Hochtief schafft die Trendwende

Verlustphase überstanden - Elbphilharmonie als letzte Altlast - Umsatzprognose angehoben

Hochtief schafft die Trendwende

Der Baukonzern Hochtief findet nach langer Durststrecke zurück in die Gewinnzone. Die defizitären Großprojekte sind größtenteils abgearbeitet, der Vorstand hebt die Umsatzprognose für 2012 leicht an. Die Investoren bejubeln den Zwischenbericht.ak Düsseldorf – Hochtief ist wieder obenauf. Der Baukonzern gehörte am Mittwoch zu den ganz wenigen Gewinnern im MDax. Erstmals seit vielen Monaten dominierten bei den Essenern nicht die Molltöne in einem Zwischenbericht. Die rege Nachfrage der Investoren bescherte den Aktien kurzzeitig sogar einen zweistelligen Kurssprung, am Ende blieb ein Plus von 3 %.Die beiden Kernbotschaften lauteten: Die Nachfrage nach Hochtiefs Dienstleistungen und Know-how ist derzeit hoch, und die Belastungen aus der jüngeren Vergangenheit sind bis auf eine Ausnahme bewältigt. Vor allem zwei milliardenschwere fehlkalkulierte Projekte der australischen Tochter Leighton hatten Hochtief 2011 und im ersten Halbjahr 2012 in die roten Zahlen gezogen. Jetzt gab Vorstandschef Frank Stieler bekannt, dass der Airport Link in Brisbane übergeben sei und der Verkehr rolle. Auch die Meerwasserentsalzungsanlage Victorian Desalination Plant in Melbourne hat ihren Betrieb aufgenommen und soll bis Ende des Jahres fertiggestellt sein. Sorgenkind bleibt die Elbphilharmonie in Hamburg. Hier dauern die Verhandlungen über eine Neuordnung der Projektstrukturen an. Dabei geht es laut Stieler unter anderem um die Frage, wer die Kosten für Planungsfehler übernimmt. Hochtief hatte bereits im zweiten Quartal mit einer Vorsorge im zweistelligen Millionenbereich bilanziell vorgesorgt.Mit einem betrieblichen Ergebnis (Ebita) im dritten Quartal von 338 Mill. Euro konnte Hochtief die Kennzahl für die ersten neun Monate im Jahresvergleich um eine halbe Mrd. Euro auf 512 Mill. Euro steigern. Unterm Strich landete der Konzern nach drei Vierteln des Geschäftsjahres mit 92 (- 57) Mill. Euro endlich wieder in den schwarzen Zahlen.Zweistellige Zuwachsraten verzeichnete Hochtief bei Bestellungen und Erlösen. Der Auftragseingang steigerte sich in den ersten neun Monaten um 38 % auf 22,2 Mrd. Euro und soll nach wie vor das hohe Vorjahresniveau erreichen. Dafür fehlen dem Baukonzern nur noch gut 3 Mrd. Euro.Bei Umsatz und Auftragsbestand, bei denen Hochtief bisher mit Einbußen gerechnet hatte, wagte Vorstandschef Stieler jetzt etwas mehr Optimismus. Er prognostizierte, dass auch hier das Niveau von 2011 erreicht werde. De facto übertraf das Orderbuch mit 50,4 Mrd. Euro Ende September den Stand von Ende 2011. Laut Hochtief ist das Unternehmen damit rein rechnerisch bei anhaltend hoher Leistung auf 20 Monate ausgelastet.Die Gewinnziele dagegen bezeichnet Stieler als ambitioniert. Er bestätigte zwar ein angestrebtes Vorsteuerergebnis von leicht unter 550 Mill. Euro und einen Konzerngewinn von knapp 180 Mill. Euro, schrieb jedoch im Zwischenbericht: “Nach den Vorsorgen, die wir in Europa im ersten Halbjahr getroffen haben, wird es aber deutlich anspruchsvoller, diese Ziele zu erreichen.” Leighton plant VerkäufeDer Blick auf die Hochtief-Divisionen zeigt, dass die australische Tochter Leighton in ihre alte Rolle als Gewinntreiberin des Konzern zurückgefunden hat. Das Vorsteuerergebnis erreichte nach neun Monaten 258 Mill. Euro, nach einem Verlust von 300 Mill. Euro im Vorjahr. Darin enthalten ist auch ein außerordentlicher Beitrag von 93 Mill. Euro aus dem Verkauf von Thiess Waste Management. Leighton hegt weitere Verkaufspläne und will sich von den Telekommunikationsgeschäften Nextgen Networks, Metronode und Infoplex trennen.Einen bemerkenswerten Sprung um wechselkursbereinigt 48 % auf 14,1 Mrd. Euro legte der Auftragseingang hin. Leighton erhielt neue große Aufträge im Contract Mining, bei Verkehrsprojekten, Energieinfrastruktur und Metropolengestaltung.Ein gemischtes Bild boten die nordamerikanischen Aktivitäten, die konträre Entwicklungen im Hoch- und Tiefbau verzeichneten. Während die Tochter Turner von einer stabilen Entwicklung und vielen Aufträgen profitierte, belasteten eine zu geringe Auslastung sowie einzelne Verlustprojekte das Ergebnis von Flatiron. Dadurch halbierte sich das Vorsteuerergebnis der gesamten Division auf 51 Mill. Euro. Ergebnisrückgang bei AirportBei Hochtief Europe gelang zwar im dritten Quartal die Rückkehr in die Gewinnzone, doch war das wesentlich auf den Verkauf einer Beteiligung an einer chilenischen Mautautobahn zurückzuführen. Das Neunmonatsergebnis ist dagegen stark durch die Elbphilharmonie belastet.Keine Neuigkeiten bot Hochtief zum immer noch ausstehenden Verkauf der sechs Flughafenbeteiligungen. Das Vorsteuerergebnis der Aktivitäten, die in der Bilanz als zu veräußerndes Vermögen auftauchen, war jedoch deutlich rückläufig – nach neun Monaten brach es um 27 % auf 68 Mill. Euro ein, wie aus einer Analystenpräsentation hervorgeht.