Henkel sucht intensiv nach Zukäufen

Konsumgüterkonzern identifiziert Kandidaten - Kritik an Dividendenhöhe auf der Hauptversammlung

Henkel sucht intensiv nach Zukäufen

Henkel hat für Zukäufe einen Milliardenspielraum. Der Vorstand will sich in allen Sparten verstärken. Klappt das nicht, hätten die Kleinaktionäre gern mehr Dividende. Beim organischen Wachstum legt der Familienkonzern seinen Fokus klar auf die Schwellenländer.ak Düsseldorf – Der Henkel-Konzern ist intensiv auf der Suche nach Akquisitionszielen für alle Unternehmensbereiche. Henkel-Chef Kasper Rorsted bezifferte auf der Hauptversammlung den finanziellen Spielraum auf Basis der Zahlen des Jahres 2012 auf 3,5 bis 4 Mrd. Euro, ohne dass das derzeitige “A”Rating gefährdet sei. Damit ist die Führung des Klebstoff- und Konsumgüterkonzerns noch ein bisschen mutiger geworden – vor einem halben Jahr waren 3 Mrd. Euro genannt worden.Laut Rorsted will Henkel sich im Konsumentengeschäft vor allem in den Regionen und Kategorien verstärken, bei Klebstoffen geht es dem Dax-Konzern um die technische Vorherrschaft. Henkel ist mit einem Spartenumsatz von mehr als 8 Mrd. Euro Weltmarktführer in der stark fragmentierten Klebstoffbranche. Finanzvorstand Carsten Knobel sprach von einer “klaren Priorisierung von Akquisitionszielen, die wir intensiv bearbeiten”. Ausschlaggebend sei, ob ein Kandidat strategisch passe und Wertschöpfungspotenzial mitbringe. Spezifische Länderrisiken würden bei den Renditeanforderungen berücksichtigt.Mit konkreten Aussagen zum Jahresstart hielt Rorsted sich zurück, warnte jedoch nach dem Rekordjahr 2012 allgemein vor zu viel Euphorie und verwies auf das schwierige wirtschaftliche globale Umfeld.”Wir erwarten im Euroraum im laufenden Jahr eher eine Verschärfung als eine Besserung der Lage”, sagte Rorsted vor etwa 1 500 Aktionären in Düsseldorf, die gut 54 % des Grundkapitals vertraten. Der Henkel-Chef betonte aber, dass der Dax-Konzern seine Jahresziele bestätige – getragen von den robusten Aussichten in den weltweiten Wachstumsregionen, allen voran Asien. Die aktuelle Eskalation auf der koreanischen Halbinsel erwähnte er mit keinem Wort. Aufsichtsratsgröße bleibtAus den Wachstumsregionen in Osteuropa, Lateinamerika und Asien soll bis 2016 die Hälfte des Konzernumsatzes kommen. Im vergangenen Jahr waren es 44 %. In drei Jahren sollen von den 20 umsatzstärksten Ländern 12 aus den Wachstumsregionen kommen. In China baut Henkel derzeit die größte Klebstofffabrik weltweit. Sie soll im Sommer dieses Jahres in Betrieb gehen. Die Kosten lägen voll im Plan, betonte Rorsted, auch mit Blick auf fehlkalkulierte Großprojekte anderer Konzerne. Nur zeitlich habe es eine Verzögerung durch das Genehmigungsprozedere der chinesischen Behörden gegeben.Die Globalisierung macht sich auch in der Beschäftigtenverteilung bemerkbar. Henkel beschäftigt derzeit weniger als 10 000 Mitarbeiter in Deutschland, will aber den Aufsichtsrat nicht, wie es gesetzlich möglich wäre, von 16 auf 12 Mitglieder verkleinern. Die Hauptversammlung verabschiedete eine entsprechende Satzungsänderung, wonach die Größe des Kontrollgremiums auch künftig unabhängig von der Beschäftigtenzahl in Deutschland erhalten bleibt.Die Aktionäre hatten an der Entwicklung von Henkel wenig zu bemängeln. Stattdessen kam viel Beifall für die Rekordzahlen des vergangenen Jahres. “Ich bin froh, dass Sie kein Ankündigungsmanager sind”, lobte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz außerdem die konservative Prognosehaltung des Henkel-Chefs. Ein Dauerbrenner bei der Kritik ist jedoch seit Jahren die Höhe der Ausschüttung. “Bei der Dividende ist noch Luft nach oben”, sagte Benner-Heinacher. Wenn Henkel bei der Akquisitionssuche nicht weiterkomme, sollte doch über die Erhöhung der Ausschüttungsquote nachgedacht werden. Der Konzern schüttet traditionell ein Viertel des bereinigten Konzernergebnisses aus.