Aktie geht hoch

Holcim übernimmt „Ytong“-Hersteller Xella

Jeder Hausbauer kennt sie: die „Ytong“-Steine aus Porenbeton. Jetzt hat der Hersteller mit ohnehin wechselvoller Geschichte einen neuen Besitzer.

Holcim übernimmt „Ytong“-Hersteller Xella

Holcim übernimmt „Ytong“-Hersteller Xella

Reuters Zürich/München

Der Schweizer Zementkonzern Holcim übernimmt den deutschen Baustoff-Hersteller Xella. Holcim wolle mit dem Zukauf für 1,85 Mrd. Euro sein Angebot an Bau- und Dämmsystemen für Wände ausbauen und den wachsenden europäischen Markt für Gebäudesanierungen erschließen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Analysten begrüßten den Zukauf. Holcim-Titel zogen bis zum Nachmittag um 2,4% an.

Die Transaktion ist ein Schritt hin zum Ziel, den Anteil des bisherigen Kerngeschäfts mit Zement am Geschäftsvolumen zu verringern und klimafreundlichere Bauprodukte wie Dach- und Dämmsysteme auszubauen. „Diese strategische Übernahme ist ein Meilenstein in unserer Vision, der führende Partner für nachhaltiges Bauen zu sein“, sagte Konzernchef Miljan Gutovic.

Hersteller des „Ytong“-Porenbetons

Die Duisburger Xella bietet unter Marken wie „Ytong“, „Silka“, „Hebel“ und „Multipor“ Bau- und Dämmstoffe. Am bekanntesten ist der „Ytong“-Porenbeton. Das Unternehmen beschäftigt gut 4.000 Mitarbeiter und erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von rund 1 Mrd. Euro. Für Holcim rechnen Analysten mit einem Umsatz von rund 16 Mrd. Franken.

Xella hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der Mischkonzern Haniel hatte seine Baustoffsparte 2008 an die Finanzinvestoren PAI Partners und Goldman Sachs verkauft. Nach einem vergeblichen Anlauf, das Geschäft an die Börse zu bringen, reichten sie Xella 2016 für 2,2 Mrd. Euro an Lone Star weiter. Die Amerikaner fokussierten das Unternehmen auf Wandsysteme und trennten sich von der Kalk-Tochter Fels, die an die irische CRH verkauft wurde.

Wohnungsbau vor Aufschwung

Die europäische Renovierungsraten dürften sich Schätzungen der EU zufolge in den kommenden Jahren verdoppeln, um die Energieeffizienz älterer Gebäude zu verbessern. Der europäische Wandbaustoffmarkt wird laut Holcim bis 2030 voraussichtlich auf 16 Mrd. Euro wachsen. Der Konzern verwies auf Energieeffizienz-Vorschriften und die Nachfrage nach 10 Millionen neuen Wohnungen.

Die Übernahme ergänze das bestehende Gebäudeportfolio von Holcim in hohem Maße, erklärte Vontobel-Analyst Mark Diethelm. Xella habe in den vergangenen 3 Jahren unter dem schwachen deutschen und europäischen Wohnungs-Neubau gelitten. Daher sei der Kaufpreis attraktiv. Nun stehe der deutsche Wohnungsbau aber vor einem Aufschwung.

Die Übernahme steht Holcim zufolge unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Behörden und soll voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2026 abgeschlossen werden. Die Übernahme werde sich bereits im ersten Jahr positiv auf den Gewinn pro Aktie und auf den freien Barmittelzufluss  auswirken, erklärte der Schweizer Konzern. Ab dem dritten Jahr rechnet Holcim mit Synergien beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von jährlich 60 Mill. Euro.

Zukauf für 1,85 Mrd. Euro soll Abhängigkeit vom Kerngeschäft mit Zement weiter reduzieren – Aktie steigt

Holcim möchte sich unabhängiger machen von seinem Hauptgeschäft mit Zement. Deshalb haben die Schweizer nun in einem Milliarden-Deal den deutschen Baustoff-Hersteller Xella übernommen, bekannt für seine „Ytong“-Steine. Der Konzern verspricht sich schon im ersten Jahr einen merklichen Effekt.