Hoch, aber noch nicht zu hoch
wb Frankfurt – Über 800 Mrd. Dollar an Mittelzusagen von Investoren für Private Equity harren weltweit der Anlage. Die längerfristigen Allokationspläne der Institutionellen sehen Zuwächse von über 50 und mehr als 60 % für Private Equity bzw. Private Debt vor, zeigen Umfragen. Und die Renditeerwartungen liegen für diese Assetklasse größtenteils bei 12 bis 16 % und damit über denen für Immobilien und Infrastruktur. Diese große weite Welt der Investoren ist längst auch im deutschen Mittelstand angekommen, wo Finanzinvestoren stärker hoffähig sind. Hier tummeln sich nach Einschätzung von Torsten Grede, dem Vorstandssprecher der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), um die 40 paneuropäische Fonds in dem Marktsegment mit Bewertungen von jeweils 50 Mill. bis 250 Mill. Euro. Die DBAG ist vor Equistone der aktivste Investor im deutschen Mittelstand, zeigen die Deals von 2007 bis 2016 mit 18 Deals der DBAG und 17 Transaktionen von Equistone.Die Preise am deutschen Private-Equity-Markt sind derzeit nach Einschätzung von Grede zwar hoch, aber “noch nicht gefährlich überzogen”. Der DBAG-Chef schließt dies, wie er vor Journalisten in Frankfurt sagte, aus der Einschätzung von Investmentmanagern aus mehr als 50 hierzulande tätigen Private-Equity-Häusern. Dabei beeinflusse natürlich das Geschäftsmodell das Bewertungsniveau. Im Maschinenbau lasse sich 2016 das Verhältnis von Enterprise Value zu operativem Ergebnis (Ebitda) über den Daumen gepeilt auf 7,3 taxieren.In einigen Branchen gebe es aber durchaus das Risiko übertriebener Bewertungen. Insbesondere die Preise für Medizintechnik- und Technologieunternehmen seien inzwischen so hoch, dass hier eine Blasenbildung drohe. Als am wenigsten überbewertet gelten dem DBAG-Chef zufolge Handelsunternehmen sowie Autozulieferer und Maschinenbauer – letztere beiden Branchen sind traditionell die Spielwiese der DBAG. Sie hat sich zuletzt mit einem Fonds über gut 1 Mrd. Euro in Deutschland an die Spitze gesetzt und kann nun bis zu 200 Mill. Eigenkapital pro Transaktion lockermachen (vgl. BZ vom 28.7.2016).Den Kapitalüberhang für Buy-outs im Mittelstand schätzt Grede branchenweit grob auf 5 Mrd. Euro, wobei das Kapitalangebot (ein Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital von 50:50 unterstellt) bei 20 Mrd. Euro liege. Investiert wird ungeachtet der hohen Bewertungen kräftig: Im alten Turnus haben Finanzinvestoren im Mittelstand so viele Buy-outs strukturiert wie seit dem Rekordjahr 2007 nicht. Doch bloß die Hälfte der Deals, 17 von 34, entfiel auf Branchen, in denen die Preisentwicklung “weniger dynamisch” verlaufen sei. Private-Equity-Häuser finanzierten demnach 2016 Buy-outs in Mid Caps für 3,6 Mrd. nach 2,7 Mrd. Euro zuvor. Der durchschnittliche Unternehmenswert kletterte um 15 % auf 105 Mill. Euro.Ungewöhnlich viele Transaktionen gingen laut Grede auf Veräußerungen von Familienunternehmen zurück. In nahezu jedem dritten Fall wurde auf diese Weise die Nachfolge in der Rolle des Mehrheitsgesellschafters gestaltet. Dies sei seit 15 Jahren der mit Abstand höchste Anteil von Familiennachfolgeregelungen in Buy-outs.