Henkel-Rekord mit kleinen Makeln

Umsatz erstmals über 20 Mrd. Euro - Kosmetik tut sich schwer im Massenmarkt

Henkel-Rekord mit kleinen Makeln

Henkel legt Rekordzahlen vor, offenbart jedoch auch einige Schwächen. Die kleinste Sparte Kosmetik wächst wenig. Im Ausblick auf 2018 drosselt der Konsumgüterkonzern sein Tempo etwas.ak Düsseldorf – Der Henkel-Konzern hat im abgelaufenen Jahr alle Finanzziele erreicht und neue Höchstwerte bei Umsatz, Rendite und Ergebnis vorgelegt. Die Erlöse mit Persil, Pritt & Co stiegen erstmals auf 20 Mrd. Euro, obwohl negative Währungseffekte fast 400 Mill. Euro nominal auffraßen. Dennoch lag das Erlösplus bei 7 %. Dazu trugen auch die zahlreichen Zukäufe der jüngsten Zeit bei. Henkel hat 2017 rund 2 Mrd. Euro für Akquisitionen ausgegeben. Sie haben Spuren in der Bilanz hinterlassen: Die Nettoschulden erhöhten sich um 40 % auf 3,2 Mrd. Euro. Finanzvorstand Carsten Knobel sieht dennoch den Handlungsspielraum in Sachen M & A nicht eingeschränkt. Zwar sei es Ziel, das “A”-Rating zu halten, doch wenn sich ein attraktives Kaufobjekt zeige, “sind wir nicht dogmatisch”. Die jüngsten Bond-Emissionen hätten Henkels hervorragenden Zugang zum Kapitalmarkt unterstrichen.Henkels Strategie sieht weitere Zukäufe vor, doch insgesamt drosselt der Dax-Konzern seine Dynamik 2018 ein wenig: Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie soll zwischen 5 und 8 % zulegen. Das ist etwas unterhalb des mittelfristigen Zielkorridors von 7 bis 9 %, an dessen oberem Ende (+ 9,1 %) Henkel im vergangenen Jahr herauskam. Die bereinigte operative Marge will der Düsseldorfer Familienkonzern auf über 17,5 % hieven, das organische Umsatzwachstum soll erneut zwischen 2 und 4 % (2017: 3,1 %) betragen. Sorgenkind HaarpflegeLetzteres haben 2017 nicht alle Sparten geschafft. Der kleinste Unternehmensbereich Kosmetik blieb hinter den Erwartungen zurück, wie Konzernchef Hans Van Bylen zugab. Der Wettbewerb sei herausfordernd, aber auch einige Innovationen hätten sich nicht so entwickelt wie geplant. Das organische Wachstum lag bei nur 0,5 %. Henkel hat vor allem Haarpflegeprodukte im Programm. Etwa 1 Mrd. Euro Umsatz entfällt laut Van Bylen auf das Friseurgeschäft, in dem Henkel weltweit Position 3 für sich reklamiert. Nicht ganz rund läuft es derzeit jedoch im Retailgeschäft. Hier habe Henkel in einigen Märkten in Europa Marktanteile verloren, sagte Van Bylen. Er gehe aber davon aus, dass sich die Zeiten wieder ändern. Er betonte, Henkel sei in allen drei Unternehmensbereichen gut aufgestellt.Eine Schwäche offenbarte jedoch auch das Geschäft mit Klebstoffen für Konsumenten und Handwerker. Hier ging die bereinigte operative Marge deutlich um 70 Basispunkte auf 15,4 % zurück. Nur hier sank das Ebit – und zwar um 4 % auf 281 Mill. Euro. Finanzchef Knobel führte Rohstoffpreissteigerungen an, die Henkel in diesem Segment nicht habe weitergeben können. Ganz anders im Klebstoff-Industriegeschäft: Es brillierte mit einer Rendite von 19,2 % (plus 50 Basispunkte) und ist damit die derzeit profitabelste Sparte der Henkel-Welt.Doch nicht nur das operative Geschäft war für das Rekord-Nettoergebnis des Konzerns von 2,5 Mrd. Euro (+ 21 %) verantwortlich. Die US-Körperschaftsteuerreform brachte einen positiven Sondereffekt von 270 Mill. Euro durch die Neubewertung latenter Steuern. Henkel kündigte an, die Dividende je Vorzugsaktie um 10 % auf 1,79 Euro anzuheben, was einer Ausschüttungsquote von 30 % entspricht. Der Konzern will künftig noch effizienter werden. Bis 2020 verspricht der Vorstand jährliche Effizienzgewinne von mehr als 500 Mill. Euro, gut 100 Mill. Euro seien davon bereits 2017 realisiert worden, führte Knobel aus. Unter anderem will Henkel mit Hilfe von Big Data und neuen Analysetools seine Marketingausgaben besser steuern.Nicht zufrieden zeigte sich Knobel mit der Entwicklung des Nettoumlaufvermögens. Es kletterte um 130 Basispunkte auf 4,8 % des Umsatzes. Zur Hälfte habe das an den neuen Töchtern gelegen, deren Working Capital Management noch nicht das Niveau von Henkel habe. Zur Hälfte seien es jedoch eigene Themen gewesen, die der Konzern angehen werde. Knobel nannte höhere Vorräte und mehr Forderungen an Kunden. So sei es denn auch Ziel, den rückläufigen Free Cash-flow wieder zu steigern.