Mengenrückgang

Henkel präsentiert sich profitabel und wachstumsschwach

Der Persil-Hersteller hebt die Finanzziele noch einmal an. Über die Schwächen im Geschäft kann das aber nicht hinwegtäuschen.

Henkel präsentiert sich profitabel und wachstumsschwach

Henkel schraubt an der Profitabilität

Ergebnisprognose angehoben – Wachstum schwächer als bei Wettbewerbern

ak Düsseldorf

Der Henkel-Konzern ist 2023 deutlich profitabler als noch am Jahresanfang gedacht. Zum zweiten Mal binnen weniger Monate hob der Vorstand die Ergebnisprognose an. „Insbesondere beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie gehen wir nun von einem signifikanten Anstieg von 15 bis 25% bei konstanten Wechselkursen aus“, sagte Konzernchef Carsten Knobel bei der Vorlage des Zwischenberichts. Damit hat der Persil-Hersteller die Prognosespanne noch einmal erhöht. Ursprünglich hatte Henkel sogar im Worst Case einen Gewinnrückgang für möglich gehalten.

Bei der bereinigten Ebit-Marge (jetzt: 11,5 bis 12,5%) und dem organischen Umsatzwachstum (3,5 bis 4,5%) engt der Dax-Konzern den Prognosekorridor jeweils ein und rechnet damit, in der oberen Hälfte des bisherigen Ausblicks zu landen. An der Börse kam der Ausblick gut an, die Henkel-Aktien gehörten am Donnerstag zu den Spitzenreitern im Dax.

Hinter der Konkurrenz

In punkto Wachstum bleibt Henkel jedoch deutlich hinter der internationalen Konkurrenz zurück. Das organische Umsatzplus betrug im dritten Quartal 2,8%, während Wettbewerber wie Procter & Gamble (7%) oder Beiersdorf (um 10%) deutlich höhere Werte für das Spätsommerquartal gemeldet hatten. Henkels verkaufte Mengen sanken dabei weiter um 5,5%. Das konnte durch Preissteigerungen, die mit 8,3% nicht mehr ganz so hoch ausfielen wie in den Vorquartalen, überkompensiert werden. Nominal gingen die Erlöse um 9% zurück, was nach Angaben des Unternehmens am Verkauf des Russland-Geschäfts sowie an negativen Währungseffekten lag. Henkel hatte die russischen Aktivitäten, die früher 5% des Gesamtumsatzes ausmachten, im April an ein Konsortium lokaler Finanzinvestoren abgegeben.

Kaum noch organisches Wachstum zeigte im dritten Quartal das Klebstoffgeschäft. Hier ist Henkel Weltmarktführer, doch gelang nur ein Plus von 0,8%. Die Markenartikel legten zwischen Juli und September organisch um gut 6% zu, der Mengenrückgang verlangsamte sich.

Regional muss Henkel derzeit in Asien, vor allem China, Federn lassen, doch auch das europäische Geschäft stagniert nahezu. Henkel-Lenker Knobel zeigte sich jedoch optimistisch für das vierte Quartal: Die Volumenentwicklung im Gesamtkonzern soll sich weiter verbessern. Für das Jahresende sind in etwa Absatzmengen auf dem Niveau des Vorjahres avisiert. Temporär sei Henkel bereit, schwächere Mengen und Marktanteilsverluste in Kauf zu nehmen, sagte Knobel. Die laufenden Portfoliomaßnahmen zielten darauf ab, „das Konsumentengeschäft in den kommenden Jahren wieder auf ein Margenniveau im mittleren Zehnerbereich zu bringen“.

in Mill. Euro9 Monate 2023 /- in %organisch /- in %9 Monate 2022
Umsatz16.366-3,14,116.889
davon Adhesives Technologies8.186-3,33,38.462
davon Consumer Brands8.060-2,35,98.251
Henkel 9 Monate, Zahlen nach IFRS

Die höhere Profitabilität indes speist sich unter anderem aus den Fortschritten bei der Neuaufstellung des fusionierten Markenartikelgeschäfts. Hier gehe es schneller voran als geplant, teilt Henkel mit. Von den in einem ersten Schritt bis Ende 2024 anvisierten Netto-Einsparungen von etwa 250 Mill. Euro sollen bereits mehr als 80% bis Ende 2023 realisiert werden. Zudem will Henkel mit 300 Mill. Euro für Restrukturierungsaufwendungen und 650 Mill. Euro an Investitionen etwas weniger ausgeben als bisher einkalkuliert. Es handelt sich um jeweils das untere Ende der bislang angepeilten Spanne.

Vor wenigen Tagen ist Henkel auch wieder eine der selten gewordenen Akquisitionen gelungen. Das Klebstoffgeschäft soll mit der Übernahme des US-Unternehmens Critica Infrastructure erweitert werden. Das US-Unternehmen stellt Faserverbundlösungen für die Wartung und Instandhaltung von kritischer Infrastruktur wie Öl- und Gas-Transport oder kommunale Wasserversorgungssysteme her. Die künftige Tochter bringt einen Umsatz von rund 100 Mill. Euro mit.

Henkel-Vorstandschef Carsten Knobel in der Konzernzentrale in Düsseldorf
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