Konsumgüter

Henkel kappt Jahresprognose

Henkel trägt den stark gestiegenen Materialkosten Rechnung und kappt die Ertragsprognose drastisch. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird bestenfalls um 15% niedriger ausfallen.

Henkel kappt Jahresprognose

ab Köln – Mit einer deftigen Prognosekorrektur reagiert Henkel auf die sich dramatisch verschlechternden Rahmenbedingungen. Insbesondere der Kostenschub sowie Folgen des Ukraine-Kriegs machen den Düsseldorfern zu schaffen. Hatte Henkel zu Jahresbeginn noch mit einem Anstieg der Materialkosten im niedrigeren Zehn-Prozent-Bereich gerechnet, wird nun mit einer Kostenexplosion im mittleren Zwanzig-Prozent-Bereich kalkuliert, wie der Konsumgüterhersteller mitteilte. „Das sind zusätzliche Belastungen für das Gesamtjahr in Höhe von rund 2 Mrd. Euro. Doppelt so viel, wie wir noch Ende Januar angenommen hatten“, veranschaulicht Henkel-Chef Carsten Knobel.

Zwar will der Konzern mit gezielten Gegenmaßnahmen, allen voran Preiserhöhungen und Effizienzsteigerungen, gegensteuern. Gänzlich auffangen lassen sich die Kostensteigerungen jedoch nicht. Entsprechend werden bei der Jahresprognose Abstriche an der geplanten Margen- und Ergebnisentwicklung fällig. Die bereinigte Umsatzrendite bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwarten die Düsseldorfer nun in einer Bandbreite zwischen 9 und 11 (Zuvor: 11,5 bis 13,5) %. Betroffen sind alle Segmente. So wird die Marge im Klebstoffgeschäft (Adhesive Technologies) um zwei Prozentpunkte auf 13 bis 15 % gesenkt, im Kosmetikgeschäft (Beauty Care) wird die Renditeerwartung um 2,5 bis 3 Prozentpunkte auf 5 bis 7 % gekürzt. Am deftigsten werden die Erwartungen im Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln (Laundry & Home Care) zurückgenommen. Dort wird 2022 nur noch mit einer Ebit-Rendite zwischen 7 und 9 (10,5 bis 13)% gerechnet.

Das hat auch Auswirkungen auf das bereinigte Ergebnis je Aktie. Hier wird mit einem Rückgang um 35 bis 15 % gerechnet. Ende Januar hatte Henkel selbst einen Zuwachs um bis zu 5 % nicht ausgeschlossen. Etwa ein Drittel der Prognosekorrektur ist nach den Angaben auf die Entscheidung, die Aktivitäten in Russland und Weißrussland einzustellen, zurückzuführen.

Umgekehrt setzt Henkel die Umsatzprognose hoch: Im Gesamtjahr wird ein Erlöszuwachs zwischen 3,5 und 5,5 (2 bis 4)% erwartet. Das ist allerdings schlicht die Folge der Preissteigerungen. Das zeigte sich bereits eindrucksvoll im ersten Quartal, in dem die Erlöse um 7,1 % auf 5,3 Mrd. Euro zulegten. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem Zuwachs um 4,3 % gerechnet.

Der Anstieg war nach den Angaben jedoch nur von der Preisentwicklung getrieben bei gleichzeitig rückläufigem Volumen. Adhesives Technologies gelang im Auftaktquartal mit 10,7 % ein zweistelliges Plus. Beauty Care verlor 1,2 % an Umsatz. Laundry & Home Care verzeichnete dagegen um 4,9 % höhere Erlöse. „Ungeachtet der insgesamt sehr guten Umsatzentwicklung im ersten Quartal hat sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld seit Jahresanfang weiter dramatisch verschlechtert“, fasst Knobel zusammen.

Auf die Gewinnwarnung reagierten die Investoren mit einem kleinen Ausverkauf. In der Spitze gab die Dax gelistete Vorzugsaktie um 10,5 % nach. Zum Handelsende stand mit 61,36 Euro ein Tagesverlust von 2,9 % zu Buche.