs-Startups sind gefragt

Mit seiner Holdinggesellschaft Prima Materia ist Ek nicht nur an Helsing beteiligt, sondern auch am schwedischen Diagnostik-Startup Neko Health. Sein erstes Investment in die Münchner Militärtechnik-Firma hatte ihm einst Kritik von Spotify-Nutzern und -künstlern eingebracht, was unter anderem an der umstrittenen Nutzung von künstlicher Intelligenz zu Kriegszwecken lag. Er rechne zwar auch heute noch mit Kritik, sagte Ek der „Financial Times“. Allerdings bereite ihm das keine Sorgen, da er „zu 100% überzeugt ist, dass dies das Richtige für Europa“ ist.

Als Startup-Investor, der verstärkt auf die Rüstungsbranche setzt, steht Ek denn auch keinesfalls allein da. Laut einer Studie von Dealroom und der Nato hat das Interesse von Wagniskapitalgebern in dem Bereich zuletzt deutlich zugenommen: Die Investitionen in den Kategorien Verteidigung, Sicherheit und Resilienz sind in Europa im vergangenen Jahr um fast ein Viertel auf 5,2 Mrd. Dollar gestiegen.

Damit wuchs der Sektor deutlich schneller als die meisten anderen VC-Branchen. Neben Helsing haben zuletzt auch die Drohnenhersteller Quantum Systems aus Gilching bei München und Tekever aus Lissabon eine Milliardenbewertung erzielt. Das Münchner Startups Arx Robotics, das autonome Mini-Panzer entwickelt, hat zudem im April – und damit weniger als ein Jahr nach seiner vorherigen Finanzierungsrunde – 31 Mill. Euro bei Investoren eingesammelt.

Auch in den USA ziehen Rüstungs-Startups seit einiger Zeit verstärkte Aufmerksamkeit von Investoren auf sich. Die 2017 gegründete Anduril, die unter anderem Drohnen entwickelt, hat vor wenigen Wochen 2,5 Mrd. Dollar eingesammelt und die Bewertung dabei auf 30,5 Mrd. Dollar verdoppelt. Anduril kooperiert beim Thema Drohnenabwehr unter anderem mit Rheinmetall.

Immer mehr im Angebot

An der neuen Finanzierungsrunde von Helsing haben sich neben Daniel Eks Prima Materia erneut auch die US-Wagniskapitalfirmen Lightspeed, Accel und General Catalyst, Plural aus Großbritannien sowie der schwedische Rüstungskonzern Saab beteiligt. Die US-Handelsbank BDT und MSD Partners zählt laut Helsing zudem zu den neuen Investoren.

Neben der Kamikaze-Drohne HX-2, die derzeit in der Ukraine eingesetzt wird, entwickelt Helsing auch eine autonome Unterwasserdrohne sowie einen KI-Agenten, der eigenständig Kampfflugzeuge fliegen soll. Anfang Juni hat das Startup zudem angekündigt, den bayerischen Flugzeughersteller Grob Aircraft zu übernehmen. Laut Pitchbook zählt Helsing derzeit zu den wertvollsten europäischen Kandidaten für einen Börsengang.

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