Konsumgütersektor

Hohe Margen mit Schnaps und Tabak

Nestlé, Procter & Gamble, Pepsico und Unilever haben ihre Spitzenpositionen unter den Lieferanten für den Lebensmitteleinzelhandel verteidigt. Wie aus der jährlichen Rangliste des britischen Beratungsunternehmens OC&C hervorgeht, waren die margenstärksten Konzerne 2020 aber Tabak- und Schnapshersteller.

Hohe Margen mit Schnaps und Tabak

md Frankfurt

Tabakkonzerne und Spirituosenhersteller weisen unter den 50 Konsumgüterherstellern, die weltweit mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) die größten Umsätze erzielen, die höchsten Renditen auf. Spitzenreiter ist der in Europa nahezu unbekannte chinesische Schnapsbrenner Kweichow Moutai, wie aus dem jüngsten Ranking des britischen Beratungsunternehmens OC&C hervorgeht. Das gemessen am Umsatz an 32. Stelle liegende Unternehmen kommt auf eine Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz) von 78,5%, wie die „Lebensmittel Zeitung“ berechnet hat. Dahinter folgen die Zigarettenhersteller Altria (51,8%), Philip Morris International (40,7%) und British American Tobacco (37,9%).

Komplexe Zigarettenindustrie

Altria ist der Mutterkonzern von Philip Morris USA, die u.a. Marlboro – die weltweit meistverkaufte Zigarettenmarke – und L&M vertreibt; allerdings nur in den USA. Unabhängig von Altria ist dagegen Philip Morris International, die im März 2008 von Altria abgespalten wurde und in der Umsatzrangliste an achter Stelle und damit zehn Plätze vor der ehemaligen Mutter liegt. Philip Morris International ist der weltweit größte private Hersteller von Tabakprodukten. Sechs der 15 meistverkauften Zigarettenmarken gehören dem Konzern, der seine Marken – darunter die von Philip Morris USA nur im Inland vertriebenen Labels Marlboro und L&M – auf allen Märkten außer den USA verkauft.

Altria hält zudem rund 10% an Anheuser-Busch Inbev, die im Rendite-Ranking auf Platz 6 mit einer Ebit-Marge von 27,5% liegt. Damit liegt der weltgrößte Brauereikonzern etwas hinter dem Spirituosenanbieter Diageo (Johnnie Walker, Smirnoff, Baileys) und dem Softdrink-Hersteller Coca-Cola, die auf Umsatzrenditen von rund 32% und 30% kommen. An achter Stelle taucht mit einer Marge von 26,8% Pernod Ricard (Absolut, Martell, Chivas Regal, Ballantine’s) und damit abermals eine Großdestillerie auf.

Bevor auf Platz 10 wieder ein Tabakkonzern – Japan Tobacco (Camel, Winston) mit 23,3% – erscheint, taucht mit Colgate Palmolive der erste breit diversifizierte Konsumgüterkonzern auf Rang 9 auf.  An elfter Stelle folgt mit Procter & Gamble der nach Umsatz weltweit zweitgrößte Lieferant des LEH. Dem US-Konsumgüterriesen gehören Marken wie Pampers (Windeln), Ariel (Waschmittel), Blend-a-med (Zahnhygiene) und Braun (Elektrogeräte); laut der „Lebensmittel Zeitung“ kommt P&G auf eine Rendite von 22,3%.

Insgesamt kommen, wenn man L’Oréal mit einer Umsatzrendite von 19,9% hinzurechnet, 15 der 50 größten Konsumgüterhersteller, die den LEH beliefern, auf Margen von 20% oder mehr. Am unteren Ende der Renditerangliste stehen 14 Firmen, deren Marge nur einstellig ist. Aus dem Kreis der erlösstärksten Konzerne gehören dazu der brasilianische Fleischverarbeiter JBS (7,4%) und der US-Lebensmittelkonzern Tyson Foods (7,2%). Nur ganz knapp in den zweistelligen Bereich haben es der niederländische Bierkonzern Heineken (10,1%), der US-Lebensmittelkonzern Hormel (10,2%) und der japanische Getränkekonzern Suntory (10,4%) geschafft. Damit fällt Suntory, die einen Großteil des Umsatzes mit Spirituosen macht, unter den sonst margenstarken Großdestillerien aus dem Rahmen.  

Eine gerade noch zweistellige Rendite weist mit 10,2% auch Henkel auf – der einzige deutsche Konzern, der es unter die Top 50 der weltweit bedeutendsten Konsumgüterzulieferer des Handels geschafft hat. Der Anbieter der Waschmittelmarken Persil und Perwoll sowie von Ata-Scheuermittel, Somat-Geschirrspülmittel und Schwarzkopf-Haarpflegeprodukten kommt mit Erlösen von 12,8 Mrd. Dollar (ohne die Industrieklebstoffsparte) auf Rang 34.

Oetker ohne Chance

OC&C Strategy Consultants nimmt in ihre Rangliste lediglich börsennotierte Konzerne auf. Familiengeführte Unternehmen wie Ferrero und Mars werden daher nicht berücksichtigt; das gilt auch für die Oetker-Gruppe. Sie hätte es mit einem Umsatz von umgerechnet 8,5 Mrd. Dollar aber ohnehin nicht unter die Top 50 geschafft.

Während es in der Umsatzrangliste im Vergleich zum Vorjahr zu zahlreichen Verschiebungen kam, blieben die vier ersten Plätze unverändert, was auch am großen Abstand zum Fünften (JBS) liegt. Unangefochten auf Platz 1 liegt der Vielmarkenkonzern Nestlé, der weltgrößte Lebensmittelanbieter aus der Schweiz (Nescafé, Nesquik, Nespresso, Maggi, Thomy, Wagner, Kitkat, Choclait Chips, Smarties, Schöller, Perrier, Vittel u.a.), der auf 93,6 Mrd. Dollar an Erlösen mit dem LEH kam. An zweiter Stelle liegt Procter& Gamble (70,6 Mrd. Dollar), knapp dahinter folgt Pepsico (70,4 Mrd. Dollar). Die britisch-niederländische Unilever, die sowohl Lebensmittel (Knorr, Pfanni, Langnese, Lipton) als auch Pflegeprodukte (Axe, Dove, Rexona, Signal, Coral, Domestos, Viss) vertreibt, ist mit 61,6 Mrd. Dollar aber noch weit von einem Podestplatz entfernt.

Die wichtigsten Konsumgüterhersteller für den Lebensmittel-Einzelhandel
Lieferanten-Ranking nach Umsatz 2020
UnternehmenUmsatz im LEH (Mill. Dollar)Ebit-Marge * (%)UnternehmenUmsatz im LEH (Mill. Dollar)Ebit-Marge * (%)
Nestlé (Schweiz)93 61017,7BAT (Großbritannien)36 30437,9
Procter & Gamble (USA)70 55522,3L’Oréal (Frankreich)34 01219,9
Pepsico (USA)70 37214,3Coca-Cola (USA)33 01430,2
Unilever (GB/Niederlande)61 63318,8Danone (Frankreich)28 70015,1
JBS (Brasilien)51 0717,4Philip Morris Int. (USA)28 69440,7
Anh.-Busch Inbev (Belgien)46 88127,5Mondelez (USA)26 58120,3
Tyson Foods (USA)43 1857,2Kraft Heinz (USA)26 18522,2
*) Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zum UmsatzQuelle: OC&C Strategy Consultants, Lebensmittel-ZeitungBörsen-Zeitung